Transport 4.0: Reisen von Tür zu Tür dank multimodalem Verkehr

Reisende wollen unterwegs arbeiten, mit Kollegen und Freunden kommunizieren oder sich einfach nur unterhalten lassen. Auf jeden Fall wollen sie online sein, und diese Erwartung hat inzwischen auch Auswirkungen auf die Transportsysteme selbst. Roch Muraine, Global Sales Director Transport bei ALE, beschreibt Technologien für ein multimodales Verkehrssystem, in dem die Reisenden durchgängig vernetzt sind. Und er zeigt auf, wie diese Trends unsere Art zu reisen für immer verändern werden. [...]

Die Technologie für nahtlosen, vernetzten multimodalen Verkehr gibt es bereits, aber die meisten Dienstleistungen werden dem Endkunden immer noch stückweise und nicht vernetzt angeboten. Wenn beispielsweise eine Reise von A nach B mit Bus, Zug und Fähre erfolgt, müssen die Fahrkarten für jeden Abschnitt extra gekauft werden, weil verschiedene Betreiber involviert sind. Um dieses Service zu verbessern und mit der weltweit rasant steigenden Zahl von Reisenden mithalten zu können, müssen wir neue Wege finden, das Reisen für die Fahrgäste bequemer zu machen und den Betreibern die Bereitstellung des Services zu vereinfachen.
Transport 4.0 – kurz erklärt
Alles deutet darauf hin, dass die Zukunft dem multimodalen Verkehr gehört, der unterschiedliche Transportarten zu einer einzigen Interaktion mit dem Passagier integriert und damit ein Reisen von Tür zu Tür anbietet. Stellen Sie sich vor, Sie brauchen nur noch ein Ticket, das sowohl für die Bahnfahrt als auch für den Flug und das Hotel gilt – in dem bereits Ihr Gepäck wartet. Das Ziel besteht darin, Reiseerlebnisse effizienter, sicherer, umweltfreundlicher und bequemer zu machen, die Reisezeit zu verkürzen und die Kosten für die Reisenden zu senken. Wir sehen diese Zukunft gerade erst am Horizont, aber sie hat das Potenzial, das Reisen vollständig zu verändern.
Auf dem Weg zum vernetzten Erlebnis
Das multimodale Erlebnis beginnt zu Hause oder auf Ihrem Smartphone. Es gibt heute schon Apps und Webseiten für die Reiseplanung, die über verschiedene Transportarten hinweg die Reisezeiten und die Kosten für die Reise von A nach B anzeigen. Allerdings werden hierfür separate Anbieter und getrennte Systeme genutzt. Künftig wird es Angebote geben, mit denen Sie Ihre gesamte Reise über eine einzige App buchen können – mit einer Suche und einer Zahlung.
Smarte Fahrkarten und E-Tickets sind im Wesentlichen auch schon verfügbar – von Bordkarten auf dem Smartphone bis zum kontaktlosen Bezahlen in Bussen. Im nächsten Schritt wird ein einziges Ticket alle Transportarten abdecken. Diese elektronischen Ticketing-Systeme machen das Reisen für die Fahrgäste bequemer – und sie erlauben den Transportanbieter das Sammeln von zusätzlichen Daten, die sie analysieren können, um ihr Service zu verbessern.
Single-token Travel ist die nächste Entwicklung im multimodalen Verkehr. Dabei werden biometrische Daten eines Passagiers mit seinen Reisedaten zu einem digitalen Datensatz zusammengefasst, der eine sichere Authentifizierung ermöglicht. Diese Technologie macht das Reisen schneller und bequemer, weil Check-In und Sicherheitskontrollen mit weniger Aufwand verbunden sind. Multimodaler Verkehr erfordert eine Verknüpfung der Transportsysteme auf der physischen Ebene und im operativen Betrieb. Nur so schafft man die richtige Infrastruktur, die auf hochwertigen Echtzeit-Informationssystemen basiert und Routen, Fahrpläne und Fahrpreise miteinander verknüpft. 
Vernetzte Passagiere
Kommunikation ist ein wichtiger Faktor bei der Personenbeförderung, denn Konnektivität und Informationen verbessern das Reiseerlebnis. Smartphones, Laptops, Tablets und öffentliches WLAN sind auf Reisen allgegenwärtig und von Transportdienstleister wird erwartet, dass sie Echtzeit-Daten bereitstellen. Anwendungen geben Tipps und weisen den Weg zu Geschäften, Abflug-Gates oder Autos, aber das ist nicht genug. Als echten Mehrwert empfindet der Reisende es, wenn er jederzeit Unterstützung anfordern kann.
Mit Collaboration-Tools, die über eine CPaaS (Communications Platform as a Service) in die Anwendungen integriert werden, können Transportanbieter über Messaging, Sprache und Video in Echtzeit mit ihren Fahrgästen und Mitarbeitern kommunizieren, Fahrplanänderungen bekanntgeben, Reiseinformationen bereitstellen und Notfallmeldungen verbreiten. All dies kann über eine einzige App erfolgen, die das Reiseerlebnis vereinfacht und erweitert.
Mit offenen Daten und APIs die Grundlage schaffen
Verkehrsleitsysteme, Überwachungskameras, Fahrzeugdetektoren und viele andere Endgeräte im IoT generieren bereits heute eine Unmenge an Daten. Je smarter der Verkehr wird, umso mehr Daten fallen künftig an. Diese Daten zu erfassen, ist nur ein Aspekt. Der wahre Nutzen ergibt sich aber erst, wenn die Daten ausgetauscht und die Betriebsprozesse so angepasst werden, dass echte vernetzte Verkehrssysteme entstehen.
Eine auf offenen Daten und APIs basierende Infrastruktur ist nötig, um Transportinnovationen und Mobilitätslösungen voranzutreiben. Beim multimodalen Verkehr arbeiten verschiedene Betreiber gemeinsam daran, Reisen bequemer zu machen. Das setzt aber voraus, dass sie wissen, was in ihrer Umgebung passiert. So profitieren beispielsweise der Flughafen London Gatwick und sein größter Kunde, die Billigfluglinie easyJet, von ihrer engen Zusammenarbeit. Der Flughafen stellt Echtzeitdaten aus seinen Informationssystemen bereit, die easyJet mit den Reisedaten der Passagiere und nützlichen Hinweisen kombiniert, um über seine Mobil-App jeden Reisenden individuell zu informieren. 
Das Netzwerk schützen
Neben vielen Vorteilen gibt es aber auch Herausforderungen, zum Beispiel in puncto Sicherheit. Mit dem Wachstum des Internet of Things und dem Anstieg an vernetzten Endgeräten, die von den Transportanbietern in immer größeren Netzwerken eingesetzt werden, steigt auch die Zahl der Schwachstellen, über die ein unbefugtes Eindringen möglich ist – wenn das Netzwerk nicht ausreichend geschützt ist. Cyberangriffe und Datenpannen sind heute eine Hauptsorge aller IT-Verantwortlichen, und es wird entscheidend sein, dass die Transportanbieter ihre Daten wirksam schützen. Andernfalls setzen sie sowohl das Vertrauen der Passagiere als auch die Vorteile des multimodalen Reisens aufs Spiel.
Eine mögliche Lösung für dieses Problem ist das IoT-Containment als Teil eines ganzheitlichen Sicherheitskonzepts. Es sieht vor, dass Gruppen von vernetzten IoT-Endgeräten jeweils verschiedene virtuelle Umgebungen auf einem Netzwerk zugewiesen werden. Damit können Unternehmen das Risiko eines breiten Angriffs auf das gesamte Netzwerk weitgehend ausschalten, denn jede Bedrohung kann nur einen dieser „Container“ treffen und sich nicht weiter ausbreiten. In einer solchen Umgebung können nur autorisierte Personen ihre IoT-Geräte einsetzen und verwalten, was auch das IoT-Management deutlich vereinfacht.
Ein anderes Sicherheitskonzept konzentriert sich auf die unternehmenskritische Kommunikation, die eine wichtige Rolle für die Sicherheit der Passagiere und die Betriebssicherheit spielt. Eine konsistente Strategie für die Cybersicherheit ist erforderlich, um die Kommunikationsplattform vor Cyberangriffen zu schützen und einen reibungslosen Betrieb sicherzustellen. Unterstützt wird diese Strategie durch integrierte Schutzfunktionen in den Systemen und clevere Best Practices im Unternehmen.  
Ausblick
Der multimodale Verkehr wird das Reisen komplett verändern. Die Technologie existiert bereits. Sie kann mithilfe von offenen APIs die Nutzung unterschiedlicher Verkehrssysteme mit einem einzigen Ticket, einer Zahlung und einer durchgängigen Reiseroute unterstützen. Die Grundlage dafür – Netzwerke und Systeme, die das Ganze verknüpfen – muss jetzt implementiert werden, wenn wir künftig die Vorteile des nahtlosen Reisens auskosten wollen. Gebraucht werden sichere, zuverlässige Netzwerke, die Betreiber und Passagiere miteinander vernetzen, unabhängig von der Transportmethode, die sie jeweils nutzen. 
*Roch Muraine ist Global Sales Director Transport bei ALE.

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