Vor dem Hintergrund physischer Distanz gewinnt soziale Verbundenheit an Bedeutung. Dabei kann ein stärkenorientierter Ansatz helfen, Teams optimal zu entwickeln. [...]
Die aktuelle Situation, insbesondere verursacht durch die Corona-Pandemie, stellt vieles auf den Kopf und löst Unplanbarkeit und damit einhergehende Verunsicherungen aus. Teams müssen von einem auf den anderen Tag virtuell bzw. in hybriden Formaten geführt werden. Mitarbeitende verlagern ihre Arbeitsplätze in das eigene Arbeits- bzw. Wohnzimmer oder sogar in die Küche und arbeiten monatelang in physischer Distanz zu ihren Kolleginnen und Kollegen. Diesen neue Arbeitsalltag zu bewältigen wird von Menschen zum Teil als psychisch (sehr) belastend empfunden.
Teamarbeit ist in der heutigen Zeit alternativlos
Gleichzeitig wissen wir aus der praktischen Erfahrung, dass Unternehmen den Herausforderungen einer unsicheren, komplexen, dynamischen und vernetzten Welt nur dann wirksam begegnen können, wenn es ihnen gelingt, die vollen Potenziale der Menschen und Teams zur Entfaltung zu bringen. Teamarbeit und damit auch die Teamentwicklung sind somit insbesondere in herausfordernden Zeiten alternativlos!
Darüber hinaus haben die Erfahrungen aus langjähriger Projektarbeit bestätigt, dass Mitarbeiterzufriedenheit, Engagement und damit auch die Leistungsfähigkeit von Teams nicht an das Ausmaß, Umfang und Dynamik von Veränderungsprozessen gebunden sind. Vielmehr ist die Art und Weise, wie mit Veränderungen umgegangen wird bzw. wie derartige Prozesse gestaltet werden, entscheidend für Wohlbefinden, Zufriedenheit, Engagement und damit letztendlich für die Leistung.
Warum Sie sich im Team auf Stärken fokussieren sollten
Stärkenorientierte Teamentwicklung kann im skizzierten Kontext ein alternativer Ansatz sein – dabei gilt es:
- Stärken herauszuarbeiten,
- Potenziale und gemeinsame Zukunftsbilder zu erkennen sowie
- aus den unterschiedlichen Erfahrungen der Teammitglieder zu lernen anstatt Schwächen auszugleichen.
Die Basis für einen offenen Austausch, insbesondere über schwierige Sachverhalte und persönliche Themenfelder, erfordert Vertrauen und „psychologische Sicherheit“ im Team. Amy Edmondson definiert „psychologische Sicherheit” als eine vertrauensvolle Atmosphäre in der sich alle Teammitglieder offen äußern können, ohne beschämt, abgewiesen oder anderweitig negativ sanktioniert zu werden. Teams, die genau auf dieser Basis tiefgründige und bedeutungsvolle Gespräche über ihre Stärken, Visionen etc. führen, berichten über einen konstruktiveren Umgang mit Unsicherheit und Veränderungen. Darüber hinaus berichten Mitarbeitende eher über Probleme und Fehler, aber auch Ideen und Vorschläge, wenn sie diese Sicherheit im Team im Sinne von Edmondson erleben.
Stärkenfokussierte Teambuilding-Maßnahmen in der Praxis
Ein erster Schritt in diese Richtung kann zum Beispiel sein, zu Beginn eines Teamworkshops, -besprechungen oder ähnliche Formaten nach der aktuellen Stimmungslage der Mitarbeitenden im Team mit Hilfe von Bildern zu fragen:
In einem nächsten Schritt können die Teammitglieder z.B. in Zweiergesprächen mit anschließender Besprechung im Plenum erkunden, wann und wie sie schon einmal Teil eines erfolgreichen Teams gewesen sind. Hierbei geht es nicht nur um eine Beschreibung dieser Teamkonstellation, sondern vielmehr auch um eine tiefergehende Untersuchung dieser:
- Was hat dieses Team z.B. erfolgreich bzw. außergewöhnlich gemacht?
- Was waren hierfür Erfolgsfaktoren?
- Wer hat welche Stärken in das Team eingebracht?
- Wie lässt sich die Zusammenarbeit bzw. das Miteinander beschreiben?
- Wie lassen sich diese Erkenntnisse auf die aktuelle Situation des Teams übertragen?
Aus diesen Erfahrungen lassen sich anschließend die Stärken ableiten. Mögliche Ergebnisse können zum Beispiel sein:
- Was zeichnet uns als Team aus?
- Welche Stärken haben wir als Team?
- Was schätzen andere an der Zusammenarbeit mit uns?
Ebenso lassen sich aus der Untersuchung bewahrenswerte Aspekte ableiten, wie zum Beispiel: Was hat sich im Team bewährt und sollte fortgeführt werden?. Außerdem lässt sich daraus ein gemeinsames Teamzukunftsbild entwickeln, wie zum Beispiel: Wie müssen wir uns als Team zukünftig aufstellen? Jeder im Team ist zufrieden, unsere Zusammenarbeit im Team funktioniert reibungslos, „wie aus einem Guss“, unsere Kunden strahlen und die Arbeit geht nur so von der Hand und wir freuen uns jeden Tag auf die Arbeit. Hieraus wiederum lassen sich dann gemeinsame Vereinbarungen zur Zusammenarbeit, Kommunikation, Besprechungsformate etc. gemeinsam im Team definieren und festlegen.
Die Rolle von PERMA im Teambuilding-Prozess
Dieser Ansatz spiegelt sich auch im Akronym „PERMA“ wieder. PERMA findet seinen Ursprung im Bereich der positiven Psychologie und umfasst
- positive Emotionen,
- Engagement
- Relationship (positive Beziehungen),
- Meaning (Sinnhaftigkeit)
- Accomplishment/ Achievement (Zielerreichung, Leistung).
Diese fünf Bestandteile bilden die Basis für das Aufblühen von Einzelpersonen und Teams. Konkret sind Positivität in der Kommunikation, Interaktion mit Ihrem Team, die Förderung von Beziehungen zwischen den Teammitgliedern selbst, die Schaffung von Sinnhaftigkeit und das Erreichen von gemeinsamen Zielen Hauptmerkmale positiver Teamentwicklung. Diese können sich erheblich auf die Teamperformance, Innnovationskraft, Arbeitszufriedenheit, Motivation und Resilienz/ Widerstandskraft der Mitarbeitenden auswirken. Hochleistende Teams weisen in Abgrenzung zu weniger erfolgreichen Teams ein besonders hohes Maß an positiven Interaktionen auf. Studienergebnisse belegen, dass hoch performante Teams in der Kommunikation beispielhaft einen Positiv-Negativ-Quotient von 5,6 zu 1 aufweisen, d.h. auf eine kritische, mißbillingende Aussage kommen 5,6 ermutigende, wertschätzende, unterstützende Aussagen. Als Führungskraft kann PERMA dabei helfen, positive Interaktionen zu fördern und so als Grundlage dienen, Teams stärkenorientiert zu entwickeln.
Die fünf Learnings zum erfolgreichen Teambuilding
Die ausgeführten Ansätze und Beispiele bilden eine Möglichkeit ab, Teams trotz zunehmend räumlicher Distanz menschlich zusammenzubringen. Dabei können diese fünf Learnings helfen, Teams langfristig auch virtuell zu entwickeln und so Zufriedenheit sicherzustellen:
- Der Mensch steht an oberster Stelle – Zeigen Sie Empathie und gehen Sie auf Ihre Mitarbeiter ein.
- Implementieren Sie eine eigene Meetingkultur, die es Ihnen ermöglicht, ihr Team regelmäßig zusammenzubringen.
- Sie können voneinander lernen – jedes Teammitglied hat individuelle Stärken, die zum Teamerfolg beitragen!
- Fokussieren Sie sich auf Stärken und bauen Sie diese aus.
- Dialog und Austausch im Team sind zentral. Schaffen Sie eine Kultur, in der jeder offene seine Meinungen, Ideen, aber auch Probleme und Schwierigkeiten ansprechen kann!
*Bernhard Muhler ist Geschäftsführer von BludauPartners Executive Consultants. Er entwickelt und berät Führungskräfte sowie Organisationseinheiten in den Schwerpunktbereichen Change Management, Team-Building, Coaching und Transformationsstrategie.
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