Twitter wildert im Revier traditioneller Medien

Twitter hat am vergangenen Wochenende in Kooperation mit der US-Autorennserie NASCAR erstmals professionelle Live-Berichterstattung von einem Sportereignis geliefert. [...]

Ein beim sozialen Netzwerk angestellter Redakteur betreute ein eigens für das Pocono-400-Rennen eingerichtetes Portal. Über den speziellen Account schickte der Twitter-Mitarbeiter ausgewählte Fotos und Kurznachrichten an alle interessierten User, wie gigaom.com berichtet. Damit positioniert sich Twitter erstmals als direkter Konkurrent für traditionelle Medien, deren Live-Berichterstattung nach einem ähnlichen Muster abläuft.
Twitter selbst behauptet immer, sich nicht als Medienunternehmen zu sehen und auch keine Ambitionen in diese Richtung zu haben, wie CEO Dick Costolo wiederholt beteuert. Das beruhigt die traditionellen Medienhäuser, die dann fleißig eigene Partnerschaften mit dem Sofortnachrichtendienst eingehen. Der Schritt zum ernsthaften Konkurrenten wäre für Twitter allerdings nicht sehr groß. Das Geschäftsmodell eines Medienunternehmens, nämlich Werbung im Umfeld eigener Inhalte zu verkaufen, hat der Dienst von Anfang an verfolgt. Bisher waren die Inhalte ausschließlich User-generiert, aber das lässt sich leicht ändern.
„Gerade im Sportbereich, vor allem was moderne Sportarten angeht, hat Twitter schon jetzt einen hohen Stellenwert. In der Formel 1 nutzen Fahrer und Presse den Dienst, um Nachrichten in Echtzeit zu verbreiten. Hier ist Twitter schon jetzt eine Konkurrenz für traditionelle Medien“, sagt Günter Jaritz von Social Media Consulting gegenüber der Nachrichtenagtentur pressetext. Wenn Twitter mit professionellen Reportern auch noch die Vertrauenswürdigkeit der Information erhöhen kann, wird die Plattform als unschlagbar schnelle Informationsquelle noch attraktiver.
„Professionelle Berichterstattung via Twitter hätte einiges für sich. Die Geschwindigkeit und die Möglichkeit der plattformunabhängigen Nutzung könnten in Verbindung mit dem steigenden Vertrauen viele Menschen anziehen“, sagt Jaritz. Auch außerhalb von Sportveranstaltungen könnten diese Vorteile Twitter zusätzliche User bescheren. „Für schnelllebige Themen ist Twitter-Berichterstattung denkbar. Für Kunst und Kultur beispielsweise weniger“, erklärt Jaritz. Die Werbeindustrie hätte mit dem Zuwachs an relevantem Content sicher auch ihre Freude.
„Da gibt es sicher schon ausgearbeitete Pläne bei Twitter. Bei bestimmten Themen gezielt Werbung zu schalten, ist attraktiv für viele Unternehmen“, so Jaritz. Die Medien und deren Journalisten, die Twitter bislang vorbehaltlos umarmt haben, werden sich – wenn es ums Geld geht – überlegen müssen, wie man mit der neuen Konkurrenz umgeht. „Freuen werden sie sich nicht. Aber die guten Twitterer unter den Journalisten wird das nicht beeinträchtigen. Lediglich die Trittbrettfahrer, die sich über Aktuelles profilieren wollen, werden darunter leiden“, sagt Jaritz. (pte)

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