Vier Ansatzpunkte für eine nachhaltige Cloud-Nutzung

Nachhaltigkeit in der IT ist für viele Unternehmen mittlerweile mehr als ein „Nice-to-have“. Nicht nur Mitarbeiter und Shareholder erwarten immer öfter ein nachhaltiges Engagement ihres Unternehmens. [...]

Foto: GerdAltmann/Pixabay

Auch regulatorische Vorschriften wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) geben Nachhaltigkeitsziele vor. Ein vielversprechender Ansatz, den Energieverbrauch der IT zu senken, ist die Migration bestimmter Infrastrukturbereiche und Arbeitsbereiche in die Cloud.

Laut aktuellen Studien könnten Unternehmen ihre CO2eq-Emissionen durch den Wechsel in die Cloud um mehr als 30 Prozent reduzieren.

Doch wie können Unternehmen die Nutzung der Cloud so optimieren, dass sie zu einem effektiven Instrument zur Dekarbonisierung wird? Leah Goldfarb, Environmental Impact Officer, Platform.sh gibt vier Tipps für eine umweltfreundliche Cloud-Nutzung.

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Weiterführendes (englisches) Video zu diesem Thema von Platform.sh (Video: YouTube)

Evaluation von Ausgangslage und Fortschritt

Eine umfassende Datensammlung und -analyse sind unerlässlich, wenn es darum geht, ein nachhaltigeres Geschäftsmodell zu entwickeln. Ohne zuverlässige Daten ist eine Optimierung nicht möglich. Diese Daten erfassen die Ausgangslage und dokumentieren die Fortschritte. Auf diese Weise lassen sich erfolgreiche Maßnahmen nicht nur für interne und externe Stakeholder, sondern auch für CSRD oder ESG-Reporting nachweisen.

Obwohl die Kohlenstoffbilanzierung noch in den Anfängen steckt, werden fortlaufend neue Studien und Tools entwickelt. Ein Beispiel ist Greenly, ein Startup, das eine SaaS-Plattform entwickelt hat, die Unternehmen bei der Berechnung ihrer Kohlenstoffemissionen unterstützt. Sie ermöglicht es Unternehmen, diese Daten zu erfassen und zu speichern sowie globale Berichte über ihren Kohlenstoff-Fußabdruck zu erstellen und Möglichkeiten zur Reduzierung dieses Fußabdrucks vorzuschlagen.

Serverkapazitäten und -skalierbarkeit optimieren

Serverressourcen sind sehr oft nicht ausgelastet – bis zu 80 Prozent der Kapazitäten werden zeitweise nicht genutzt – hinzu kommt ein großer Bestand an nutzlosen oder veralteten Daten. Unternehmen behalten Server-Kapazitäten bereit, um für Belastungsspitzen ausreichend gerüstet zu sein.

Die restliche Zeit sind diese jedoch ungenutzt. Durch den Wechsel in die Cloud ist es weniger notwendig solche Kapazitäten vorzuhalten, denn eine Skalierung der verfügbaren Kapazitäten ist innerhalb kurzer Zeit möglich, wenn sie benötigt werden.

Dies führt nicht nur zu erheblichen Einsparungen bei den Investitionskosten für Hardware, sondern reduziert auch den Ressourcenbedarf für den Betrieb und die Wartung, insbesondere in Bezug auf Energieeffizienz.

Server-Standort als entscheidender Baustein

Die meisten Unternehmen entscheiden sich für Serverstandorte in ihrer Nähe, ohne dabei den Zusammenhang zwischen dem Stromnetz und den CO2eq-Emissionen zu berücksichtigen. Zunächst sollten sich Unternehmen bei ihrem Cloud-Anbieter oder ihrer Agentur erkundigen, ob diese transparente Informationen und Analysen über die von den Rechenzentren emittierte CO2eq-Menge anbieten und sich dabei auf “location-based reporting” statt auf “market-based reporting” konzentrieren.

Damit sind Organisationen in der Lage, fundiertere Entscheidungen unter Umweltgesichtspunkten zu treffen und gleichzeitig Chancen zu berücksichtigen, die erneuerbare Energien, Energiegutschriften oder Stromabnahmeverträge bieten.

Ein weiterer wichtiger Schritt in diesem Prozess ist die Kartierung von Ökostromquellen. Tools wie Electricity Maps bieten Einblicke in die Stromerzeugung und die damit verbundenen Kohlenstoffemissionen in über 50 Ländern.

Diese Karten verdeutlichen beispielsweise, dass Frankreich seinen Energiebedarf hauptsächlich durch Kernenergie deckt, während Schweden auf Wasserkraft setzt. Durch die detaillierte Analyse dieser Stromkarten können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategien im Bereich der Energieerzeugung optimieren und gleichzeitig Kosten senken.

Eine interessante Alternative bieten auch Multi-Cloud-Anbieter, die keine eigenen Rechenzentren betreiben. Obwohl sie den CO2eq-Ausstoß nicht eliminieren, bieten sie oft neutrale Beratung in Bezug auf Cloud-Hosting, Infrastruktur-Pooling und die bedarfsgerechte Skalierung von Ressourcen. Dies ermöglicht eine umweltfreundlichere und oft kostengünstigere Cloud-Strategie.

Effizienz im Datenverarbeitungsfluss spart CO2eq

Ein Cloud-Ansatz, der sich vor allem am Standort orientiert, ist zweifellos ein wichtiger erster Schritt, aber es gibt noch weitere Maßnahmen zur weiteren Reduzierung der Emissionen in der Cloud. Eine dieser Maßnahmen besteht darin, die Effizienz des Datenverarbeitungsflusses zu optimieren.

Hierbei spielen Überlegungen zur Serverdichte und -dimensionierung eine zentrale Rolle. Anstatt Anwendungen direkt auf physischen Servern in der Cloud auszuführen, kann eine höhere Dichte durch den Einsatz containerisierter Lösungen und die richtige Dimensionierung erreicht werden.

Diese Ansätze gewährleisten, dass Unternehmen die richtige Menge an Ressourcen für Produktions- und Entwicklungsumgebungen nutzen, während sie gleichzeitig den Stromverbrauch und somit die Treibhausgasemissionen reduzieren.

„Der effektivste Weg zur Verbesserung der Nachhaltigkeitspraktiken eines Unternehmens besteht darin, ständig nach neuen Möglichkeiten zur Messung und Identifizierung der wichtigsten Emissionsquellen zu suchen. Diese Praktiken können auch proaktiv in die Kultur des Unternehmens integriert werden, um nachhaltiges Handeln zu fördern“, erklärt Leah Goldfarb von Platform.sh abschließend.


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