Transformation der Pharmaindustrie durch GenAI

Mit der Einführung von GenAI eröffnen sich weitreichender Perspektiven für Unternehmen. Ein besonders vielversprechender Anwendungsfall ist der Prozess der Arzneimittelzulassung, der bislang noch nicht vollständig ausgeschöpft wurde. [...]

Die Zulassung eines durchschnittlichen Medikaments in der Medizin- und Biotech-Industrie dauert im Schnitt neun bis zwölf Jahre. Dieser Prozess umfasst mehrere Phasen: die Entdeckung des Medikaments, intensive Forschung und Tests, klinische Studien, behördliche Prüfungen und schließlich die Markteinführung. Während jeder Phase müssen sämtliche Entdeckungen, Notizen, E-Mails, Forschungspapiere und Kommunikationen erfasst und digital gespeichert werden. (c) stock.adobe.com/Natalia S.

Einige der größten pharmazeutischen Unternehmen der Welt nutzen schon seit geraumer Zeit Business Process Automation (BPA) und Orchestration, um ihre digitalen Transformationsstrategien voranzutreiben und ihre Betriebsabläufe zu beschleunigen. Die COVID-19-Pandemie hat jedoch noch einmal deutlich gemacht, wie entscheidend eine reibungslose Automatisierung für die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Lieferungen von Medikamenten und anderen pharmazeutischen Produkten sein kann.

Diese Entwicklung hat eine Grundlage für den Einsatz von Robotic Process Automation (RPA) in immer mehr Unternehmen gelegt. RPA wird dabei zunehmend mit traditionellen AI-Fähigkeiten kombiniert, um nicht nur Prozesse zu automatisieren, sondern sie auch intelligenter zu gestalten. Diese Integration ermöglicht eine verbesserte Entscheidungsfindung und eine höhere Anpassungsfähigkeit an komplexe Anforderungen. Zudem steigert die Implementierung signifikant die Effizienz, indem sie repetitive Aufgaben automatisiert. Das führt häufig zu einer höheren Produktivität und gesteigerten Rendite für Unternehmen.

Mit der Einführung von GenAI eröffnen sich nun noch weitreichendere Perspektiven für Unternehmen. Ein besonders vielversprechender Anwendungsfall ist der Prozess der Arzneimittelzulassung, der bislang noch nicht vollständig ausgeschöpft wurde.

Datenflut und regulatorische Vorgaben

Die Zulassung eines durchschnittlichen Medikaments in der Medizin- und Biotech-Industrie dauert im Schnitt neun bis zwölf Jahre. Dieser Prozess umfasst mehrere Phasen: die Entdeckung des Medikaments, intensive Forschung und Tests, klinische Studien, behördliche Prüfungen und schließlich die Markteinführung. Während jeder Phase müssen sämtliche Entdeckungen, Notizen, E-Mails, Forschungspapiere und Kommunikationen erfasst und digital gespeichert werden.

Da die Pharmaindustrie zu den am stärksten regulierten Branchen weltweit gehört, sind Transparenz und Rückverfolgbarkeit von entscheidender Bedeutung. Für global agierende Marken kann die Nichteinhaltung regulatorischer Anforderungen und Gesetze zu erheblichen finanziellen Einbußen und einem massiven Reputationsverlust in Milliardenhöhe führen.

Besonders während klinischer Studien und im täglichen Gebrauch eines Medikaments ist die lückenlose Dokumentation von entscheidender Bedeutung. Pharmazeutische Unternehmen, Gesundheitsdienstleister und Apotheker müssen alle auftretenden Nebenwirkungen bei Patienten zeitnah und sorgfältig erfassen und melden, um regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Vor allem besonders schwere Symptome erfordern eine detaillierte Aufzeichnung und eine Meldung an die Behörden. Das ist für die Sicherheit der Patienten und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben unerlässlich.

Die ständige Erfassung und Speicherung dieser Daten führt zu einer Ansammlung von Terabytes an unstrukturierten Quelldaten, die bei Bedarf sofort abrufbar und für Regulierungsbehörden zugänglich sein müssen. Deshalb ist eine effektive Datenmanagementstrategie entscheidend, um sicherzustellen, dass diese umfangreichen Informationen schnell analysiert werden können. Das fördert nicht nur die Compliance, sondern ermöglicht auch eine proaktive Identifizierung und Minderung potenzieller Risiken im Zusammenhang mit der Medikation.

Revolutionierung des Datenerfassungsprozesses

Traditionell erfordert die Verwaltung des Datenerfassungsprozesses den Einsatz von Hunderten von Mitarbeitern. Diese vollständige Abhängigkeit von menschlicher Arbeitskraft birgt jedoch ein Fehlerrisiko und kann potenziell schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Besonders herausfordernd gestaltet sich die 24-Stunden-Verwaltung von Lieferantenanfragen, die oft unvorhersehbar und ad hoc auftreten.

Hier kann GenAI eine unschätzbare Unterstützung bieten, da sie die Fähigkeit besitzt, schnell unstrukturierte interne und externe Daten wie E-Mails, Telefonanrufe, Faxe, Chats oder Textnachrichten von Lieferanten und Anbietern zu durchsuchen und daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Diese kontinuierliche Kommunikation kann effektiv durch AI verwaltet werden, um sicherzustellen, dass rechtzeitig präzise Antworten bereitgestellt werden. SS&C Blue Prism beispielsweise integriert GenAI in seine Plattformen für Robotic Process Automation und intelligente Automatisierung.

Die Integration fortschrittlicher Technologien wie GenAI in die Prozesse pharmazeutischer Unternehmen wird einen signifikanten Wandel in der Verwaltung der regulatorischen Compliance und operativer Effizienz markieren. Entsprechende Integrationen revolutionieren das Datenmanagement und helfen effektiv dabei, menschliche Fehler und veraltete Prozesse zu eliminieren.


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