Soziale Kompetenz: 10 wichtige Soft Skills für IT-Jobs

Was IT-ler lange für überflüssig und luschig hielten, ist zum zentralen Erfolgsfaktor geworden: soziale Kompetenz. Worauf es dabei für Nerds und CIOs ankommt. [...]

Kommunizieren, ohne dem Adressaten direkt begegnen zu müssen, ist vor allem unter echten Nerds sehr beliebt (c) pixabay.com

Was ist der Unterschied zwischen einem introvertierten und einem extrovertierten Programmierer? Wenn Sie mit dem introvertierten sprechen, dann guckt er dabei auf seine Schuhe. Und der extrovertierte? Der Guckt während des Gesprächs auf IHRE Schuhe …

Kleiner Witz. Die Botschaft dahinter lautet, dass viele IT-ler in Punkto Soft Skills völlig hoffnungslose Kandidaten sind und selbst die Geschmeidigsten von ihnen nicht in der Lage, leidlich offen und angstfrei zu kommunizieren.

Das Klischee ist zugegebenermaßen etwas verschlissen und stimmt auch so pauschal nicht mehr. Was vor allem daran liegt, dass es sich heute niemand mehr leisten kann, auf Networking und Nettigkeiten zu verzichten. IT durchdringt jedes Faser des Unternehmens, einfach seinen Code zu schreiben und sich sonst um nichts kümmern, das geht nicht mehr.

Alle wissen das, dennoch gibt es in punkto Soft Skills im Job noch immer Nachholbedarf. Wir sagen, welche Eigenschaften besonders wichtig sind und warum.

1. Kommunikation

Schriftlich zu kommunizieren ist für die meisten IT-ler kein Problem. Erstens beschäftigen sie sich ohnehin ständig mit dem Computer, und zweitens sorgt das technische Hilfsmittel zugleich für jenen Anstand zum Angesprochenen, der vielen sehr recht ist. Jedes Problem lässt sich damit aber nicht lösen. Oft ist die unmittelbare Reaktion des Gegenübers essenziell, um zu erfahren, wie er wirklich über ein Problem oder ein Projekt denkt.

Wichtig ist – vor allem für IT-Führungskräfte – auch die Fähigkeit, Projekte so zu erklären und zu vermitteln, dass sie auch technisch Unbedarfte verstehen. Denn wie sonst sollte es möglich sein, notwendige Sponsoren für die eigenen Ideen zu gewinnen.

2. Zuhören

Gerne wird heute auch der Begriff des „aktiven Zuhörens“ verwendet. Gemeint ist damit die Fähigkeit und Bereitschaft, Zwischenfragen zu stellen und damit vielleicht auch zuzugeben, dass man das eine oder andere nicht verstanden hat. Nur mit dieser Art von Dialog kommt man in der Sache wirklich weiter.

3. Teamarbeit

Der beliebte Satz „Teamwork wird überschätzt“ ist häufig lediglich eine Chiffre für „Teamwork ist mir zu anstrengend“. Doch gerade im Projektgeschäft geht es natürlich niemals ohne. Und das bedeutet nicht nur, sich unterordnen zu können, sondern auch zu entscheiden, wann man die Führungsrolle übernehmen sollte und wie diese Rolle am besten auszufüllen ist.

4. Führungsqualität

Und in diese Rolle geraten IT-ler auch dann regelmäßig, wenn sie nicht formal Abteilungsleiter oder CIO sind. Zum Beispiel im Projektmanagement, das ohne die Kommunikation regelmäßig scheitert. Es gilt, Aufgaben in die richtigen Hände zu legen und das Ziel des Ganzen nie aus dem Auge zu verlieren. Ähnliche Skills braucht es auch im Einkauf, ein Bereich, mit dem sich IT-Professionals ebenfalls sehr häufig beschäftigen müssen.

5. Mentoring

Eigentlich gibt es keinen IT-Job, zu dem es nicht auch gehört, anderen vergleichsweise Komplexes zu erklären. Dazu ist es unerlässlich, über Technik einfach, allgemeinverständlich und zugleich exakt referieren zu können. Klingt schwierig und ist auch gerade bei Nerds nicht beliebt, aber erlernbar.

6. Flexibilität

Plötzliche Plan-Änderungen oder Probleme sind in der IT mehr Regel als Ausnahme. Entscheidend ist die richtige Reaktion darauf. Und die lautet: nicht lamentieren, sondern sofort und kreativ eine Lösung des Problems suchen. Ebenso wichtig ist Flexibilität, wenn es um Feedback geht. Solches annehmen zu können und tatsächlich in die eigenen Überlegungen einzubeziehen, ist gerade bei komplexen Projekten ein zentraler Erfolgsfaktor.

7. Kreativität

Kreativ zu denken bedeutet in der IT vor allem, ungewöhnliche Lösungen für Probleme zu suchen und zu finden. Zudem gilt es, mögliche Probleme schon im Vorfeld zu identifizieren und entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.

8. Verhandlungsgeschick

Wichtig ist die Fähigkeit, mit der richtigen Verhandlungsstrategie die Wünsche und Ansprüche des eigenen Unternehmens zu möglichst niedrigen Kosten durchzusetzen. Ohne dabei die legitimen Interessen des Gegenübers aus den Augen zu verlieren. Das klappt nur, wenn der Betreffende in der Lage ist, andere richtig einzuschätzen. Gefragt sind diese Skills in so ziemlich allen Positionen in der IT. Egal, ob es darum geht, die richtigen Mitarbeiter einzustellen, die richtige Outsourcing-Entscheidung zu treffen oder die eigenen Ideen innerhalb der eigenen Organisation zu verkaufen und durchzusetzen.

9. Fähigkeit zur Präsentation

Diese kann sich auf sehr unterschiedliche Dinge beziehen: Auf ein Vieraugen-Gespräch zum Beispiel, ein Abteilungsmeeting oder einen Vortrag. In allen Fällen geht es darum, eigene Vorstellungen anderen transparent zu vermitteln. Wie genial Ihre Ideen wirklich sind, wird niemand merken, solange Sie nicht in der Lage sind, sie ansprechend zu vermitteln. Wer diese Fähigkeit beherrscht, verbessert die eigene Position im Unternehmen auf allen Ebenen.

10. Entschlossenheit

Flexibel zu sein bedeutet nicht, seine Ziele aus den Augen zu verlieren. Im Gegenteil. Ebenso wichtig ist es, Ziele und Pläne, die man gemeinsam als richtig erkannt hat, auch langfristig – notfalls über Umwege – weiterzuverfolgen. Auch damit wächst die eigene Reputation im Unternehmen. Entschlossen zu sein bedeutet auch, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen, sondern sie dort auszuhalten, ja vielleicht sogar anzustoßen, wo sie dabei helfen, Ziele zu erreichen.

Klar, dass wahrscheinlich kein einziger Arbeitnehmer über alle diese Skills in Perfektion verfügt – auch nicht außerhalb der IT. Hinzu kommt: Es hat seinen Grund und teilweise auch einen Sinn, dass sich viele Programmierer und andere Techniker auf Fähigkeiten diesseits von Social Skills fokussieren.

*Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert. 1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere. Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus. Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch „Niemand muss ins Heim“. Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.


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