Chinesischen Informatikern ist es gelungen, Smartphone-Nutzer in der U-Bahn dank gestohlener Bewegungssensor-Daten mit bis zu 92-prozentiger Genauigkeit zu verfolgen. [...]
Zwar erfordert das eine eher aufwendige Vorvermessung der U-Bahn-Linien. Doch dem Team der Universität Nanjing nach ist es erschreckend leicht, den Bewegungssensor eines Smartphones für Spionage zu nutzen. Angesichts der vielen U-Bahn-Nutzer in Weltmetropolen wie New York oder Tokio könne diese Form der Standort-Verfolgung also eine durchaus ernstzunehmende Gefahr sein.
Der Ansatz der Sicherheitsexperten ist einfach. Da sich U-Bahnen auf Schienen bewegen, gibt es in den Bewegungssensor-Daten eine Komponente, die charakteristisch für die Route zwischen zwei Stationen ist. So lässt sich ermitteln, wo ein Nutzer aussteigt. „Aktuelle mobile Plattformen wie Android erlauben Apps, ohne besondere Rechte oder ausdrückliche Nutzerzustimmung, Zugriff auf Beschleunigungssensor-Daten“, warnt zudem das Team. Es wäre also relativ leicht, Malware einzuschleusen, die nötige Daten wirklich unbemerkt stiehlt. Da gerade in Großstädten die U-Bahn ein sehr wichtiges Fortbewegungsmittel ist, könnten viele Menschen derart überwacht werden – und das langfristig.
In New York nutzen täglich bis zu 5,5 Mio. Menschen die U-Bahn, in Tokio sind es sogar rund 6,4 Mio. Fahrgäste. Über diese Menschen könnte Bewegungssensor-Spionage viel verraten, warnen die Forscher. „Wenn ein Angreifer das Smartphone einer Nutzerin einige Tage verfolgen kann, könnte er ihr Tagesprogramm, Wohn- sowie Arbeitsumfeld ableiten und ihre physische Sicherheit daher ernsthaft gefährden“, schreiben sie in einer aktuellen Arbeit. Versuche in der U-Bahn von Nanjing haben gezeigt, dass die nötige Verfolgung bei größerer Fahrstrecke besser wird. Bei vier Stationen klappt sie mit 89 Prozent Genauigkeit, bei sechs Stationen sogar mit 92 Prozent.
Gegenüber einer GPS-Ortung hat der Ansatz demnach zwei Vorteile. Erstens ist GPS unterirdisch, also in der U-Bahn, ohnehin nicht zuverlässig. Außerdem müssen Nutzer Apps normalerweise explizit die Nutzung von Standortdaten erlauben. Sie könnten also stutzig werden, wenn ein Programm offensichtlich unnötig danach fragt. Beim Bewegungssensor ist das anders. „Es ist für Angreifer extrem leicht, Malware zu schaffen, die heimlich beim Beschleunigungssensor mithört“, so die Forscher. Der Spion könnte beispielsweise in einer harmlosen App versteckt werden, die in keiner Weise darauf aufmerksam macht, dass sie Bewegungssensor-Daten nutzt.
Die Studie „We Can Track You If You Take the Metro: Tracking Metro Riders Using Accelerometers on Smartphones“ steht als PDF zur Verfügung. (pte)
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