Total Outsourcing: Deutsche Unternehmen möchten die Kontrolle behalten

Einer der Hauptgründe von strategischen Entscheidern in Deutschland gegen Total Outsourcing ist der Kontrollverlust. Das ergab eine branchenübergreifende Studie von LeasePlan Deutschland. [...]

Die größten Vorbehalte gegenüber Outsourcing gibt es in Unternehmen, die keine Erfahrung damit haben. (c) Unsplash
Die größten Vorbehalte gegenüber Outsourcing gibt es in Unternehmen, die keine Erfahrung damit haben. (c) Unsplash

Beim Total Outsourcing geht ein ganzer Unternehmensprozess an ein Drittunternehmen ohne dafür weiterhin Experten oder Ansprechpartner im eigenen Unternehmen vorzuhalten. Beispielsweise lässt sich der Unternehmensprozess Einkauf auslagern, das heißt, das Drittunternehmen verhandelt und besorgt für den auslagernden Betrieb etwa günstigere Konditionen bei der Beschaffung. Weitere Beispiele sind HR-Management, Gehaltsabrechnung, Anrufannahme oder Transaktions-Banking. Oft handelt es sich um IT-intensive Prozesse, die an entsprechend spezialisierte Dienstleister abgegeben werden. Auch die Auslagerung des Fuhrparkmanagements ist ein solches Beispiel.

LeasePlan Deutschland hat über 150 strategische Entscheider zum Thema Total Outsourcing befragt, davon 75 Prozent Geschäftsleiter und Prokuristen sowie Einkaufs- und Controllingleiter.

In der Marktuntersuchung nannten knapp 20 Prozent der Entscheider Kostenvorteile als Nutzen, gefolgt von jeweils 15 Prozent, die größere Flexibilität durch frei werdende Personalkapazitäten sowie eine professionelle Herangehensweise des Outsourcing-Dienstleisters als Vorteile angaben. Auch eine Entlastung der Mitarbeiter, mehr Zeit für das Kerngeschäft und ein geringerer Verwaltungsaufwand zählten zu den häufig genannten Vorteilen. Seltener erhofften sich die Befragten eine bessere Einhaltung von Vorschriften und eine Beschleunigung von Prozessen. Allerdings sahen fast 30 Prozent der Befragten keine Vorteile beim kompletten Outsourcing von Geschäftsprozessen – beispielsweise des Fuhrparkmanagements ihres Unternehmens.

Woran liegt es, dass Entscheider Vorbehalte gegen Total Outsourcing im eigenen Unternehmen haben, obwohl sich fast die Hälfte (44 Prozent) von ihnen Verbesserungen vorstellen können und Outsourcing „prinzipiell“ für eine gute Idee halten? Die größte Gefahr sahen mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Entscheider insgesamt in einem möglichen Kontrollverlust. Sie befürchten, alle Kompetenzen und Kontrollmöglichkeiten aus der Hand zu geben und sich dem externen Dienstleister „auszuliefern“. Der Verlust der Kontrolle bezieht sich sowohl auf strategische Entscheidungen als auch auf Regeln und Prozesse, Kosten und die Kommunikation im eigenen Unternehmen. Vor allem auch der Verlust von bestehenden Geschäftsbeziehungen wurde als kritisch bewertet, da die Unternehmen oft heimatverbunden und regional verankert sind, örtliche Unternehmen als Geschäftspartner unterstützen und so Arbeitsplätze in der eigenen Region sichern wollen. Dahinter folgte mit knapp 15 Prozent die Befürchtung, durch das Fehlen eines zuständigen und thematisch erfahrenen Ansprechpartners im eigenen Unternehmen nur schwer eine vertrauensvolle Basis der Zusammenarbeit aufbauen zu können.

Bei einem genaueren Blick auf die Unternehmen zeigen sich Unterschiede. Auffällig ist, dass es in Unternehmen, die keine oder nur in geringem Maße Erfahrungen mit Outsourcing- beziehungsweise Serviceverträgen haben, mit 40 Prozent die größten Vorbehalte gegen Outsourcing gibt. Allerdings können sich gerade diese Betriebe am häufigsten Verbesserungen durch das Management von Dritten vorstellen.


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*