Trotz Risiken: 85 Prozent der Investoren setzen auf rasche Einführung von KI

Will man die Ergebnisse des Global Investor Survey 2023 von PwC zusammenfassen, könnte man sagen: Klima, Kriege, Krisen und KI bestimmen unsere Gegenwart und (nähere) Zukunft. [...]

Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich (c) PwC Österreich
Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich (c) PwC Österreich

Inflation (46 Prozent), wirtschaftliche Volatilität (39 Prozent) und geopolitische Konflikte (34 Prozent) werden weltweit von Investoren und Investorinnen als die größten Bedrohungen für Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten gesehen. Klimabedingte Risiken steigen aus Sicht der Anleger erheblich und liegen nun auf dem gleichen Niveau wie Cyberrisiken bei 32 Prozent – so jedenfalls die Ergebnisse des Global Investor Survey 2023 von PwC. An der weltweiten jährlichen Befragung haben 345 Investoren und Investorinnen sowie Analysten und Analystinnen aus verschiedenen Regionen und Anlageansätzen teilgenommen. 

Künstliche Intelligenz: Zwischen großer Chance und hohem Risiko

Innovation und neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Metaverse und Blockchain sind für Anleger von großem Interesse und zählen zu den wichtigsten Prioritäten bei der Bewertung von Unternehmen. 61 Prozent der Befragten gaben an, dass eine schnellere Einführung von KI für die Wertschöpfung „sehr“ oder „extrem wichtig“ sei. Unter Berücksichtigung der Antwortmöglichkeit „einigermaßen wichtig“, steigt die Zahl auf 85 Prozent. Weitere 59 Prozent sind der Meinung, dass der technologische Wandel die Wertschöpfung von Unternehmen in den nächsten drei Jahren am stärksten beeinflussen wird. Dennoch sehen 86 Prozent der Investoren künstliche Intelligenz als erhebliches Risiko an, wenn es um Datensicherheit und Datenschutz geht, unzureichende Governance und Kontrollen (84 Prozent), Fehlinformation (83 Prozent) sowie Voreingenommenheit und Diskriminierung (72 Prozent).

Dennoch ist Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich überzeugt: „Künstliche Intelligenz bietet trotz Risiken beachtliches Potenzial für die heimische Wirtschaft. KI wird die Art des Arbeitens wesentlich beschleunigen und in der inhaltlichen Qualität deutlich steigern.“ Krick rät Unternehmen, diese Chancen Unternehmen aktiv und mutig anzugehen und Entwicklungen in der KI nicht nur zu beobachten, sondern innovative und sinnvolle Anwendungsfälle zu erproben.  

Klimarisiken für Investoren und Investorinnen wichtiger

Neben KI spielt auch Nachhaltigkeit für Investoren eine immer größere Rolle. Während im Jahr 2022 nur 22 Prozent der Investoren den Klimawandel als Bedrohung wahrgenommen haben, ist die Zahl mittlerweile bereits auf 32 Prozent gestiegen. Für drei Viertel der Befragten (75 Prozent), stellt die Art und Weise, wie Unternehmen mit nachhaltigkeitsbezogenen Chancen und Risiken umgehen, einen wichtigen Faktor bei Investitionsentscheidungen dar. 69 Prozent geben sogar an, dass sie ihre Investitionen in Unternehmen, die relevante Nachhaltigkeitsaspekte erfolgreich managen, erhöhen würden. Außerdem stimmen 70 Prozent der Aussage zu, dass ESG ein Teil der Unternehmensstrategie sein sollte.  

ESG-Kriterien seien zu einem entscheidenden Faktor bei Investitionsentscheidungen geworden, weiß Agatha Kalandra, Vorstandsmitglied und ESG Leader bei PwC Österreich, und konkretisiert: „Künftig wird im Nachhaltigkeitsbericht transparent dargelegt, wie Unternehmen ihren Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt verstehen, und wie sie ihren Impact verantwortungsbewusst verbessern. Dies ermöglicht Investoren und Investorinnen einen Einblick in die Strategie, wie Unternehmen ihre Geschäftsmodelle langfristig nachhaltig ausrichten.“

Vertrauensproblem: 94 Prozent der Investoren vermuten Greenwashing

Die meisten Investoren äußern allerdings Zweifel daran, dass die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen und die darin verwendeten Daten zum aktuellen Zeitpunkt auch wirklich vertrauenswürdig sind: Mit 94 Prozent sind fast alle befragten Investoren der Meinung, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen zumindest in gewissem Maße unbelegte Behauptungen enthält – das ist ein Anstieg um 7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr (87 Prozent). 

Das Bedürfnis nach verlässlichen Daten, strengeren Berichtsstandards, mehr Transparenz und unabhängigen Kontrollen ist angesichts des Verdachts auf Greenwashing – wie schon in den Jahren zuvor – aufseiten der Investoren und Investorinnen stark ausgeprägt. 

„Investoren und Investorinnen haben nur wenig Vertrauen in Nachhaltigkeitsberichte – das sollte Unternehmen und Aufsichtsbehörden aufhorchen lassen“, warnt Agatha Kalandra. Umso wichtiger sei es, so die PwC-Expertin, die Qualität der berichteten Daten zu erhöhen. „Aufgrund der CSRD muss das ESG-Reporting weiterentwickelt werden, damit sie zuverlässige und vergleichbare Informationen bereitstellt, auf die Investoren und Invetorinnen und Stakeholder vertrauen können“, schließt Agatha Kalandra.  

Mehr Informationen zur Studie finden Interessierte unter https://direkt.pwc.at/gis2023.


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