Nachhaltig Bewusstsein für das immaterielle Gut "Wissen" zu schaffen ist die Forderung der Wiener Fachgruppe der Unternehmensberatung und Informationstechnologie (UBIT). Fehlendes Wissensmanagement bremse die österreichische Wirtschaft jährlich in Milliardenhöhe. [...]
Deshalb sei es lang überfällig, dass die österreichische Regierung – nach deutschem Vorbild – ein Programm zur Förderung der österreichischen Wissensökonomie konzipiere und umsetze. „Die Branche der wissensbasierten Dienstleistungsberufe sieht sich schon lange mit einem Missstand konfrontiert“, erklärt Robert Bodenstein, Obmann der Fachgruppe UBIT Wien. „Es fehlt das Bewusstsein dafür, dass Ergebnisse, die wir mit unserem Kopf erarbeiten mindestens genauso wertvoll sind wie jene, die durch körperliche Arbeit entstehen. Dabei ist Wissen die wichtigste Ressource der heutigen Wirtschaft und Gesellschaft.“ Um die fehlende Awareness aufzuarbeiten, benötige es vor allem Geld und Zeit – zwei Güter, die laut der FG UBIT Wien von öffentlicher Hand gestellt werden sollen und sich rasch bezahlt machen würden.
„Gesetze, Versicherungen, Finanzierungsmöglichkeiten und Steuersysteme sind nicht mehr zeitgemäß und beziehen sich zum Großteil auf materielle Güter. Unser Appell an die österreichische Regierung ist deshalb ein konsequentes Vorantreiben des Wissensmanagements in Österreich. Dazu sind Investitionen in der Höhe von mindestens 50 Mio. Euro notwendig – ein vergleichsweise geringer Betrag im Gegensatz zu dem jährlichen Wertentgang, der aufgrund des mangelhaften Umgangs mit der Ressource Wissen entsteht“, so Andreas Brandner Geschäftsführer von KMA Knowledge Management Associates und international tätiger Experte für Wissensmanagement. Die FG UBIT Wien sieht die Zeit für ein staatliches Programm gekommen: Roadshows zur Awarenessbildung, neutrale Vernetzungsplattformen für Unternehmer, Best Cases, Wissenspartnerschaften, Ausbildungen im Wissensmanagement und universitäre Projekte seien nur einige der Maßnahmen, die die wissensbasierte Dienstleistungsbranche in Österreich langfristig stärken könnten.
Nur in sehr wenigen österreichischen Unternehmen werde Wissensmanagement konsequent und bewusst betrieben. „Das Potenzial wird oftmals noch nicht gesehen – dabei lassen sich durch bewusste Wissensarbeit zahlreiche Synergien und Einsparungen verwirklichen. Wissensmanagement muss im Unternehmen institutionalisiert werden“, so Bodenstein. Verluste ergäben sich oftmals durch wegfallendes Wissen bei Pensionierungen, einem Mangel an Fachkräften, Nichtnutzung von vorhandenem Wissen wegen Intransparenz, Redundanzen, fehlende Erschließung externen Wissens durch Kooperationen, etc. „Wissen trägt nachhaltig zur Unternehmenswertsteigerung bei. Doppelentwicklungen können vermieden werden, Wissen ist die Basis für Wachstum, geklärte Zuständigkeiten können Synergien erzeugen und sogar Fluktuationen eindämmen“, so Bodenstein. Auch die zögerliche Nutzung neuer Technologien – wie Soziale Medien, mobile Services und Wissensplattformen – wäre der fehlenden Professionalisierung des Wissensmanagements zuzuschreiben.
„Österreich hat einiges nachzuholen – das sieht man besonders deutlich, wenn man einen Blick auf unsere deutschen Nachbarn wirft“, so Bodenstein. Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert Wissensmanagement bereits seit zehn Jahren. Die FG UBIT Wien begrüßt die kürzlich gestartete Initiative des Bundeskanzleramts – diese müsse aber ambitioniert umgesetzt und weitergedacht werden. „Österreich hat ein gewaltiges intellektuelles Erbe und als UN-Hauptsitzland die besten Voraussetzungen, eine Wissensrepublik zu werden – dazu braucht es aber die kontinuierliche Unterstützung von öffentlicher Hand“, so Bodenstein abschießend zum großen Potenzial des Wissensmanagement in Österreich. (pi)
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