Die amerikanische Tech-News-Seite "The Information" glaubt zu wissen, dass eine Gruppe von Private-Equity-Unternehmen Hewlett-Packard Enterprise für rund 40 Milliarden Dollar übernehmen will. Andere Quellen berichten, nur Teile des Softwaregeschäfts stünden zur Disposition. [...]
Den Gerüchten zufolge soll ein Bieter-Konsortium rund um die Investment-Gesellschaften KKR, Apollo Global Management und Carlyle Group an HPE interessiert sein. Der Beitrag von The Information bezieht sich auf eine ungenannte Quelle. Große Websites wie „Fortune“, „CNBC“ und „Bloomberg“ halten ihn allerdings für so plausibel, dass sie den den Ball aufgenommen und ebenfalls berichtet haben. Bei HPE selbst will man sich, wie in solchen Fällen üblich, zu Gerüchten nicht äußern.
Als Motiv nennen die verschiedenen Medien das mögliche Interesse des HPE-Managements, den weiteren Umbau des Konzerns jenseits des Drucks von Quartalsberichten und fordernden Aktionären vorantreiben zu können – mit einer ausreichenden Finanzierung im Hintergrund. Als der gegenwärtig größte Anbieter von Speicher- und Servertechnologien stehe HPE vor großen Herausforderungen, da der Trend in Richtung Cloud-Dienste unvermindert anhält und die Margen im klassischen Geschäft mit IT-Equipment unter Druck bleiben dürften. Deshalb könne es Sinn geben, das Unternehmen – ähnlich wie Michael Dell es vorexerziert hatte – von der Börse zu nehmen und in Ruhe neu aufzustellen.
Erst die Zweiteilung, dann der CSC-Deal
Der Hewlett-Packard-Konzern hatte im November 2015 eine Zellteilung vollzogen und das Printer- und Desktop-Business in die eigenständige HP Inc. ausgelagert. Die verbliebene HP Enterprise unter Führung von CEO Meg Whitman entschied dann im Mai dieses Jahres, das IT-Service-Geschäft von HPE in ein Joint Venture mit CSC einzubringen. Dieser Unternehmensbereich ging im Wesentlichen aus der Übernahme von EDS im Jahr 2008 hervor. Im Monat zuvor war außerdem die indische Outsourcing-Tochter Mphasis mehrheitlich an den Investor Blackstone Group verkauft 9worden – für 825 Millionen Dollar.
Immer wieder gab es zudem Gerüchte, HPE wolle sich auch von Teilen seines Software-Business trennen. Insbesondere die 2011 für völlig überteuerte 11 Milliarden Dollar erworbene Autonomy Corp. soll zur Disposition stehen. Meg Whitman, CEO von HPE, hatte den Mitarbeitern in einem Memo im Juni geschrieben, man werde die Geschäfte weiter „vereinfachen“ und auch die Vertriebs- und Marketing-Teams weltweit konsolidieren.
Die Nachrichtenagentur „Reuters“ korrigierte denn auch den Bericht von The Information dergestalt, dass die Heuschrecken nur an bestimmten Software-Assets von HPE interessiert seien, nicht am gesamten Unternehmen. Angestrebt werde eine Teilübernahme mit einem Volumen zwischen sechs und acht Milliarden Dollar. Reuters bezieht sich ebenfalls auf eine „vertrauliche Quelle“, der man Anonymität zugesichert habe.
Sollte sich HPE in die Hände der Investoren begeben, würde das Unternehmen dem Beispiel von Dell folgen. Michael Dell hatte sein Unternehmen, unterstützt von der Private-Equity-Gesellschaft Silver Lake Partners, im Jahr 2013 für 24,4 Milliarden Dollar aufgekauft und von der Börse genommen, um es fit für die Zukunft zu machen. In einem zweiten Schritt übernahmen Dell und Silver Lake dann – in einem durchaus abenteuerlichen Coups – für 45 Milliarden Dollar den Speichergiganten EMC. Dessen Aktionäre stimmten dem Deal vor wenigen Tagen zu.
* Heinrich Vaske ist Chefredakteur der Computerwoche.
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