Transparenz bei Anwendungen und Infrastruktur

IT- und Cloud-Umgebungen werden immer komplexer. Konzepte wie Observability sollen sicherstellen, dass IT-Fachleute, Entwickler und Security-Spezialisten den Überblick behalten. [...]

„Performance wird von ‚unbekannten Unbekannten‘ bestimmt“

Je mehr IT-Infrastrukturkomponenten, Cloud-Dienste, Microservices und verteilte Anwendungen zusammenspielen, desto schwerer fällt es, die Performance und Verfügbarkeit einer IT-Umgebung sicherzustellen. Wie Observability den Einfluss von „unbekannten Unbekannten“ transparent macht, erläutert Stéphane Estevez, EMEA Director of Product Marketing Observability & IT Markets bei Splunk.

com! professional: Herr Estevez, es gibt mittlerweile ja zig Definitionen von Observability. Was versteht Splunk darunter?

Stéphane Estevez: Der Begriff tauchte auf, als Unternehmen damit begannen, in großem Maßstab Microservices und Container einzusetzen. Zuvor haben wir monolithische Anwendungen immer auf die gleiche Weise überwacht und Fehler behoben.

Aber jetzt, da Anwendungen hochgradig verteilt sind, gibt es viele „unbekannte Unbekannte“, die sich auf die Gesamtleistung und Verfügbarkeit auswirken. Diese verteilten Dienste, die oft nur kurzfristig bestehen, lassen sich mit traditionellen Tools schwer beobachten.

com! professional: Was ist dazu nötig?

Estevez: Es fehlen wichtige Daten wie Logs, Metriken und Traces. Wir müssen diese auf eine neue Art sammeln, und zwar in Echtzeit unter Verwendung von Streaming-Technologien und in voller Wiedergabetreue. Um Observability zu verstehen, können wir die Analogie des Survivorship Bias verwenden (Verzerrung zugunsten der Überlebenden).

Sie beschreibt einen logischen Fehler, den Menschen begehen, wenn sie sich auf das konzentrieren, was sie sehen können, statt nach dem zu suchen, was sie nicht sehen können.

com! professional: Observability soll also Zusammenhänge transparent machen, die sich mit klassischen Mitteln nicht erkennen lassen?

Estevez: Ja, Observability ist ein Datenproblem. Ich muss mich fragen: „Verfüge ich über alle erforderlichen Daten, um mein System beobachtbar zu machen und es dann auf die richtige Weise zu überwachen?“

Die meisten Tools für das Application Performance Management verwendeten vor Observability beispielsweise Stichproben von Daten. Das heißt, sie analysierten nur ein Prozent der Transaktionen, um Schwachstellen zu finden.

Doch damals waren die Erwartungen der Benutzer niedriger. Heute müssen Unternehmen jede Transaktion jedes Benutzers verstehen, um sicherzustellen, dass die Ursache eines Problems schneller gefunden und der bestmögliche Service geboten werden kann.

com! professional: Können Sie ein Beispiel nennen, welche weiteren Daten nötig sind?

Estevez: Nehmen Sie ein Unternehmen, das seine virtuellen Maschinen bisher jede Minute überwacht hat. Daher wird das IT-Betriebsteam dies auch bei Containern tun. Doch das bedeutet, dass in den Zeitintervallen zwischen jeder Minute die Container unbeobachtet bleiben. Da Container allerdings oft sehr kurzlebig sind, kann es sein, dass ein Speicherleck oder ein anderes Problem in einem Zeitsegment von wenigen Millisekunden auftritt.

Wenn die Überwachung nicht im selben Intervall stattfindet, kann ein Anwender daher Probleme bekommen und vielleicht nicht einmal bemerken, was zwischen beiden Messungen passiert ist. Werden dagegen Daten in Echtzeit erfasst, lassen sich Container besser und engmaschiger beobachten, Stichwort Observability.

„Firmen können sich angesichts der zunehmenden Digitalisierung nicht leisten, blind zu sein, wenn es um die tatsächliche Leistung von Anwendungen aus Sicht der Endnutzer geht.“

Stéphane Estevez – EMEA Director, Splunk

com! professional: Das heißt, IT-Abteilungen müssen umdenken?

Estevez: Ja, Observability ist eine Denkweise. Wie auch immer künftige IT-Technologien und Codierungstechniken aussehen, müssen wir uns vor Augen halten, dass wir derzeit nur wissen, dass wir eben nicht alles wissen.

Daher sollten wir weiter nach den unbekannten Daten suchen, die erforderlich sind, um Systeme beobachtbar zu machen. Denn ein immer größerer Teil der Interaktionen zwischen Kunden und Unternehmen findet digital statt. Daher können es sich Firmen nicht leisten, blind zu sein und dies zu bleiben, wenn es um die tatsächliche Leistung von Anwendungen aus Sicht der Endnutzer geht.


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