TU Wien und WPI verleihen Helmut-Veith-Stipendium an vier Master-Studentinnen der Informatik

Am 18. Dezember 2024 luden das Vienna Center for Logic and Algorithms (VCLA) der TU Wien und das Wolfgang Pauli Institut (WPI) zur feierlichen Verleihung des Helmut-Veith-Stipendiums in den Arnold-Schmidt-Raum der TU Wien. Bedingt durch einen regelrechten Ansturm auf das Stipendium wurden dieses Jahr erstmals statt einer gleich vier Kandidatinnen ausgewählt. [...]

Die Helmut-Veith-Stipendiatinnen (von links nach rechts): Esther Mugdan, Ivana Bocevska, Tatiana Beliaeva und Raquel Panadero Palenzuela. Am Foto: der 2016 verstorbene österreichische Informatiker Helmut Veith, nach dem das Stipendium benannt ist. (c) Nadja Meister

Mehr Frauen in die Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT). So lautet der einhellige Tenor aus Wissenschaft und Politik. Leider bleibt die österreichische Realität bisher deutlich hinter den Erwartungen zurück. So liegt etwa der Frauenanteil in Studienrichtungen der Informatik an der TU Wien derzeit bei unter zwanzig Prozent.

Zur Förderung vielversprechender Nachwuchs-Informatikerinnen wurde im Jahr 2016 das Helmut-Veith-Stipendium ins Leben gerufen. Den Stipendiatinnen werden sämtliche Studiengebühren erlassen, und sie erhalten 7.000 Euro pro Jahr für eine Dauer von maximal zwei Jahren. Die Finanzierung erfolgt durch das Rektorat der TU Wien und das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF). Interessentinnen für das Helmut-Veith-Stipendium können ihre Bewerbung jedes Jahr bis Ende November übermitteln. Weitere Informationen dazu gibt es unter diesem Link.

Während in den letzten Jahren nur eine einzige Kandidatin ausgewählt wurde, endete die achte Ausgabe (Bewerbungsfrist November 2023) mit einem noch nie dagewesenen Ergebnis: Gleich vier herausragende Kandidatinnen – Tatiana Beliaeva, Esther Mugdan, Ivana Bocevska und Raquel Panadero Palenzuela – dürfen sich über den Erhalt eines Stipendiums freuen. Zu verdanken war dies der Vielzahl an qualifizierten Bewerberinnen sowie der Bereitschaft des Wolfgang Pauli Instituts (WPI), das Budget für diese gezielte Förderung junger exzellenter Frauen auf MINT-Gebieten zu erhöhen – ganz im Sinne des BMBWF.

Die Gewinnerinnen des Helmut Veith Stipendiums 2024 mit TU-Wien-Vizerektorin Jasmin Gründling-Riener sowie Vertreter:innen des VCLA und WPI (von links nach rechts): Esther Mugdan, Agata Ciabattoni, Norbert J. Mauser, Raquel Panadero Palenzuela, Jasmin Gründling-Riener, Tatiana Beliaeva, Georg Gottlob, Ivana Bocevska und Stefan Szeider. (c) Nadja Meister

Jasmin Gründling-Riener, Vizerektorin Lehre an der TU Wien, überreichte die Urkunden im Zuge der feierlichen Verleihung am 18. Dezember 2024 im Arnold-Schmidt-Raum (Campus Gußhaus). Im Anschluss hielt Professor Georg Gottlob (Wittgenstein- und ERC-advanced-Preisträger und WPI-Präsident) einen Vortrag mit dem Titel „Informatik als Fortführung der Logik mit anderen Mitteln“. Dabei gab Gottlob Einblicke in die Entstehung der Computerwissenschaften und zeigte eindrucksvoll auf, warum beliebte Suchmaschinen und Chatbots von einem „Logik-Copilot“ profitieren würden.

Helmut Veith, ein Schüler von Georg Gottlob, war einer der stärksten jüngeren österreichischen Informatiker, engagiertes Vollmitglied des WPI und starker Fürsprecher und Mentor für Frauen in der Informatik. Seit seinem tragischen Tod im März 2016 wird alljährlich ein nach ihm benanntes Stipendium für ein englischsprachiges Masterstudium im Bereich Informatik an der TU Wien an besonders begabte und motivierte internationale Studentinnen vergeben. Die Auswahl der Stipendiatinnen erfolgt durch eine Jury unter Beteiligung des VCLA (Vienna Center for Logic and Algorithms) sowie des WPI. Diese erfolgreiche Kooperation des VCLA mit dem WPI wird von Informatik-Professorinnen wie Agata Ciabattoni und Laura Kovács getragen, die dank Exzellenz-Preisen wie START und ERC auch Vollmitglieder des WPI sind, und die als Vorbilder und Mentorinnen für junge Frauen in der Informatik dienen.

Die Stipendiatinnen

Tatiana Beliaeva hat vor kurzem ihr Bachelorstudium der Informationstechnologie an der Plechanow-Wirtschaftsuniversität in Moskau abgeschlossen (Bachelorarbeit: “Developments for Improving the Company’s Information Security Based on Predictive Analytics Methods”). Durch ehrenamtliche Tätigkeiten und die Teilnahme an Konferenzen hat sie ein tiefgreifendes Interesse an Cybersicherheit und Datenwissenschaft entwickelt. Aus diesem Grund fiel ihre Wahl auf das  Masterstudium „Data Science“ an der Fakultät für Informatik der TU Wien. Um ihr Studium zu finanzieren, hat Tatiana als Junior-Analystin und Spezialistin für Cybersicherheit in großen Unternehmen gearbeitet; darüber hinaus erhielt sie Stipendien basierend auf ihren hervorragenden akademischen Leistungen und ihrem ehrenamtlichen Engagement.

Esther Mugdan hat ihr Bachelorstudium in Informatik an der Universität Basel im Jahr 2022 abgeschlossen (Bachelorarbeit: „Optimality Certificates for Classical Planning“). Während ihres Studiums entwickelte sie ein starkes Interesse an der theoretischen Informatik. Da sie sich in Basel nicht auf dieses Gebiet spezialisieren konnte, entschied sie sich, nach Österreich zu ziehen, um an der TU Wien das Masterstudium „Logic and Computation“ aufzunehmen. Esther war in Basel als studentische Mitarbeiterin beschäftigt und arbeitet derzeit an einem Forschungsprojekt in der Databases and Artificial Intelligence Group der TU Wien. Das Helmut-Veith-Stipendium wird es ihr ermöglichen, sich auf ihre Masterarbeit im Bereich „Scheduling and Planning“ zu konzentrieren.

Ivana Bocevska machte ihren Schulabschluss in Nordmazedonien und absolvierte im Anschluss das Bachelorstudium „Software and Information Engineering“ an der TU Wien (Bachelorarbeit: „Gentzen-type Refutation Systems for Connexive Logics“). Ihr großes Interesse an Logik und Verifikation motivierte sie zur Aufnahme des Masterstudiums „Logic and Computation“ an der TU Wien. Ivana arbeitet als Solutions Engineer in einem internationalen Unternehmen und ist außerdem als studentische Mitarbeiterin an der Fakultät für Informatik der TU Wien beschäftigt. Darüber hinaus hat sie sich ehrenamtlich als Mentorin für das Tagebuch der Informatikerin engagiert und eine Reihe von Preisen gewonnen, insbesondere den Siemens Award for Excellence in den Jahren 2020 und 2023.

Raquel Panadero Palenzuela erwarb ihren Bachelor-Abschluss in „Telecommunication Technologies and Services Engineering“ mit dem Schwerpunkt audiovisuelle Systeme an der Polytechnischen Universität von Katalonien (UPC), Spanien. Im Rahmen des Erasmus+-Programms zog Raquel nach Österreich, wo sie für ihre Bachelorarbeit am Computer Vision Lab der TU Wien einen auf maschinellem Lernen basierenden Ansatz zur Vorhersage der Bewegungen von Radfahrern in städtischen Umgebungen entwickelte. Anschließend wurde sie zum Masterstudiengang „Data Science“ an der TU Wien zugelassen, wo sie sich darauf freut, KI-gesteuerte Projekte mit sozialer Relevanz zu verfolgen. Am UPC war Raquel als Undergraduate Research Fellow in der Database Technologies and Information Management Group tätig und absolvierte außerdem ein Praktikum als Software-Engineer bei einem führenden Unternehmen im Bereich der Verwaltung großer Datenmengen in der Musikindustrie.

Über das VCLA

Das Vienna Center for Logic and Algorithms (VCLA) ist ein Kompetenzzentrum für Algorithmen und Logik an der Fakultät für Informatik der TU Wien. Es wurde 2011 ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Logik und Algorithmen zu schärfen – sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der breiten Öffentlichkeit.

Über das WPI

Das Wolfgang Pauli Institut (WPI) ist seit 2001 ein außeruniversitäres Exzellenzzentrum für MINT Gebiete, das als synergetischer Partner der österreichischen öffentlich-rechtlichen Universitäten, insbesondere TU und Uni Wien, die internationale interdisziplinäre interinstitutionelle Kooperation fördert, gekoppelt mit Familien- und Frauenförderung.


Mehr Artikel

Die beiden Sprecherinnen von Women@DSAG: (links) Franziska Niebauer, Beraterin für SAP IS-H bei der Helios Kliniken GmbH, und Anna Hartmann, Geschäftsführerin der in4MD Service GmbH (c) Bild links: Helios Kliniken GmbH; Bild rechts: www.AndreasLander.de
News

Chancengleichheit der Geschlechter – überbewertet oder wichtiger denn je?

In den USA schaffen Großkonzerne auf Geheiß Donald Trumps ihre Diversitätsprogramme ab. Auch in Europa folgen Unternehmen dem „Anti-Woke-Kurs“. Die DSAG nahm dies zum Anlass, bei den Mitgliedern des Frauennetzwerks Women@DSAG nachzufragen, wie es derzeit um die Chancengleichheit der Geschlechter im Job steht. 139 Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen an der Umfrage teil. […]

"Sammlung allerhand auserlesener Reponsorum […]", Johann Hieronymus Hermann, 1736 (c) Österreichische Nationalbibliothek
News

Kulturpool – digitalisiertes Kulturerbe

Einer der Vorteile der Digitalisierung ist, dass Kulturgüter zunehmend auch in digitalisierter Version für alle online zugänglich vorliegen. So versammelt das zentrale Suchportal für digitalisiertes Kulturerbe in Österreich, Kulturpool, 1,6 Millionen Objekten, darunter historische Handschriften, Bücher, Kunstwerke und vieles mehr. Einer der Hauptbeiträger von Kulturpool ist die Österreichische Nationalbibliothek. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*