Woran Innovationen im Unternehmen scheitern

Studie: Capgemini destilliert Erfolgsgeheimnisse von Führungskräften und Akademikern zur erfolgreichen Skalierung. [...]

Olivier Hervé, Leiter des Beratungsbereichs Strategie bei Capgemini Invent. (c) Capgemini
Olivier Hervé, Leiter des Beratungsbereichs Strategie bei Capgemini Invent. (c) Capgemini

Die Unfähigkeit vieler Unternehmen, Innovationen im großen Stil umzusetzen, hindert sie daran, das enorme Potenzial von Zukunftstechnologien voll zu nutzen – obwohl sie heute mehr denn je darauf angewiesen sind. Dies geht aus der neuen Studie des Capgemini Research Institute „Scaling Innovation – What’s the Big Idea?“ hervor, was erklärt, warum die meisten Innovationen nicht erfolgreich ausgerollt werden.

Olivier Hervé, Leiter des Beratungsbereichs Strategie bei Capgemini Invent, fasst die Ergebnisse folgendermaßen zusammen: „Die Skalierung von Innovationen muss als eigene Disziplin innerhalb der Innovationsreise behandelt werden, weil sie grundlegend anders ist. Sie hat ihre eigenen Herausforderungen und ist typischer Weise in einem Geschäftsbereich eines Unternehmens angesiedelt, der von der Ideenfindung völlig getrennt ist, Skalierung erfordert auch eine andere Denkweise und andere Fähigkeiten. Indem sie Skalierung als eine spezifische und einzigartige Disziplin behandeln, die richtige Governance einführen und eine Kultur aufbauen die bereit ist, harte Entscheidungen zur Skalierung von Innovationen zu treffen, können Unternehmen dies mit einer Geschwindigkeit und der Gewissheit erreichen, bei der Konkurrenten nur schwer mithalten können.“

2019 wurden weltweit rund 300 Milliarden Dollar in fast 32.000 Risikokapitalgeschäfte investiert. Erfinder auf der ganzen Welt reichten im Jahr zuvor 3,3 Millionen Patentanmeldungen ein, 5 Prozent mehr als im Vorjahr und nach einem kontinuierlichen Anstieg über neun Jahre in Folge. Die COVID-19-Pandemie hat den Bedarf an Innovation und Erneuerung nur noch verstärkt: So gaben 68 Prozent der Führungskräfte an, dass sie bestehende Transformationsinitiativen beschleunigt haben. Dennoch steckt die Fähigkeit zur Skalierung von Innovationen noch in den Kinderschuhen, da es vielen Organisationen nicht gelingt, die Früchte großer Wetten auf Innovationen zu ernten. Wirkung und Wert solcher Innovationen entstehen, laut Studie, jedoch nicht durch die Idee selbst oder Experimente. Vielmehr profitieren Unternehmen, die Innovationen skalieren und im großen Rahmen umsetzen, von einer schnelleren Geschäftsentwicklung und langfristigen Wettbewerbsvorteilen.

Große Organisationen müssen Ideenfindung und Skalierung als getrennte Einheiten behandeln

Innovation und die erfolgreiche Skalierung derselben sind zwei verschiedene Funktionen, die oft unterschiedliche Einstellungen und Fähigkeiten erfordern. Nur wenige Unternehmen unterscheiden jedoch zwischen dem Front-End der Innovationserzeugung und dem Back-End der Innovationsskalierung. Sie denken nicht an die Skalierung selbst – eine Disziplin, die sich in ihrem Zweck, ihren Anforderungen und Herausforderungen klar unterscheidet. Obwohl die Skalierung in der nachgelagerten Phase des Innovationsprozesses erfolgt, ist sie oft zu gering und kommt zu spät.

Der Studie zufolge konzentriert sich die Suche nach Innovationen häufig auf das, was wünschenswert ist – Konzepte und Projekte mit großer Wirkung, die darauf abzielen, ein unerfülltes oder nicht genanntes Kundenbedürfnis zu lösen. Selten konzentriert sie sich auf die beiden Aspekte, die für ein Großunternehmen relevanter sind – Rentabilität und Machbarkeit.

Durch die Betrachtung der Skalierung von Innovationen als eigenständige Disziplin können Unternehmen sicherstellen, dass sie bereits zu Beginn der Ideenfindungsphase Teams oder Einzelpersonen einsetzen, die sich stärker auf die Durchführbarkeit und Machbarkeit von Innovationen konzentrieren.

COVID-19 als Katalysator nutzen

COVID-19 hat Innovation in vielen Bereichen forciert. Capgemini hat festgestellt, dass die Organisationen in diesen Krisenzeiten erhebliche Fortschritte gemacht haben beim Kampf gegen die Bürokratie, der Rationalisierung von Prozessen, der Umstrukturierung von Belegschaften und der Stärkung der Führungsspitzen. Infolgedessen waren einige Unternehmen in der Lage, ihre Maßnahmen um fast zwei Jahre zu beschleunigen, wenn es um die Skalierung von Innovationen geht.

Unternehmen sollten nun auf diesem Schwung aufbauen, um zu verstehen, wie sie einige der traditionellen Governance-Herausforderungen überwinden können, die einer Skalierung im Wege stehen. Dazu gehört beispielsweise, wie sie ihre besten Talente dazu bringen sich auf das Thema zu konzentrieren oder indem sie bürokratische Hürden oder organisatorische Silos überwinden.

Nicht jede Idee lässt sich langfristig skalieren

Eine Innovationskultur ist nicht nur wichtig für die Ideenfindung und das Testen neuer Ideen, sondern auch für deren erfolgreiche Skalierung innerhalb bestehender oder neuer Märkte. Entscheidend für eine Innovationskultur, die Größenvorteile nutzt, ist die Förderung einer Lernkultur die Fehler akzeptiert und die Bereitschaft, Initiativen zu stoppen, selbst wenn sie zunächst in großem Maße erfolgreich waren. Nicht jede Idee kann langfristig skaliert werden und es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen verstehen, wann sie ein Scheitern in verschiedenen Phasen der Innovationsreise akzeptieren müssen.

Die Organisationskultur ist die größte Hürde bei der Skalierung von Innovation. Die Fähigkeit, Hürden zu beseitigen und Probleme anzugehen, muss sich vom Management über die gesamte Organisation erstrecken. Die Studie zeigt, dass Unternehmen, die bereits große Erfolge mit Skalierung realisieren, eher bereit sind, bestehende Experimente und Innovationen zu stoppen, um Neues auszuprobieren.


Mehr Artikel

Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien. (c) WeinwurmFotografie
Interview

IT-Berufe im Fokus: Innovative Lösungen gegen den Fachkräftemangel

Angesichts des anhaltenden IT-Fachkräftemangels ist schnelles Handeln gefordert. Die Fachgruppe IT der UBIT Wien setzt in einer Kampagne genau hier an: Mit einem breiten Ansatz soll das vielfältige Berufsbild attraktiver gemacht und innovative Ausbildungswege aufgezeigt werden. IT WELT.at hat dazu mit Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien, ein Interview geführt. […]

News

ISO/IEC 27001 erhöht Informationssicherheit bei 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen

Eine Umfrage unter 200 Personen verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen in Österreich hat erstmals abgefragt, inwiefern der internationale Standard für Informationssicherheits-Managementsysteme (ISO/IEC 27001) bei der Bewältigung von Security-Problemen in der Praxis unterstützt. Ergebnis: Rund 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen gaben an, dass sich durch die ISO/IEC 27001 die Informationssicherheit in ihrem Unternehmen erhöht hat. […]

News

Public Key Infrastructure: Best Practices für einen erfolgreichen Zertifikats-Widerruf

Um die Sicherheit ihrer Public Key Infrastructure (PKI) aufrecht zu erhalten, müssen PKI-Teams, sobald bei einer Zertifizierungsstelle eine Sicherheitslücke entdeckt worden ist, sämtliche betroffenen Zertifikate widerrufen. Ein wichtiger Vorgang, der zwar nicht regelmäßig, aber doch so häufig auftritt, dass es sich lohnt, PKI-Teams einige Best Practices für einen effektiven und effizienten Zertifikatswiderruf an die Hand zu geben. […]

News

UBIT Security-Talk: Cyberkriminalität wächst unaufhaltsam

Jedes Unternehmen, das IT-Systeme nutzt, ist potenziell gefährdet Opfer von Cyberkriminalität zu werden, denn die Bedrohung und die Anzahl der Hackerangriffe in Österreich nimmt stetig zu. Die Experts Group IT-Security der Wirtschaftskammer Salzburg lädt am 11. November 2024 zum „UBIT Security-Talk Cyber Defense“ ein, um Unternehmen in Salzburg zu unterstützen, sich besser gegen diese Bedrohungen zu wappnen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*