Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) und die Amerikanische SAP-Anwendergruppe (ASUG) haben erstmals eine gemeinsame Umfrage unter ihren Mitgliedern über die Erfahrungen mit SAP im Kontext von S/4HANA durchgeführt. [...]
Laut dieser Studie implementiert die Mehrheit der DSAG-Mitglieder (70 Prozent) und der ASUG-Mitglieder (55 Prozent) S/4HANA bereits oder plant dies in Zukunft zu tun. Allerdings sind erst 12 Prozent (DSAG) bzw. 16 Prozent (ASUG) bereits live. Gründe, warum noch kein S/4HANA-Projekt umgesetzt wurde, sind bei den ASUG-Mitgliedern die Kosten, der fehlende Business-Case und laufende SAP-ECC-Projekte. Unter den DSAG-Mitgliedern dominieren die fehlende Notwendigkeit für einen Umstieg, die Unsicherheit bezüglich der Funktionalitäten und an dritter Stelle steht der fehlende Business-Case.
Die am weitesten verbreitete Lösung bei den Mitgliedern beider SAP-Anwendergruppen ist nach wie vor SAP ECC mit 84 Prozent bei der DSAG und 78 Prozent bei der ASUG. Aber S/4HANA ist überall auf dem Vormarsch. Einen festen Platz in der Planung hat S/4HANA bei 69 Prozent der DSAG-Mitglieder und bei 57 Prozent der ASUG-Mitglieder.
Bezüglich des konkreten Nutzens sehen in beiden Anwendergruppen diejenigen, die S/4HANA bereits im Einsatz haben, eine bessere Performance und eine bessere Basis für schnellere Innovationen als wichtig an. Die Optimierung von vorhandenen Geschäftsprozessen steht bei 63 Prozent der DSAG-Mitglieder ganz oben, aber nur bei 38 Prozent der ASUG-Mitglieder. Ähnlich das Bild bei der Entfernung von unnötigem Code. Darin sehen nur 19 Prozent der ASUG-Mitglieder einen Nutzen, aber 41 Prozent der DSAG-Mitglieder. „Eventuell stand bei den ASUG-Mitgliedern eher die rein technische Umstellung auf S/4HANA im Fokus. Bei den DSAG-Mitgliedern hingegen wird eine Neuimplementierung oder auch eine Migration häufig dazu genutzt, das System im Zuge dessen auch gleich zu säubern“, so Marco Lenck.
Besseres Kundenerlebnis durch Support und Produkterlebnis
Bei der Frage, wie SAP das Kundenerlebnis verbessern kann, steht bei den ASUG-Mitgliedern die Support-Beständigkeit und -Verfügbarkeit, gefolgt von vertiefter Ausbildung und mehr Schulungsmaterialien sowie dem Wunsch nach einem anwenderfreundlichen Erlebnis auf den ersten Plätzen. Bei den DSAG-Mitgliedern hingegen sind vorrangig ein besseres Produkterlebnis, eine bessere Integration sowie eine bessere Informations- und Kommunikationsstrategie von SAP gefragt. Die Befragten aus beiden Lagern wünschen sich zudem weniger Anpassungsaufwand.
Bei den Geschäftsbereichen, die vorrangig von S/4HANA profitieren sollen, liegt der Finanzbereich sowohl bei der DSAG mit 76 Prozent als auch bei der ASUG mit 80 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Verkauf und Vertrieb mit 54 Prozent bei der DSAG und 52 Prozent bei der ASUG. Die größte Diskrepanz besteht beim Supply-Chain-Management. Das hat bei 50 Prozent der ASUG-Mitglieder höchste Priorität, aber nur bei 39 Prozent der DSAG-Mitglieder.
Kritik: komplexer Einführungsprozess, Mangel bei Funktionalitäten
Jene Unternehmen, die bereits S/4HANA eingeführt haben, äußerten aber einiges an Kritik: Fast jedes zweite Unternehmen (Jeweils 48 Prozent der ASUG- und DSAG-Mitglieder) fand den Prozess komplexer als erwartet. Der größte Unterschied ergab sich bei den Funktionalitäten, hier dürften deutschsprachige Unternehmen anspruchsvoller sein: 37 Prozent der DSAG-Mitglieder stellten einen Mangel fest (ASUG: 18 Prozent).
Interessant ist das Ergebnis zu SAP Fiori. Rund die Hälfte der ASUG-Mitglieder (57 Prozent) und DSAG-Mitglieder (47 Prozent) nutzt die Benutzeroberfläche bereits. Weitere 44 Prozent der DSAG-Mitglieder können sich den Einsatz zukünftig vorstellen, im Vergleich zu 22 Prozent der ASUG-Mitglieder.
Interesse an SAP Analytics Cloud
Weitgehend einheitlich hingegen ist das Interesse an der SAP Analytics Cloud für die Zukunft mit 36 Prozent der DSAG-Mitglieder und 34 Prozent der ASUG-Mitglieder. Das Integrated Business Planning wird bereits von 13 Prozent der DSAG-Mitglieder eingesetzt (ASUG: 20 Prozent) und liegt im Hinblick auf zukünftige Überlegungen mit 32 Prozent fast doppelt so hoch in der Gunst der DSAG-Mitglieder wie der ASUG-Mitglieder (17 Prozent). „Diese Produkte unterstützen die Digitalisierungsbemühungen sowie den Bedarf an Vorhersagen. Gerade letzteres wird immer wichtiger, weil die Unternehmen durch Corona erkannt haben, dass sie flexibler und vorausschauender planen müssen“, fasst Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG, zusammen.
Concur, Success Factors und Ariba im DACH Raum wenig gefragt
Die größten Differenzen ergaben sich beim Vergleich der Zukäufe Concur, SuccessFactors und Ariba. Während die ASUG-Mitglieder bereits zu 58 Prozent auf Concur setzen, sind das von den DSAG-Mitgliedern nur 17 Prozent. Bei SuccessFactors sind es 46 Prozent der ASUG und 23 Prozent der DSAG. Und Ariba nutzen bereits 32 Prozent der ASUG-Mitglieder aber nur 11 Prozent der DSAG-Mitglieder. Dieses Ergebnis überrascht nicht, da die genannten Lösungen alle in den USA entwickelt wurden, bevor SAP sie übernahm.
Überraschend ist die künftige Planung in punkto Success Factors: Nur 12 Prozent der ASUG-Mitglieder, die SuccessFactors noch nicht im Einsatz haben, wollen sich mit der Lösung in Zukunft beschäftigen, mehr als doppelt so viele sind es in der DSAG (30 Prozent). „Dadurch, dass die Lösung für das Personalwesen SAP Human Capital Management (SAP HCM) ab 2022 auch integriert in S/4HANA betrieben werden kann, lässt sich vielleicht die Zurückhaltung der DSAG-Mitglieder bei den Zukäufen erklären. Andererseits geht die strategische Ausrichtung von SAP klar in Richtung SuccessFactors. Das könnte wiederum ein Indiz dafür sein, dass ein Drittel der DSAG-Mitglieder sich darauf entsprechend vorbereitet“, beurteilt Marco Lenck die aktuelle Lage.
Keine Auswirkungen auf die bestehenden Geschäftsprozesse durch die S/4HANA-Einführung sehen 59 Prozent der ASUG-Mitglieder, aber nur 13 Prozent der DSAG-Mitglieder. Hingegen wirkt sich die Einführung bei 74 Prozent der DSAG-Mitglieder und 13 Prozent der ASUG-Mitglieder auf Geschäftsprozesse aus, hier wurden Standardisierung und Change-Management genannt. “Die Geschäftsprozesse der Mitglieder aus beiden Anwendergruppen dürften sich nicht grundlegend unterscheiden. Dementsprechend sehe ich die Diskrepanz eher in der Unternehmenskultur begründet“, kommentiert Marco Lenck.
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