Eine Analyse des Cybercrime-Spezialist ESET zeigt, wie Stantinko mehr als fünf Jahre lang unerkannt ein Botnet aufbauen konnte. [...]
Laut einer umfassenden Untersuchung des europäischen Security-Software-Herstellers ESET sind mehr als eine halbe Million Nutzer von einer Malware-Kampagne betroffen, die infizierte Systeme zu einem Botnet hinzufügt. Die „Stantinko“ genannte Malware ist komplex und extrem anpassungsfähig. Auf diese Weise schaffte sie es über fünf Jahre lang unentdeckt zu agieren und ein riesiges Botnet von infizierten Systemen zu bilden.
Infektion über Filesharing-Seiten
Die meisten Betroffenen entdeckte ESET in Russland und in der Ukraine. Stantinko infiziert Systeme über Filesharing-Webseiten und lockt Nutzer mit kostenloser Software. Die Entwickler haben die Malware clever getarnt: Der Infektionsvektor installiert eine Reihe auffälliger Anwendungen, gleichzeitig wird das Schadprogramm unauffällig im Hintergrund installiert. Stantinko ist so komplex aufgebaut, dass die Malware nur schwer entdeckt werden kann. Das macht sie außerdem widerstandfähig gegen Entfernungsversuche: Der Schädling besteht aus zwei Services, die sich gegenseitig installieren können. Das bedeutet, dass beide Komponenten gleichzeitig entfernt werden müssen. Wird nur ein Service erkannt und gelöscht, schickt der Command&Control-Server der Malware eine neue Version und Stantinko bleibt weiterhin auf dem System.
6,5 Millionen US-Dollar Schaden durch Klickbetrug in 2017
Die Hauptfunktion von Stantinko besteht in der Installation von zwei schadhaften Browser-Erweiterungen. Dabei handelt es sich um Adware, die dem Nutzer Werbung anzeigen oder ihn auf bestimmte Webseiten weiterleiten. Die Entwickler von Stantinko handeln aus monetären Motiven: Sie werden für den Traffic auf diese Seiten bezahlt. Außerdem nutzen sie das Botnet für Brute-Force-Attacken auf Joomla- und WordPress-Accounts. Zugangsdaten zu kompromittierten Accounts werden auf dem Schwarzmarkt verkauft. Des Weiteren werden die infizierten Rechner für Betrug in sozialen Netzwerken verwendet, indem sie gefälschte Accounts erstellen. So generierte Facebook-„Likes“ können ebenfalls zu Geld gemacht werden.
Diese Art von Klickbetrug lohnt sich offenbar für Cyberkriminelle, wie Studien von White Ops und der US-amerikanischen Association of National Advertisers zeigen: Der weltweite Schaden durch Klickbetrug beläuft sich auf 65 Milliarden US-Dollar.
Eine ausführliche Analyse der Stantinko-Malware kann auf dem ESET-Blog nachgelesen werden.
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