Wi-Fi 6E: Was kann der neue Standard?

Die Wi-Fi Alliance hat den neuen WLAN-Standard eingeführt, der nun auch in Europa Einzug hält. Aber was kann der neue WLAN-Standard? Lohnt sich ein Umstieg? Gibts dazu überhaupt schon Geräte? PCtipp beantwortet die wichtigsten Fragen. [...]

Wi-Fi 6E (Logo) (c) Wi-Fi Alliance

Nachdem erst 2019 der WLAN-Standard Wi-Fi 6 – vorher auch unter WLAN AX bekannt – eingeführt wurde, ist mittlerweile auch schon dessen Nachfolger Wi-Fi 6E in Europa präsent, wenn auch noch kaum verbreitet. 2022 dürfte sich das ändern, denn an der CES wurden zahlreiche Router vorgestellt, die den neuen Standard unterstützen. Entsprechende Endgeräte dürften auch bald folgen. Was kann der Standard und was bedeutet dies für die Endkunden? 

Muss man jetzt alle Geräte auf Wi-Fi 6E umstellen?

Gemach, gemach. Aktuell ist noch nicht einmal der Vorgänger-Standard – Wi-Fi 6 alias WLAN AX – wirklich restlos in allen Schweizer Haushalten angekommen. Vor allem bei längerfristigen Anschaffungen, die nicht alle paar Jahre durch Neugeräte ersetzt werden, wie zum Beispiel Fernseher, gibts noch häufig Wi-Fi 5 alias WLAN AC. Wenn ein Router zudem mehr als zwei Jahre alt ist, wird auch dort noch kein Wi-Fi 6 vorhanden sein, was den Kauf neuer Endgeräte nur wegen dem WLAN-Standard ohnehin obsolet macht. Bei Geräten, die häufiger ersetzt werden, zum Beispiel Smartphones, hilft ein Blick auf die Schachtel, in die Anleitung oder auch eine kurze Internetrecherche, um über den WLAN-Standard Bescheid zu wissen.

Was kann Wi-Fi 6E?

Einfach gesagt: Der neue Standard wurde um das 6-GHz-Band erweitert und ermöglicht Geschwindigkeiten von mehr als 1 Gbit/s. Der wesentliche Vorteil dieses zusätzlichen Frequenzbandes liegt aber darin, dass die steigende Anzahl Geräte besser verwaltet werden kann: Die Frequenzen 2,4 GHz und 5 GHz, die ältere Geräte verwenden, werden entlastet, da 6E-taugliche Geräte auf einer anderen Frequenz arbeiten. Dieses erweiterte Spektrum bedeutet eine geringere Latenz (weniger als eine Millisekunde) für Games, Videochats, VR und Streaming – alles, bei dem man eine Reaktion auf Tastaturbefehle, Stimmen oder Mausklicks benötigt. Die Wi-FI Alliance spricht von 14 zusätzlichen Kanälen auf 80 MHz und 7 solcher Kanäle auf 160 MHz. 

Wo kann man 6E-Router kaufen?

Diese sind aktuell noch spärlich gesät. An der CES 2022, die letzte Woche in Las Vegas stattfand, wurden einige neue vorgestellt. Router-Spezialisten wie TP-Link oder Netgear waren dort ganz vorn dabei. Bis deren Geräte hierzulande verfügbar sein werden (und deren Anschaffung überhaupt Sinn ergibt), ziehen aber noch einige Monate ins Land. Zudem wichtig zu wissen: Die in den USA genutzten Frequenzen sind andere als jene in Europa. Ein Router-Import ist daher sinnlos.

(c) Asus

Sorgt Wi-Fi 6E für mehr Speed und Stabilität im WLAN?

Stabilität – ja. Speed – jein. Dadurch, dass Wi-Fi 6E auf einer anderen Frequenz arbeitet, kommen sich die immer zahlreicher werdenden WLAN-fähigen Geräte nicht mehr so in die Quere, was für mehr Stabilität und demzufolge auch oft für Speedboost sorgt. Allerdings gibt es dafür noch diverse andere Faktoren. Etwa, ob ein Router Mesh-tauglich ist. Mesh bezeichnet ein System, das meist aus einem Hauptrouter und sogenannten Satelliten besteht, welche die WLAN-Abdeckung optimieren. Sie arbeiten dabei im selben WLAN, anders als etwa WLAN-Extender, die separate Netzwerke aufspannen. Der Vorteil bei Ersterem ist, dass Sie z.B. mit einem Laptop im Haus herumlaufen können und sich das Gerät quasi unterbruchsfrei immer mit dem nächstgelegenen Satelliten verbindet. 

Ebenfalls ein wichtiger Faktor beim WLAN ist das sogenannte MU-MIMO (Multiuser-Multiple Input, Multiple Output). Unterstützt ein Router diese Technologie, bedeutet dies, dass er gleichzeitig mit mehreren Endgeräten kommunizieren kann und nicht von jedem Gerät separat auf eine Antwort warten muss. 

Und nicht zuletzt: Das schnellste WLAN ist kein WLAN. Haben Sie also die Möglichkeit, Ihr Endgerät mit einem Netzwerkkabel direkt am Router anzuschließen, bringt dies auf jeden Fall eine starke Performance.

Gibt es einen Haken bei Wi-Fi 6E?

(c) Litepoint

Nicht wirklich – ausser, dass die 6E-tauglichen Router in der Anfangszeit sehr teuer sein werden. Das Einzige, was beachtet werden muss, ist die Reichweite des 6-Gigahertz-Frequenzbandes. Diese ist kurz, noch kürzer als das 5-GHz-Band – dafür aber schnell. Es ergibt also vor allem Sinn, wenn sich zwischen dem 6E-Router und dem Endgerät keine riesige Distanz und keine dicken Mauern befinden. 

Ab wann soll man sich den Kauf eines 6E-Routers überlegen? 

Das ist schwierig zu sagen, zumal viele Provider in der Schweiz ihre Kunden ohnehin mit Routern ausstatten. Grundsätzlich wird sich Wi-Fi 6, der aktuelle Standard, sicher noch ein, zwei Jahre halten. Hektik ist also unnötig.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*