In einer globalisierten und umweltbewussten Welt wird deutlich, dass Nachhaltigkeit und Profitabilität keine unvereinbaren Ziele sind, sondern zwei Seiten einer Medaille. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Investitionen in unseren Planeten nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch positive Auswirkungen auf ihre langfristige finanzielle Stabilität haben können. [...]
Dieselben technologischen Entscheidungen, die es einer Organisation ermöglichen, ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Ziele (ESG) zu erreichen, können auch einen geschäftlichen Nutzen bringen. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten kann es für Unternehmensleiter verlockend sein, ESG-Initiativen hintenanzustellen. Gerade das vergangene Jahr hat gezeigt, wie weit verbreitet dieses Problem ist. Laut einer Studie von Google Cloud sind ESG-Initiativen von Platz 1 der obersten Prioritäten eines Unternehmens auf den dritten Platz abgerutscht. Viele Führungskräfte berichten, dass sie stattdessen mehr Druck haben, Einnahmen zu generieren. Dennoch sind sich nahezu alle Befragten über die Bedeutung von aussagekräftigen Daten einig: 87 Prozent geben an, dass sie die Messung von ESG-Initiativen in ihrem Unternehmen verbessern möchten.
Früher wurden ESG-Ziele und die Datenstrategie eines Unternehmens als voneinander unabhängig betrachtet. Die Nachhaltigkeitsbeauftragten waren für die ESG-Ziele zuständig, während sich die IT-Abteilung um die Daten kümmerte. Jedoch sind beide Bereiche eng miteinander verknüpft. Tatsächlich kann eine solide Datenstrategie sowohl für das Unternehmen als auch für den Planeten von Vorteil sein.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Lenovo-Studie „Data for Humanity“ zeigt, dass Führungskräfte der Ansicht sind, dass Daten eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung globaler Krisen wie dem Klimawandel spielen werden. Von den befragten deutschen Unternehmen nutzen bereits 58 Prozent Daten, um Fortschritte bei den ESG-Zielen zu erreichen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass in den erfolgreichsten Unternehmen das IT-Team eng mit den Geschäftsteams zusammenarbeitet, um sowohl finanzielle als auch ESG-Ziele zu erreichen. Eine ausgereifte Datenstrategie und die Abkehr vom Silo-Denken sind die Eckpfeiler einer Strategie, die zum 21. Jahrhundert passt.
Wo liegen die Probleme?
Eine Analyse von McKinsey zeigt, dass Unternehmens-IT jährlich etwa 350 bis 400 Megatonnen an Kohlendioxid-Äquivalenten verursacht. Dies entspricht etwa einem Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Zum Vergleich: Die Luftfahrtindustrie produziert weltweit mit 3% etwas mehr als doppelt so viele Emissionen.
Unternehmensleiter sollten die verfügbaren Daten nutzen, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, woher ihre Emissionen stammen, und geeignete Maßnahmen zur Reduzierung ergreifen zu können. Die Antwort ist häufig nicht offensichtlich. Die Untersuchungen von McKinsey zeigen, dass Endnutzergeräte wie Laptops, Smartphones und Drucker für eine größere Emissionsbelastung verantwortlich sind als lokale Rechenzentren. Die Emissionen der Endnutzergeräte liegen etwa 1,5- bis 2-mal höher als die der Rechenzentren.
Durch die Nutzung von Daten sind CIOs in der Lage, essenzielle Entscheidungen sowohl für das Rechenzentrum als auch das Büro zu treffen. Sie können beispielsweise Informationen erhalten, um energieeffizientere Server zu implementieren oder nicht benötigte Endbenutzergeräte auszusortieren. Einfache Methoden, wie z.B. der Kauf von IT-Geräten in besseren Verpackungen, die den Papier- und Plastikverbrauch beim Versand von Produkten reduzieren, können helfen.
Die Früchte der Arbeit ernten
Um Netto-Null zu erreichen, ist eine Zusammenarbeit von Unternehmen, Verbrauchern und Regierungen unerlässlich. Unternehmen haben dabei mehrere wichtige Aufgaben zu erfüllen. Sie müssen sicherstellen, dass Verbraucher über den Klimawandel und die erforderlichen Gegenmaßnahmen informiert sind. Darüber hinaus ist es entscheidend, eng mit anderen Unternehmen und Regierungen zusammenzuarbeiten und bei Bedarf Daten auszutauschen. Dies ist kein Kampf, der allein geführt werden sollte. Unternehmen tragen eine Verantwortung, sowohl auf Verbraucher als auch auf andere Akteure in ihrer Wertschöpfungskette Einfluss zu nehmen und ihre Daten zu nutzen – denn selbst vermeintlich kleine Maßnahmen können einen globalen Wandel bewirken.
Ein proaktiver Umgang mit Daten spielt eine zentrale Rolle. Die Studie „Data for Humanity“ betont, dass Führungskräfte, die sich intensiv mit Daten beschäftigen, erhebliche Vorteile daraus ziehen können, auch wenn dies derzeit noch von zu wenigen Unternehmen umgesetzt wird. Unternehmen, die als „Data Leaders“ bezeichnet werden und 15 Prozent der befragten Unternehmen ausmachen, haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, Fortschritte bei der Erreichung ihrer ESG-Ziele zu erzielen. Eine große Mehrheit der „Data Leaders“ (89 Prozent) hat signifikante Fortschritte bei der Umsetzung ihrer ESG-Ziele erreicht, verglichen mit lediglich einem Viertel (23 Prozent) der „Data Followers“. Darüber hinaus haben vier von fünf „Data Leaders“ (78 Prozent) ihre Einnahmen gesteigert.
Der Bericht verdeutlicht zudem, dass ein hohes Bewusstsein für ökologische und soziale Anliegen besteht. Auch die befragten Führungskräfte aus Deutschland erkennen das Potenzial von Daten als wirksames Mittel zur Bewältigung solcher ESG-Themen und sind überzeugt, dass sie bei der Bewältigung von Herausforderungen wie der globalen Erwärmung (64 Prozent) und der Einkommensungleichheit (51 Prozent) eine bedeutende Rolle spielen werden. Allerdings haben lediglich 34 Prozent der deutschen Führungskräfte konkrete Pläne, sich innerhalb der nächsten drei Jahre mit dem Thema der globalen Erwärmung auseinanderzusetzen. Noch weniger (28 Prozent) haben vor, sich mit der Einkommensungleichheit zu beschäftigen.
Die Kooperation und der Austausch von Daten mit Partnern spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Erreichung von ESG-Zielen. Fast die Hälfte (45 Prozent) der Unternehmensleiter gibt an, dass sie Daten mit externen Partnern und Organisationen teilen, um Umweltinitiativen zu unterstützen. Dies ist insbesondere wichtig, da die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen nicht allein erreicht werden kann. Viele Unternehmen arbeiten bereits zusammen, um Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. Im Rahmen der von den Vereinten Nationen unterstützten Kampagne „Race to Zero Breakthroughs; Retail Campaign“ arbeiten bedeutende Einzelhandelsunternehmen wie IKEA und die H&M Group in einer branchenweiten Initiative mit Handelsverbänden zusammen, um den Übergang der gesamten Wirtschaft zu einer umweltfreundlicheren Arbeitsweise zu beschleunigen.
Eine gut entwickelte Datenstrategie ist von entscheidender Bedeutung, um Nachhaltigkeitsprobleme zu identifizieren, anzugehen und gemeinsam mit Lieferanten sowie Partnern daran zu arbeiten. Diese Gespräche können herausfordernd sein, aber mithilfe von Daten können Führungskräfte die ökologischen und finanziellen Auswirkungen jeder Entscheidung besser verstehen.
Langfristige Ziele
Durch eine intelligente Nutzung von Daten können Führungskräfte die Erkenntnisse gewinnen, die sie für die Formulierung langfristiger Klimaziele benötigen, einschließlich Emissionszielen für die kommenden Jahrzehnte. Die Initiative „Science Based Targets“ (SBTi) ermöglicht es, den Fortschritt in Klimafragen mithilfe von Benchmarks zu messen. Der SBTi-Net-Zero-Standard ist der erste wissenschaftlich fundierte Standard, der bereits von 2.000 Organisationen weltweit angewendet wird. Eine Vielzahl von Unternehmen wie Capgemini SE, H&M, Schneider Electric und Lenovo gehören zu den Organisationen, die sich für einige der SBTi-Ziele verpflichtet haben, um das Net-Zero-Ziel zu erreichen.
* Der Autor Dieter Stehle ist General Manager der Lenovo Infrastructure Solution Group DACH. Erschienen ist der Beitrag auf unserer Partnerwebsite www.it-daily.net.
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