Warum die Digitalisierungsmaschine stottert

Fertigungsunternehmen hinken bei der Digitalisierung hinterher. Das Problem ist dabei nicht der Wille, sondern der Weg. Andere Branchen und internationale Konkurrenten machen vor, wie es geht. [...]

Foto: PeteLinforth/Pixabay

Die Fertigungsbranche tut sich mit der Digitalisierung erstaunlich schwer. Hiesige Unternehmen hinken ihren internationalen Branchenkonkurrenten oft hinterher. Am Willen zur Digitalisierung liegt das nicht, der ist ohne Zweifel vorhanden – dafür sorgt alleine schon der hohe Wettbewerbsdruck.

Aber was ist dann der Grund? Es hapert an der Umsetzung. Deutsche Fertigungsunternehmen sind meist Traditionsunternehmen und neigen dazu, auch die Digitalisierung eher traditionell anzugehen. Das rächt sich.

Die konventionelle Herangehensweise zeigt sich beispielsweise bei den Verantwortlichkeiten. Fertigungsunternehmen übertragen die Verantwortung für die Digitalisierung oft an klassische Konzern-Manager oder an CIOs, die sie aus anderen, häufig branchenfremden Unternehmen zu sich holen.

Erstere sind zwar Experten für das Funktionieren von Konzernen, aber nicht automatisch Spezialisten für Digitalisierung. Zweitere versuchen oft, die ihnen vertrauen Strukturen auch in ihrem neuen Unternehmen aufzubauen, aber was sich woanders bewährt hat, funktioniert deshalb noch lange nicht in der Fertigungsbranche.

Außerdem trauen sich Fertigungsunternehmen häufig nicht an die nötigen Änderungen der Unternehmensorganisation heran. Vorhandene Silos und Königreiche, die ihre Pfründe hartnäckig verteidigen und sich auch schon mal weigern, ihre Daten herauszugeben, bleiben weiter bestehen.

Die klassische Trennung zwischen Business und IT wird ebenfalls nicht aufgehoben. Die zentrale IT arbeitet deshalb oft an den Bedürfnissen und Vorstellungen der Geschäftsbereiche vorbei.

Fertigungsunternehmen in anderen Ländern, aber auch deutsche Unternehmen aus Branchen wie beispielsweise der Telekommunikation, gehen andere Wege und sind damit erfolgreich. Sie holen sich Digitalisierungsexperten aus aller Welt an Bord und haben auch keine Scheu vor Left-Field-Kandidaten, die nicht die renommiertesten Ausbildungsstätten und namhaftesten Konzerne durchlaufen haben.

Dafür sind sie aber engagierte Meinungsführer in der digitalen Szene und hatten vielleicht auch schon mal durch ein gescheitertes Digitalisierungsvorhaben die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen. Außerdem installieren diese Unternehmen Owner für ihre Digitalisierungsvorhaben, die in die einzelnen Fachbereiche hineinregieren können, und geben den Fachbereichen dieselben Ziele vor.

Nicht zuletzt sorgen sie für eine enge Kooperation zwischen Business und IT. Fachbereiche und die zentrale IT entwickeln gemeinsam Prototypen von Digitalisierungslösungen, kommen dadurch schneller voran und haben ein geringeres Risiko, dass Mitarbeiter oder Kunden die Lösung nicht akzeptieren.

Neben der richtigen Organisation zeichnen sich erfolgreiche Unternehmen dadurch aus, dass sie auch eine generelle Transformation vollziehen. Sie verabschieden sich vom klassischen Denken in Funktionsbereichen und stellen die Customer Journey in den Mittelpunkt ihrer Digitalisierungs-Überlegungen.

Was wünscht sich der Kunde und was muss passieren, damit dieser Wunsch zu seiner Zufriedenheit erfüllt wird? Diesen Prozess modellieren sie und unterstützen ihn vom Anfang bis zum Ende durchgängig mit digitalen Technologien.

Dabei verfolgen sie einen Center-out-Ansatz: Sie bilden die Regeln und Logiken der Prozesse und Teilprozesse in einer technischen Zwischenschicht ab, auf die bestehende und neue Anwendungen zugreifen können.

Damit gewährleisten sie eine nahtlose Customer Experience über sämtliche Kommunikationskanäle hinweg.

Zudem bauen sie die digitalen Prozesse modular auf. Dadurch können sie einmal entwickelte Funktionen wiederverwenden und durch Konfiguration schnell an andere Anforderungen anpassen: etwa die Bedürfnisse anderer Geschäftsbereiche oder die spezifischen Gegebenheiten lokaler Standorte. 

So geht Digitalisierung.

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