Sourcing-Markt in EMEA klettert in Q1 auf Rekordhöhe

EMEA ISG Index: Großbritannien hinkt wegen anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit dem übrigen Europa hinterher. DACH-Region agiert als Treiber. [...]

DACH hat den gesamten EMEA-Markt in den vergangenen zwölf Monaten mit nach oben gezogen. (c) Natalia Merzlyakova - Fotolia
DACH hat den gesamten EMEA-Markt in den vergangenen zwölf Monaten mit nach oben gezogen. (c) Natalia Merzlyakova - Fotolia

Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit ist der Sourcing-Markt in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) auf Rekordhöhen geklettert. Im ersten Quartal dieses Jahres erreichte er einen Gesamtmarktwert von 3,9 Milliarden Euro, was einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres entspricht. Dies meldet der aktuelle EMEA ISG Index auf Basis der neuesten Zahlen der Sourcing-Branche. Er wird von Information Services Group (ISG) herausgegeben, einem Marktforschungs- und Beratungshaus im Technologie-Segment.

Der EMEA ISG Index erfasst Outsourcing-Abschlüsse der Privatwirtschaft mit einem jährlichen Vertragsvolumen (Annual Contract Value, ACV) von mindestens 4 Millionen Euro und meldet aktuell ein starkes Wachstum sowohl beim traditionellen als auch beim As-a-Service-Sourcing.

Beim traditionellen Sourcing weist die ISG-Studie für das erste Quartal 2019 ein ACV von 2,6 Milliarden Euro auf, was im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres einem Plus von 24 Prozent entspricht. Dabei stieg das Marktvolumen des IT-Outsourcings (ITO) um fast 30 Prozent. Dies ist vor allem die Folge des Wachstums von Services bei Application Development & Maintenance (ADM) sowie einigen großen Infrastruktur-Neuprojekten. Business Process Outsourcing (BPO) legte um 10 Prozent zu, vor allem wegen branchenspezifischer Entwicklungen sowie der steigenden Nachfrage nach Büro-Dienstleistungen. Hier setzen mehr und mehr Unternehmen auf Co-Working und flexible Arbeitsplätze. Obwohl die Anzahl der Neuverträge um 7 Prozent sank, gab es bei Großabschlüssen von mehr als 32 Millionen Euro Umfang ein Wachstum von 58 Prozent.

Das As-a-Service-Vertragsvolumen legte um 21 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zu, da mehr und mehr Aufgaben in die Cloud verlagert werden. Das Wachstum des ersten Quartals geht alleine auf das Konto von Infrastructure-as-a-Service (IaaS), das um 33 Prozent auf über eine Milliarde Euro anstieg. Währenddessen gab Software-as-a-Service um 4 Prozent auf 346 Millionen Euro nach.

„Die digitale Transformation zeigt keinerlei Anzeichen der Verlangsamung“, sagt Friedrich Löer, Partner bei ISG Information Services Group Germany. „Europäische Unternehmen investieren in ihre Zukunft und das, obwohl die politische und wirtschaftliche Unsicherheit anhält und das Ausstiegsdatum des Brexit um weitere sechs Monate verschoben wurde. Ein Großteil des europäischen Marktwachstums speist sich aus einem robusten IaaS-Markt, bei dem hybride und Multi-Cloud-Lösungen das Mittel der Wahl darstellen. Aufseiten des traditionellen Sourcings stellt die Anwendungsentwicklung und -wartung einen wichtigen Treiber dar, da Unternehmen derzeit deutlich in die Modernisierung ihrer IT-Anwendungen und -Architekturen investieren.“

Weltweit legte das ACV des gesamten Sourcing-Markts im ersten Quartal 2019 um 12 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro zu. Bei einem Plus von im Jahresvergleich 26 Prozent stieg das Vertragsvolumen von As-a-Service erstmals über die Fünf-Milliarden-Euro-Marke, während das traditionelle Sourcing um 2 Prozent nach oben kletterte.

Ergebnisse nach Ländern

Das Marktvolumen des traditionellen Sourcings im Vereinigten Königreich wuchs in den vergangenen zwölf Monaten im Vergleich zum Vorjahr um moderate 7 Prozent, obwohl die Anzahl der abgeschlossenen Neuverträge gleichblieb. Angesichts des erneut verschobenen Austrittsdatums und der damit einhergehenden Ungewissheit über die zu erwartenden Brexit-Modalitäten, zeigen sich britische Unternehmen bei ihren Investitionen ins traditionelle Sourcing weiter zurückhaltend. Stattdessen konzentrieren sie ihre Ausgaben auf neue Technologien, die ihre Agilität und Effizienz erhöhen.

Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH) haben den gesamten EMEA-Markt in den vergangenen zwölf Monaten mit nach oben gezogen. Nach einigen Quartalen eher lustloser Vertragsaktivitäten legte das traditionelle Sourcing in DACH um 63 Prozent auf knapp über 3 Milliarden Euro zu, während die Zahl der Neuverträge um 23 Prozent anstieg. Ursache sind unter anderem die Unterzeichnung einiger Verträge, die zuvor wegen der Unsicherheit in Zusammenhang mit dem Brexit sowie einer sich abkühlenden deutschen Wirtschaft vertagt wurden. Das traditionelle Sourcing profitierte auch von den erhöhten M&A-Aktivitäten (M&A, Mergers & Acquisitions) in DACH. Das Wachstum des IT-Outsourcings wurde dabei auch von der steigenden Nachfrage nach Rechenzentrums-Kapazitäten befeuert, die für Digitalisierungsprojekte, wie das autonome Fahren, Big Data Analytics und das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT), gebraucht werden.

Währenddessen verzeichnete Frankreich ein stetiges Wachstum beim traditionellen Sourcing. Hier nahm das ACV in den vergangenen zwölf Monaten um 9 Prozent auf 780 Millionen Euro zu, obwohl die Zahl der Vertragsabschlüsse um 24 Prozent zurückging. Das Marktwachstum geht vor allem auf die Unterzeichnung größerer Verträge zurück.

In Skandinavien wuchs das traditionelle Sourcing in den vergangenen zwölf Monaten um 26 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig stieg die Zahl der Verträge um 11 Prozent. Auch die kleineren Märkte in EMEA entwickelten sich positiv. Zuwächse erzielten Südeuropa, Afrika/Naher Osten sowie Russland/Osteuropa.

Ergebnisse nach Branchen

Sowohl mit Blick auf die As-a-Service-Vertragsaktivitäten als auch auf das traditionelle Sourcing wiesen alle Branchen in den vergangenen zwölf Monaten eine wachsende Nachfrage auf. Führend waren die Fertigungsindustrie und Finanzdienstleister, die beide jeweils ein ACV von 2,5 Milliarden Euro verzeichneten und dabei um 47 Prozent beziehungsweise 37 Prozent wuchsen. In beiden Branchen nahm das As-a-Service-Vertragsvolumen im Vergleich zu den zwölf Monaten zuvor um ein Drittel zu. Treiber waren vor allem der Bedarf an Lösungen, die eine zukunftsfähige Kundenorientierung und einem schnelleren Marktzugang erlauben.

Der Handel meldete trotz eines allgemein eher verhaltenen Marktumfelds beim As-a-Service-ACV ein Plus von 33 Prozent im Vergleich zu den zwölf Monaten zuvor. Die Schwierigkeiten, mit denen derzeit viele etablierte Handelsunternehmen zu kämpfen haben, bringen viele von ihnen dazu, digitale Technologien einzusetzen, um ihre Agilität zu verbessern und Kosten zu senken.

Ausblick

„Das Wirtschaftswachstum in Europa und China hat sich verlangsamt“, sagt Friedrich Löer. „Großunternehmen scheinen sich zudem für das zweite Halbjahr auf eine geschäftliche Abkühlung in den USA vorzubereiten. So besteht weiter die Furcht vor einem umfassenderen, weltweiten Abschwung. Ungeachtet dessen sind die langfristigen Aussichten für das Sourcing positiv. Wir sagen dem weltweiten As-a-Service-Markt weiterhin ein Jahreswachstum von 25 Prozent voraus. Vor allem die Nachfrage nach Infrastructure-as-a-Service bleibt anhaltend stark, da die Unternehmen weiter in ihre digitale Transformation investieren. Für das traditionelle Sourcing hingegen senken wir unsere Jahresprognose von 4,5 Prozent auf 3,2 Prozent Wachstum. Hier wirken sich der vergleichsweise verhaltene Start der amerikanischen Märkte und die weltweit verbreiteten makroökonomischen Sorgen stärker aus.“


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