Warum sichere Kommunikation der nächste Schritt für das österreichische Gesundheitswesen ist

Das österreichische Gesundheitssystem steht am Anfang eines wichtigen Wandels. Seit Beginn des Jahres ist die Nutzung von Faxgeräten zur Übermittlung von Patientendaten verboten. Damit soll nicht nur der Datenschutz verbessert, sondern auch die Modernisierung der digitalen Infrastruktur vorangetrieben werden. Doch die Umstellung hat gezeigt, wie groß der Handlungsbedarf bei der sicheren Kommunikation ist. [...]

Letztlich geht es um mehr als den Ersatz des Faxgeräts durch digitale Dateien. Es geht darum, medizinischen Fachkräften die nötigen Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie im digitalen Zeitalter sicher kommunizieren und schnell sowie vertrauensvoll handeln können. (c) stock.adobe.com/sam richter

Die Änderung verdeutlicht Österreichs Engagement für besseren Datenschutz und moderne digitale Standards, offenbarte jedoch auch den dringenden Bedarf an einer leistungsfähigeren digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen. Der Wegfall der Faxkommunikation führte dazu, dass Krankenhäuser und Praxen kreative Übergangslösungen wie den Einsatz von Kurieren oder physischen Datenträgern fanden, was jedoch mit einem erhöhten Verwaltungsaufwand und einer insgesamt höheren Arbeitsbelastung verbunden war. Diese Umwege verzögern nicht nur die Versorgung, sondern erhöhen auch den Verwaltungsaufwand und die Belastung für das Personal im Gesundheitswesen und den IT-Abteilungen.

Allerdings sollte diese Situation nicht als Rückschritt betrachtet werden, sondern eher als Gelegenheit, die Kommunikationssysteme im Gesundheitswesen zu modernisieren. Idealerweise mit sicheren, patientenzentrierten Tools, die sich schon in anderen Bereichen bewährt haben.

Auch wenn in Österreich der Übergang zu digitalen Systemen in Bereichen wie Finanzwesen, öffentliche Verwaltung und Rechtswesen noch im Gange ist, hat gerade die Einführung sicherer digitaler Kommunikationskanäle, Identitätsüberprüfung und elektronischer Signaturtools an vielen Stellen schon begonnen. Die entsprechenden Technologien sind auf Vertrauen, Einhaltung von Vorschriften und Effizienz ausgelegt und zeigen, wie papierbasierte Prozesse ersetzt werden können, ohne rechtliche oder datenschutzrechtliche Standards zu beeinträchtigen.

Sichere, geschlossene Kommunikationsplattform

Auch Krankenhäuser sollten über solche nachdenken, insbesondere auf solche, die auf das medizinische Umfeld zugeschnitten sind. Beispielsweise kann eine sichere, geschlossene Kommunikationsplattform, auf der verifizierte Gesundheitsfachkräfte verschlüsselte medizinische Daten austauschen, sowohl die Arbeitsabläufe straffen als auch Verzögerungen verringern und Patienten besser schützen.

Ein solches System wurde von der österreichischen Ärztekammer vorgeschlagen und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es wurde speziell für das Gesundheitswesen entwickelt und ermöglicht die sichere und schnelle Übertragung von Befunden und Diagnoseinformationen. Dabei wird sichergestellt, dass nur befugte Empfänger auf sensible Inhalte zugreifen können.

Fragmentierte Datenhaltung und die eingeschränkte Suchfunktionalität

In der Zwischenzeit bieten vorhandene Systeme wie ELGA eine solide Grundlage, sie erfordern jedoch regelmäßig sinnvolle Aktualisierungen. Laut österreichischem Rechnungshof schränken vor allem die die fragmentierte Datenhaltung und die eingeschränkte Suchfunktionalität von ELGA den Nutzen im Alltag der Gesundheitseinrichtungen ein.

Der jüngste Schritt Wiens, Faxsysteme für Verwaltungszwecke wieder einzuführen, beispielsweise für Rechnungen und interne Bestellungen, zeigt die unterschiedliche Bereitschaft zur Digitalisierung in einigen Gesundheitseinrichtungen. Doch anstatt lange auf von oben verordneten Lösungen zu warten, können diese Einrichtungen jetzt handeln und bereits bewährte, sichere digitale Tools einsetzen, die den Anforderungen regulierter Umgebungen entsprechen.

Es gibt Anbieter aus dem privaten Sektor, die über umfassende Erfahrungen und Lösungen zu Identitätsprüfung, sichere Kommunikation und digitale Signaturen verfügen. Diese werden zum Beispiel bereits im Finanz-, Rechts- und Regierungssektor genutzt und sind auch im Gesundheitswesen einsetzbar. Diese Tools sind nicht nur GDPR-konform, sondern auch skalierbar, vielfach kompatibel und schnell bereitstellbar. Für Krankenhäuser und Arztpraxen in der derzeitigen Kommunikationslage können solche Plattformen den sicheren Datenaustausch ermöglichen, ohne Benutzerfreundlichkeit oder Vertrauen zu beeinträchtigen.

Langfristige Vision für die digitale Modernisierung

Die österreichische E-Health-Strategie 2024–2030 zeigt zu Recht eine langfristige Vision für die digitale Modernisierung auf. Diese reicht vom Ausbau der ELGA über die Förderung der Telemedizin bis hin zur Qualifizierung der Arbeitskräfte. Aber technische Infrastruktur allein reicht nicht aus. Erfolgreich können nur Lösungen sein, die zusammen mit Fachleuten des Gesundheitswesens für die realen Anforderungen der klinischen Versorgung konzipiert wurden.

Die Erfahrungen aus Ländern wie Estland und Finnland zeigen, dass die digitale Transformation des Gesundheitswesens sowohl sicher als auch benutzerfreundlich erfolgen kann, sofern Vertrauen, Flexibilität und Datenschutz im Mittelpunkt stehen. Auch Österreich ist in einer guten Ausgangssituation – und es muss das Rad nicht neu erfinden. Mit der Unterstützung von erfahrenen Technologieanbietern können auch hier die aktuellen Herausforderungen gelöst werden, während gleichzeitig die Basis für eine besser vernetzte, widerstandsfähigere Zukunft im Gesundheitswesen geschaffen wird.

Letztlich geht es um mehr als den Ersatz des Faxgeräts durch digitale Dateien. Es geht darum, medizinischen Fachkräften die nötigen Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie im digitalen Zeitalter sicher kommunizieren und schnell sowie vertrauensvoll handeln können.

* Aaronn James Bautista ist Account Manager für die DACH-Region bei GlobalSign.


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