Wi-Fi 6: Fünf Fragen vor dem Deployment

Wi-Fi 6 verspricht Unternehmen viele Vorteile. Vor dem Deployment sollten Sie sich jedoch diese fünf Fragen stellen. [...]

Bevor Sie Wi-Fi 6 ausrollen, sollten Sie sich einige Fragen stellen (c) pixabay.com

Der Wi-Fi 6 Standard (802.11 ax) soll das Tor zur Multi-Gigabit-Welt aufstoßen, sich aber auch für High-Density-Netzwerke eignen. Ein Umstieg auf Wi-Fi 6 sollte dennoch wohl durchdacht sein und braucht die richtige Planung. Die folgenden fünf Fragen sollten Sie sich vor dem Rollout stellen.

Brauchen Sie Wi-Fi 6 Speed?

Um ihr ganzes Geschwindigkeitspotenzial entfalten zu können, werden die meisten Wi-Fi 6 Access Points (APs) mit einer 2,5- oder 5 Gbit/s-LAN-Verbindung ausgeliefert. Wi-Fi 5 APs (802.11ac) weisen hingegen ein 1 Gbit/s-Interface auf. Einen Wi-Fi 6 Access Point mit einem traditionellen Gigabit-Netzwerk zu verbinden ist zwar grundsätzlich möglich – allerdings wird die Geschwindigkeit dann auf 1 Gbit/s gedrosselt.

Andererseits brauchen Sie vielleicht gar keine Wi-Fi-Zugangspunkte, die höhere Geschwindigkeiten unterstützen – etwa, wenn in Ihrem Büro nur ein paar Laptops und Smartphones mit Standardanwendungen zum Einsatz kommen. Bei Netzwerken mit vielen Benutzern oder hohem Durchsatz (zum Beispiel Streaming in 4K) macht Wi-Fi 6 hingegen Sinn. Ganz besonders, wenn die Daten nicht aus dem Internet, sondern per LAN kommen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ist Ihr Netzwerk bereit für Wi-Fi 6?

Evaluieren Sie Ihr vorhandenes Netzwerk: Welche (kabelgebundenen) Upgrades sind nötig, um das Tor zur Multi-Gigabit-Welt aufzustoßen? Folgenden Punkten sollten Sie dabei besondere Beachtung schenken:

  • Switches: Überprüfen Sie, welche maximale Datenrate die Switches zwischen den Access Points und dem Router unterstützen. Wenn die Wi-Fi Clients über LAN auf das Netzwerk zugreifen, folgen Sie dem Traffic und überprüfen Sie auch die Switches auf dem Weg, den die Daten nehmen.
  • PoE: Wenn Sie Power-over-Ethernet nutzen, um die Access Points zu betreiben, sollten Sie auch überprüfen, welche PoE-Standards und Datenraten unterstützt werden. Denken Sie dabei daran, dass Wi-Fi 6 Access Points mindestens dem PoE+-Standard (802.3at) entsprechen sollten. Vereinzelt mag es APs geben, die sich auch mit dem Legacy-Standard (802.3af) zufriedengeben – das sorgt im Regelfall aber für eine eingeschränkte Performance der Access Points und begrenzt die Datenrate auf maximal 1 Gbit/s. Mit Blick auf die Zukunftssicherheit sollten Sie in Erwägung ziehen, auf den neueren PoE++ Standard (802.3bt) zu setzen, wenn Sie die Möglichkeit haben.
  • Verkabelung: Um Datenraten jenseits der 1-Gbit/s-Grenze realisieren zu können, brauchen Sie eine Cat6-Verkabelung zwischen den Access Points und dem Router. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, können Sie auch Cat6a, 7, 7a oder 8 in Erwägung ziehen. Falls Sie noch auf Cat5e oder älter setzen: Denken Sie daran, dass Sie nicht jede Ethernet-Instanz neu verkabeln müssen – je nachdem, worauf die Wi-Fi Clients über LAN zugreifen und welchen Weg der Traffic nimmt.
  • Router: Im Fall eines kleineren Netzwerks, bei dem die Switch Ports des Routers genutzt werden, empfiehlt sich ein Upgrade, wenn diese nur 1 Gbit/s unterstützen.

Geht es um Multi-Gigabit-Support für Switches, PoE und Router, stehen für gewöhnlich die Optionen 2,5 Gbit/s, 5 Gbit/s und 10 Gbit/s zur Auswahl. Für Wi-Fi 6 sind 2,5 oder 5 Gbit/s eigentlich ausreichend. Dennoch sollten Sie im Sinne der Zukunftssicherheit die 10 Gbit/s-Option in Erwägung ziehen.

Wohin kommen die Wi-Fi 6 Access Points?

Vor jedem Wi-Fi Deployment sollten Sie die Örtlichkeiten genau unter die Lupe nehmen. Eine Wi-Fi-Standortüberprüfung kann Ihnen dabei helfen, den besten Platz für die Access Points zu ermitteln. Nur so kommen Sie zur bestmöglichen Abdeckung und Performance. Die Reichweite und Abdeckung von Wi-Fi 6 ist derer älterer Standards zwar ähnlich, in Sachen Density allerdings gibt es Unterschiede, die sich auf die Platzierung der APs und die Konfiguration auswirken können.

Wenn Sie keine oder nur wenig Erfahrung mit Drahtlosnetzwerken besitzen, sollten Sie jemanden finden, der sich in diesem Bereich auskennt. Access Points auf gut Glück aufzustellen kann sich – insbesondere bei größeren Netzwerken – als teurer Fehler erweisen. Glücklicherweise gibt es Tools, die beim Aufbau eines Wi-Fi-Netzwerks unterstützen, beispielsweise Heatmapping Software. Eine professionelle Herangehensweise kann Ihnen in jedem Fall Zeit, Geld und Kopfzerbrechen ersparen.

Wo gibt es Wi-Fi 6 Clients?

Obwohl Wi-Fi 6 Access Points rückwärtskompatibel sind (802.11a/b/g/n/ac), bringen sie keine Vorteile ohne Clients, die den neuen Standard unterstützen. Die gibt es derzeit noch nicht im Übermaß – die neueren Smartphones (iPhone 11 und 12 zum Beispiel) und Notebooks unterstützen jedoch Wi-Fi 6.

Wenn Sie ein spezielles Netzwerk oder ausgesuchte Devices zum Einsatz bringen, die besonders hohen Durchsatz benötigen, können Sie unter Umständen nicht auf entsprechenden Software Updates warten. Für Desktop PCs stehen entsprechende PCIe-Adapter zur Verfügung, für Laptops gibt es M.2/NGFF Wi-Fi 6 Adapter. Der „Product Finder“ der Wi-Fi Alliance gibt Ihnen einen Überblick über kompatible Geräte.

Gibt es die Wi-Fi 6 Features, die Sie wollen?

Wie bei 802.11 ac wird auch der 802.11ax-Standard phasenweise ausgerollt. Den Anfang machen Devices, die bis zu vier Spatial Streams gleichzeitig senden und empfangen können, später wird sich die Zahl auf acht erhöhen. Das neue Feature OFDMA (Orthogonales Frequenzmultiplexverfahren) steht allerdings von Anfang an in beiden Richtungen zur Verfügung. So können sich verschiedene Clients mit unterschiedlichen Bandbreitenanforderungen zur selben Zeit mit dem gleichen Access Point verbinden.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*