Unternehmen betrachten ihre GenAI-Implementierung noch als unreif

Trotz der hohen Potenziale, die in der Nutzung von GenAI gesehen werden, stuft in der Studie „GenAI-driven Transformation“ fast die Hälfte (49 Prozent) der Unternehmen ihre eigene Implementierung und Nutzung als unreif ein. Nur 19 Prozent bewerten den Status des eigenen Unternehmens als reif. [...]

Künstliche Intelligenz wird erhebliche Auswirkungen haben, wenn sie in großem Maßstab implementiert wird, das heißt wenn es Produktionslösungen gibt, die End-2-End-Geschäftsprozesse abdecken – aber das ist ein Weg von noch einigen Jahren. (c) stock.adobe.com/Metro Hopper

Die Studie „GenAI-driven Transformation“ von Roland Berger zeigt, dass die befragten Unternehmen das Potenzial von generativer künstlicher Intelligenz (Generative AI bzw. kurz GenAI) erkannt haben, doch die Implementierung oft noch in den Kinderschuhen steckt. Führungskräfte erwarten zwar deutliche Verbesserungen in Effizienz und Qualität durch GenAI, doch es besteht ein großer Nachholbedarf in organisatorischer Vorbereitung und Reife. Für die Studie befragte Roland Berger mehr als 100 Führungskräfte aus 17 Ländern und 21 Branchen bezüglich des Reifegrads von GenAI in den Unternehmen.

„Der richtige Zeitpunkt für den Einsatz von GenAI ist jetzt, aber viele Unternehmen sind noch nicht bereit für diesen Schritt. GenAI ist mehr als ein Hype. Wir befinden uns in einer Zeit der Transformation durch Technologie. Das betrifft alle Branchen. Wer nicht vorausschauend plant und rechtzeitig reagiert, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Denn die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Veränderungen sind beispiellos“, berichtet Gundula Pally, Managing Partner Roland Berger Österreich.

Funktionsübergreifend hohe Erwartungen an das Potenzial von GenAI

Die Befragten sprechen GenAI über sämtliche Firmenfunktionen hinweg enorme Potentiale hinsichtlich Automatisierung und Qualitätssteigerung zu. Der Bereich Kundenbeziehungen, Vertrieb und Marketing steht bezüglich Automatisierung auf Platz eins: 93 Prozent der Befragten sehen hier moderate bis große Chancen für GenAI. Darauf folgen Service- und Support-Funktionen (90 Prozent) und auf einem geteilten dritten Platz mit jeweils 83 Prozent Forschung und Entwicklung und Qualitätskontrolle sowie Einkauf, Lieferkettenmanagement und Logistik. Hinsichtlich Qualitätssteigerung liegt ebenfalls der Bereich Kundenbeziehungen, Vertrieb und Marketing (87 Prozent) auf dem ersten Rang. Grund dafür ist, dass diese Funktionen in der Regel kreative Fähigkeiten, ein nuanciertes Verständnis von Sprache und gute Schreibkenntnisse erfordern – Fähigkeiten, die GenAI immer stärker bietet. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Forschung und Entwicklung und Qualitätskontrolle (84 Prozent) sowie Service- und Support-Funktionen (82 Prozent).

Unzureichende Vorbereitung bei der Implementierung von GenAI

Trotz der hohen Potenziale, die in der Nutzung von GenAI gesehen werden, stuft fast die Hälfte (49 Prozent) der Unternehmen ihre eigene Implementierung und Nutzung als unreif ein. Nur 19 Prozent bewerten den Status des eigenen Unternehmens als reif. Besonders am Anfang stehen die Sektoren Transport, Infrastruktur und Öffentliche Hand sowie Industrie & produzierendes Gewerbe. Hier schätzen die Befragten den Einsatz von GenAI nur zu 6 Prozent, respektive 4 Prozent als ausgereift ein. Weiter vorangeschritten in der digitalen Transformation sind die Branchen Finanzen und professionelle Dienstleistungen (32 Prozent) sowie Gesundheitswesen und Konsumgüter (28 Prozent), da sie vergleisweise früh Cloud Computing und Big Data vorangetrieben haben.

Mit Blick auf die Veränderungen von Stellenprofilen, sobald GenAI alle Funktionen im ganzen Unternehmen betrifft, rechnen 55 Prozent der Befragten mit einer hohen Auswirkung. Besonders betroffen ist dabei der Sektor Finanzen und professionelle Dienstleistungen (71 Prozent), gefolgt von Gesundheitswesen und Konsumgüter (56 Prozent) Transport, Infrastruktur und Öffentliche Hand (53 Prozent), sowie Industrie & produzierendes Gewerbe (33 Prozent).

Schlüsselprinzipien für den Erfolg

Die Diskrepanz zwischen erkannten Möglichkeiten und der tatsächlichen Implementierung stellt eine zentrale Herausforderung für Unternehmen dar und verdeutlicht einen hohen Handlungsbedarf. Künstliche Intelligenz wird erhebliche Auswirkungen haben, wenn sie in großem Maßstab implementiert wird, das heißt wenn es Produktionslösungen gibt, die End-2-End-Geschäftsprozesse abdecken – aber das ist ein Weg von noch einigen Jahren. Roland Berger definiert dafür vier grundlegende Schlüsselprinzipien für die erfolgreiche Transformation:

  • Da GenAI alle Arbeitsbereiche durchdringen wird, ist eine ganzheitliche Implementierung obligatorisch.
  • Für die Steuerung bietet eine zentrale strategische GenAI-Einheit anfänglich entscheidende Vorteile, um Anwendungen effektiv skalieren zu können.
  • Ein umfassendes Change-Management bereitet die Mitarbeitenden auf Veränderungen vor und vermittelt neue Fähigkeiten.
  • Eine robuste Dateninfrastruktur und ein flexibles AI-Architekturkonzept sind essenziell, um GenAI erfolgreich zu integrieren und weiterzuentwickeln.

„Es ist für Unternehmen sinnvoll, praktische Erfahrungen mit GenAI zu sammeln und gleichzeitig die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um Potenziale der Technologie voll auszuschöpfen. Entscheidend sind eine klare KI-Strategie, geeignete Governance, eine zukunftsfähige Infrastruktur sowie eine flexible, unternehmensweite Datenintegration. GenAI verändert Karrierepfade, Unternehmensbereiche und auch unser Verständnis von Führung,“ erklärt Gundula Pally, Managing Partnerin des Roland Berger Büros in Wien.


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