Großbritannien möchte durch Steuervorteile in Millionenhöhe digitale Spieleentwickler ins Land locken. Damit kopiert das Land für die aufstrebende Milliardenindustrie ein Modell, das Regierungen weltweit schon bei der Filmindustrie genutzt haben. Damit Entwickler wirklich in den Genuss der Vorteile kommen, müssen sie aber einen "Kulturtest" bestehen, berichtet das Wall Street Journal. Nur Projekte, die britisch oder europäisch genug wirken, haben eine echte Chance. [...]
Die Videospiel-Industrie wächst dank Mobile Games rasant. Laut Marktbeobachter DFC Intelligence wird der globale Umsatz 2018 die 100-Mrd.-Dollar-Marke knacken. Das macht sie für Regierungen zunehmend zum potenziell wichtigen Faktor. Großbritannien will daher Entwickler mittels Steuervorteilen ins Land locken. Geschätzte 115 Mio. Pfund sollen dafür innerhalb von vier Jahren locker gemacht werden. Entwickler sollen etwa 20 Prozent der Produktionskosten für Titel abschreiben können, die den formalen Kriterien entsprechen.
Um wirklich in den Genuss von Steuervorteilen zu kommen, müssen geplante Games nach EU-Vorgabe europäisch genug ausfallen. „Werden wir tonnenweise Spiele rund um Doppeldecker-Busse und Leute mit Melonenhut sehen? Die Antwort ist nein“, betont Jason Kingsley, Vorsitzender der britischen Industriegruppe TIGA. Solche Inhalte wären zwar mit ziemlicher Sicherheit förderwürdig, doch Titel können auch anders punkten. Ein europäisches Entwicklerteam hilft dabei beispielsweise ebenso wie in Großbritannien eine englische Spielsprache.
Die Bewertung, ob ein Game Steuervorteilen würdig ist, übernimmt das British Film Institute. Dazu muss ein Projekt 16 von 31 möglichen Punkten in verschiedenen Kriterien erreichen. Offensichtlich „kulturell britisch“ muss ein Spiel nicht ausfallen, betont man dort. Darauf setzen auch Entwickler. Als CEO des Studios Rebellion hofft Kingsley auf Steuerbegünstigungen für „Sniper Elite 3“, einem Spiel, das von einem deutschstämmigen US-Agenten handelt, der im Zweiten Weltkrieg in Nordafrika agiert. „Das ist sehr passend für Großbritannien“, betont er. Immerhin war das eine historisch auch für das Vereinigte Königreich sehr wichtige Ära. (pte)
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