Qualitätssicherung und Testing gewinnen für Unternehmen im Zuge des digitalen Wandels und der immer größeren Anzahl von neuen Anwendungen weiter an Bedeutung. Herausfordernd ist dabei vor allem das Tempo der digitalen Transformation. [...]
55 Prozent der Unternehmen nennen als größte Hürde, dass sich die Anwendungsfunktionalitäten zu schnell ändern. Das ist das Kernergebnis des siebten World Quality Reports, der von Capgemini und Sogeti in Zusammenarbeit mit HP heute veröffentlicht wurde. Insgesamt sind für die aktuelle Ausgabe der Studie 1.560 IT-Entscheider und Testing-Verantwortliche aus 32 Ländern befragt worden.
Die IT-Ausgaben für Testing und Qualitätssicherung sind im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gestiegen – in dieser Zahl spiegelt sich der Versuch, die immer größere Flut an neuen Anwendungen unter Kontrolle zu bekommen. Nahezu die Hälfte dieses Budgets (49 Prozent) wird für Wartungsaufgaben verwendet. Die Unternehmen konzentrieren ihre Ausgaben nun stärker darauf, den ständigen Wandel ihrer Applikationen professionell zu managen. Passend dazu hat sich der Budgetanteil, der für neue Initiativen im Rahmen der Transformation aufgewendet wird, etwas verringert.
Für 81 Prozent der Befragten steht die Sicherheit ihrer Systeme an erster Stelle. Sie ist damit die treibende Kraft für das Testing. Die digitale Transformation stärkt das Bewusstsein für Sicherheitsaspekte stetig, viele Unternehmen sichern inzwischen mit Security Testing ihre Geschäftsprozesse ab. Deutlich an Stellenwert gewonnen hat dagegen das Kundenerlebnis, oft auch als „Customer Experience“ bezeichnet: 79 Prozent der Studienteilnehmer nennen sie als entscheidendes Kriterium. Dies zeigt, dass die Unternehmen die Wichtigkeit einer erstklassigen, medienbruchfreien Kundenerfahrung erkannt haben.
Unternehmen geben mehr für Testing und Qualitätssicherung aus
Mehr als ein Drittel ihres IT-Budgets (34 Prozent) stecken Unternehmen im deutschsprachigen Raum in Testing und die Qualitätssicherung – das sind 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Dabei verfolgen sie vor allem zwei Ziele: Sie wollen die Sicherheit erhöhen (88 Prozent) und Kosten optimieren (79 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) setzt für Sicherheitstests auf interne Teams, nur 28 Prozent beschäftigen externe Sicherheitsexperten auf ausgewählten Projekten. Diese Zahlen belegen die hohe Umsicht der Entscheider in punkto Sicherheit. Ihre Kosten optimieren die Unternehmen vor allem über die Industrialisierung mit Hilfe von Anbietern mit Nearshore-Kapazitäten und über die Testautomatisierung.
Hierzulande sind bereits bis zu 40 Prozent der Testfälle automatisiert – lokal wie global ist der schnelle Wandel bei den Applikationsfunktionalitäten die große Hürde auf dem Weg zu mehr Automatisierung. Auch mobile Anwendungen werden immer stärker getestet: 94 Prozent der Befragten sind hier aktiv, 2014 waren es noch 10 Prozentpunkte weniger. Nachholbedarf besteht noch bei der Nutzung von agilen Methoden: Im deutschsprachigen Raumsetzt erst ein Drittel der Befragten auf sie, weltweit sind es bereits 54 Prozent.
Bernd Bugelnig, Vice President von Capgemini in Österreich: „Heutzutage sind Customer Experience und Time-to-Market die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Umsetzung digitaler Transformationsstrategien. Die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen ist mehr denn je bedroht von neuen Playern oder Unternehmen, die auf SMACT (Social, Mobile, Analytics, Cloud and Things) basierende Technologien gewinnbringend für sich nutzen. Dies zwingt Unternehmen, ihre Systeme für das Kundenmanagement hinsichtlich ihres Lebenszyklus zu optimieren und zu verschlanken. Gerade mit Blick auf die Kombination von Geschwindigkeit, Qualität und Kosten spielt dabei die Integration des kompletten Applikations-Ökosystems inklusive Aspekten wie Infrastruktur, Entwicklung, Qualitätssicherung und Betrieb eine wichtige Rolle.“
KÜRZERE LEBENSZEITEN – MEHR AGILITÄT
Mit höheren Budgets für die Qualitätssicherung wird weltweit auch immer mehr in die Implementierung von DevOps-Prinzipien und agilen Methoden investiert. 59 Prozent der Befragten gibt an, dass sich mindestens die Hälfte der im Unternehmen durchgeführten Projekte an DevOps-Prinzipien orientiert und 47 Prozent virtuelle Testumgebungen nutzen.
Während Unternehmen an der Modernisierung ihrer Testing-Methoden und -verfahren arbeiten, müssen sie auch die immer kürzeren Lebenszyklen von Programmen und Applikationen in den Griff bekommen. Dadurch steigt die Nachfrage nach dezidierter Hardware und Infrastruktur für das Testing auf 38 Prozent – das entspricht einem Plus von fünf Prozent gegenüber 2014. Zudem ist rund ein Drittel der Befragten (29 Prozent) fest entschlossen, innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Center of Excellence für Testing aufzubauen.
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