Unternehmen mit Cyberangriffen überfordert

Rund zwei Drittel der Unternehmen glauben, ohne KI nicht in der Lage zu sein, auf kritische Bedrohungen zu reagieren. Deshalb erhöhen sie ihre Investitionen in KI-Systeme zum Schutz vor der nächsten Generation von Cyberangriffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Capgemini Research Institute. [...]

Capgemini: Fast drei Viertel der Unternehmen weltweit (73 Prozent) testen Anwendungsfälle für KI in der Cybersicherheit. (c) pixabay

Durch die Fortschritte in Cloud-, Internet-of-Things- (IoT-), 5G– und Dialogschnittstellen-Technologien erhöht sich die Anzahl der Endgeräte, Netzwerke und Benutzeroberflächen – und somit die Anzahl der potenziellen Einfallstore für Angreifer. Die Studie Reinventing Cybersecurity with Artificial Intelligence: The new Frontier in Digital Security befragte 850 Führungskräfte aus den Bereichen ITInformationssicherheit, Cybersicherheit und ITBetrieb in zehn Ländern. Die Befragten sind in Großunternehmen aus sieben Branchen tätig. Zudem wurden vertiefende Interviews mit Branchenexperten, Cybersicherheits-Start-ups und Wissenschaftlern geführt.

KI-gestützte Cybersicherheit unverzichtbar

56 Prozent der Führungskräfte weltweit sagten, dass ihre Cybersicherheitsanalysten überfordert sind von der Vielzahl der Datenpunkte, die sie überwachen müssen, um Verletzungen zu erkennen oder zu verhindern. Darüber hinaus hat sich die Art der Cyberrisiken, die ein sofortiges Eingreifen erfordern oder von Cyberanalysten nicht schnell genug behoben werden können, deutlich erhöht. Dazu zählen:

  • Cyberangriffe auf zeitkritische Anwendungen. International gaben 42 Prozent an, dass sie gestiegen sind – und zwar durchschnittlich um 16 Prozent
  • automatisierte Angriffe, die in einem derart hohen Tempo mutieren, dass sie durch traditionelle Reaktionssysteme nicht neutralisiert werden können. Laut 43 Prozent der Befragten hat deren Häufigkeit um durchschnittlich 15 Prozent zugenommen

Angesichts dieser neuen Bedrohungen ist eine klare Mehrheit der Unternehmen (69 Prozent international) der Ansicht, ohne den Einsatz von KI nicht auf kritische Cyberangriffe reagieren zu können. Bereits um solche Bedrohungen identifizieren zu können, benötigen 61 Prozent weltweit nach eigener Aussage KI.

Führungskräfte erhöhen KI-Investitionen für mehr Cybersicherheit

International ist eine klare Mehrheit der Führungskräfte der Auffassung, dass KI für die Zukunft der Cybersicherheit von grundlegender Bedeutung ist:

  • Weltweit gaben 64 Prozent der Befragten an, durch KI die Kosten für die Erkennung von Verletzungen und die Reaktion senken zu können – und zwar um durchschnittlich 12 Prozent.
  • 74 Prozent der Führungskräfte gaben an, dass durch KI eine kürzere Reaktionszeit möglich wird: Die nötige Zeit um Bedrohungen zu erkennen, Verstöße zu beheben und Patches zu implementieren, konnte um durchschnittlich 12 Prozent reduziert werden.
  • 69 Prozent beobachten zudem, dass KI die Genauigkeit bei der Erkennung von Verstößen verbessert
  • 60 Prozent gaben an, dass KI die Effizienz der Cybersicherheitsanalysten erhöht, indem sie die Zeit, die sie mit der Analyse von Fehlalarmen verbringen, verkürzt und ihre Produktivität verbessert

Im Einklang damit werden für das Geschäftsjahr 2020 international bei so gut wie jedem zweiten Unternehmen (48 Prozent) die Budgets für KI in der Cybersicherheit um fast ein Drittel (29 Prozent) steigen. Was die Bereitstellung betrifft, so testen 73 Prozent Anwendungsfälle für KI in diesem Bereich. Nur jedes fünfte Unternehmen nutzte KI dazu vor 2019, doch die Einführung wird weiterhin rasant ansteigen: Fast zwei von drei (63 Prozent) Unternehmen planen, KI bis 2020 einzusetzen, um ihre Verteidigung zu stärken.

„KI bietet enorme Chancen für die Cybersicherheit“, sagt Oliver Scherer, CISO von Europas führenden Elektrofachmärkten, der Handelsgruppe Media-Saturn. „Denn von der Erkennung, manuellen Reaktion und Behebung gelangen Sie zu einer automatisierten Behebung. Das möchten Unternehmen in den nächsten drei bis fünf Jahren erreichen.“

Erhebliche Hindernisse für KI-Einführung im großen Maßstab

Die größte Herausforderung bei der Implementierung von KI für Cybersicherheit ist das mangelnde Verständnis dafür, wie Anwendungsfälle vom Proof of Concept bis zur flächendeckenden Umsetzung skaliert werden können. 69 Prozent der Befragten gaben zu, dass sie in diesem Bereich zu kämpfen hatten.

„Cyberangriffe haben eine neue Komplexität und Geschwindigkeit erreicht – und diese Bedrohung wächst weiter. Immerhin sind sich die meisten Unternehmen bewusst, dass Cybersicherheitsanalysten viele Angriffe nur noch mit Hilfe von KI zuverlässig abwehren können“, sagt Dr. Paul Lokuciejewski, Leiter Cybersicherheit bei Capgemini Invent.

„Damit KI ihr volles Potenzial in der Cybersicherheit entfalten kann, brauchen die Unternehmen eine mit der Cyberstrategie klar abgestimmte Roadmap, um eine effiziente Implementierung sicherzustellen. Wichtig ist auch, sich auf die wesentlichen Anwendungsfälle zu fokussieren, die skalierbar sind und den höchsten Return on Investment generieren. Auf diesem Weg können Unternehmen nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Wahrscheinlichkeit gravierender Sicherheitsvorfälle reduzieren.“


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