Unternehmen mit mehr Frauen im Vorstand erzielen bessere ESG-Ergebnisse

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Österreich hat im Rahmen des ESG-Performance-Rankings 2024 die Nachhaltigkeitsberichte der 140 umsatzstärksten Unternehmen des Landes analysiert. [...]

Frauen machen Unternehmen grüner: Ein höherer Frauenanteil in der Geschäftsführung oder im Vorstand wirkt sich laut ESG-Performance-Ranking 2024 positiv auf die ESG-Performance aus. Die 19 Unternehmen mit mindestens 30 Prozent Frauenanteil in Spitzenpositionen schnitten in der Gesamtbewertung um 50 Prozent besser ab als der Durchschnitt der analysierten 140 Unternehmen. (c) stock.adobe.com/DigitalMagicVisions

Im Rahmen des ESG-Performance-Rankings 2024 analysierte die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Österreich die Nachhaltigkeitsleistung der 140 umsatzstärksten Unternehmen des Landes. Augenmerk der Methodik lag dabei nicht nur auf der Transparenz der Nachhaltigkeitsberichterstattung, sondern vor allem auf einer messbaren Verbesserung in den Bewertungskriterien gegenüber den letzten Jahren. Die Kriterien der Untersuchung basieren auf den European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Die Studie beruht auf öffentlichen Informationen, wie etwa Nachhaltigkeits- und Lageberichten der jeweiligen Unternehmen.

Ein Blick auf die Ergebnisse zeigt eine positive Tendenz: Die durchschnittliche ESG-Performance der analysierten 140 Unternehmen stieg im Vergleich zum Vorjahr auf 32 Prozent (2023: 26 Prozent). Trotz dieses Fortschritts erreichte auch in diesem Jahr kein Unternehmen die volle Punktzahl, die für messbare ESG-Ziele und Verbesserungen in allen Bewertungskriterien erforderlich wäre.

„In unserer Studie haben wir den Blick eines externen Kunden oder Investoren eingenommen, der nicht auf eine Vielzahl von guten Taten blickt, sondern darauf, wie sich die ESG-Performance eines Unternehmens messbar in den letzten Jahren verbessert hat“, erklärt Agatha Kalandra, Vorstandsmitglied und ESG-Lead bei PwC Österreich, über das Erkenntnisinteresse der Studie.

Stärken und Schwächen in der ESG-Berichterstattung

Die analysierten Unternehmen erzielten ihre höchsten Werte in den Kategorien „Messung der Scope 1, 2 und 3 Emissionen“, „Qualität der Ziele zur Emissionsreduktion“ sowie „Unfallrate“. Deutliches Verbesserungspotenzial zeigt sich hingegen bei den Kriterien „ESG-Kriterien in der Management-Vergütung“, „Frauenanteil in Vorstand und Geschäftsführung“ sowie „relative und absolute Emissionsreduktion der letzten drei Jahre“.

Ein Branchenvergleich offenbart ebenfalls klare Unterschiede: Die Sektoren „Telekommunikation, Medien & Technologie“ (durchschnittliche Performance: 47 Prozent), „Finanzdienstleister“ (39 Prozent) sowie „Pharma und Chemie“ (36 Prozent) gelten 2024 als führend. Nachholbedarf besteht insbesondere in den Branchen „Nahrungs- und Genussmittel, Getränke“ (16 Prozent) sowie „Sonstige“ (21 Prozent).

Vielfalt und Anreizstrukturen als Erfolgsfaktoren

Ein höherer Frauenanteil in der Geschäftsführung oder im Vorstand wirkt sich positiv auf die ESG-Performance aus: Die 19 Unternehmen mit mindestens 30 Prozent Frauenanteil in Spitzenpositionen schnitten in der Gesamtbewertung um 50 Prozent besser ab als der Durchschnitt der analysierten 140 Unternehmen. Die Ergebnisse deuten auf eine enge Korrelation zwischen ESG-Performance und Frauenanteil hin, ohne jedoch kausale Zusammenhänge abschließend zu analysieren.

„ESG-Management ist ein interdisziplinäres Themenfeld. Es muss aus einer ganzheitlichen Perspektive betrachtet werden. Vielfalt – nicht nur im Geschlechterverhältnis, sondern auch im Hinblick auf Ausbildung und Themenexpertise – ist sicherlich förderlich für ein gutes Verständnis der ESG-Risiken und Chancen. Vielfalt ist kein Addon, sondern ein Must-have, um auf das komplexe Thema Nachhaltigkeit gut vorbereitet zu sein“, betont Philipp Gaggl, Director ESG-Consulting bei PwC Österreich.

Eine ähnliche Korrelation zeigt sich bei der Integration von ESG-Kriterien in die Management-Vergütung. Unternehmen, die hier hohe Punkte erreichten, erzielten auch in der ESG-Gesamtbewertung überdurchschnittliche Ergebnisse. Dies verdeutlicht, dass eine klare Anreizstruktur für ESG-Ziele nicht nur die Prioritätensetzung, sondern auch die Performance signifikant stärkt.

Verbesserungsbedarf bei der CO₂-Reduktion

Trotz der wachsenden Bedeutung des Klimawandels zeigen die Ergebnisse deutlichen Handlungsbedarf in diesem Bereich. Zwar haben 40 Prozent der analysierten Unternehmen ihre Scope 1-, 2- und 3-Emissionen gemessen, doch lediglich 22 Prozent erzielten eine positive Bewertung bei der „Qualität der Ziele zur Emissionsreduktion“. Kritisch ist die tatsächliche Umsetzung von Klimazielen: Nur 14 Prozent der Unternehmen konnten in den letzten drei Jahren eine absolute und relative Reduktion ihrer CO₂-Emissionen in den Kategorien „Scope 1“ und „Scope 2“ nachweisen.

Konkrete Ziele als Schlüssel zu besserer Performance

Unternehmen, die klare und messbare Science Based Targets (SBT) verfolgen, erzielen deutlich bessere Ergebnisse: Die 31 analysierten Unternehmen mit SBT schneiden bei der tatsächlichen Emissionsreduktion in den letzten drei Jahren im Durchschnitt doppelt so gut ab wie ihre Mitbewerber. Eine solide Datengrundlage, die alle Emissionskategorien (Scope 1, 2 und 3) abdeckt, ist dabei unverzichtbar. Ohne diese Basis können realistische und wirksame Dekarbonisierungspläne – wie sie etwa durch die Science Based Targets gefordert werden – kaum entwickelt und umgesetzt werden.

„Die Mechanismen sind im Kern nicht neu: Daten bilden die Grundlage für Ziele, und Ziele treiben die Performance. Das kennen Unternehmen bereits aus anderen Managementbereichen. Neu ist lediglich, dass nun der Klima- und Umweltschutz sowie die soziale Nachhaltigkeit im Fokus stehen“, kommentiert Philipp Gaggl.

Börsennotierte Unternehmen als Vorreiter

Börsennotierte Unternehmen nehmen eine Vorreiterrolle in der ESG-Transformation ein: Mit einer durchschnittlichen ESG-Performance von 50 Prozent schneiden sie doppelt so gut ab wie nicht-börsennotierte Unternehmen, deren Durchschnittsleistung bei 25 Prozent liegt. Dieser Vorsprung lässt sich unter anderem durch den stärkeren Druck von Finanzmärkten und Stakeholdern erklären, dem börsennotierte Unternehmen ausgesetzt sind. Hinzu kommt die frühzeitige regulatorische Verpflichtung durch das Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG), welches größere Unternehmen bereits in der Vergangenheit zur Berichterstattung und Integration von Nachhaltigkeitsaspekten verpflichtet hat.

Branchensieger: Die Top-Performer nach Industrien

BrancheBestes Unternehmen der Branche
Energie- und VersorgungsunternehmenVerbund AG
FinanzdienstleisterOberbank AG
Infrastruktur und BauwesenWienerberger AG
Metallverarbeitung, Maschinenbau und KFZAMAG Austria Metall AG
Telekommunikation, Medien und TechnologieAT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG
Nahrungs- und Genussmittel, GetränkeAGRANA Beteiligungs-AG
Papier und HolzHeinzel Holding GmbH
Pharma und ChemieGreiner AG
Transport und LogistikÖsterreichische Post AG
SonstigeSWARCO AG und Constantia Flexibles Holding (ex aequo)

Status quo der Berichtspflichten

Konkret müssen knapp über hundert Unternehmen, die bisher bereits unter dem Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG) berichten mussten, im Jahr 2025 für das Geschäftsjahr 2024 erstmals nach der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) berichten. Im Jahr 2026 folgen rund weitere 1.400 Unternehmen, später auch börsennotierte KMU. Vor allem die erste Berichtsgruppe muss die Anforderungen der EU-Taxonomie und der European Sustainability Reporting Standards (ESRS), die sich durch die CSRD-Pflicht ergeben, kennen und umsetzen.

„Ab 2025 werden ESG-Informationen zunehmend in den Markt integriert. Strengere externe Prüfungen werden die Datenqualität weiter verbessern. Unternehmen, die die Berichterstattung heute als Bürde sehen, werden bald den strategischen Mehrwert von ESG-Daten erkennen – sowohl intern für Risikomanagement, Kostenreduktion, Steuerung und Planung als auch extern für die Stakeholderkommunikation, Ratings und Finanzierung. Der Schlüssel liegt darin, ESG-Transparenz und -Performance als Chance zu begreifen, nicht nur als Verpflichtung“, schließt PwC-Vorstandsmitglied Agatha Kalandra.

Über die Studie

PwC Österreich untersuchte die ESG-Performance der 140 umsatzstärksten Unternehmen des Landes. Die Analyse basiert auf öffentlich verfügbaren Informationen, wie etwa Nachhaltigkeits- und Lageberichten der jeweiligen Unternehmen. Publikationen, die vor dem 1. August 2024 veröffentlicht wurden, wurden berücksichtigt. Die Kategorisierung der Unternehmen nach Branchen basiert auf dem Trend TOP 500 Ranking.

In den zehn ESG-Bewertungskriterien wurde auf einer Skala von 0 bis 2 Punkte je Kriterium Punkte vergeben. Bei keiner bewertbaren Information über alle Kriterien gab es somit 0 Punkte in Summe. Bei vollständigen Informationen und klaren messbaren Zielen sowie messbarer Verbesserung der Performance-Kennzahlen konnten somit maximal 20 Punkte je Unternehmen erreicht werden. Diese Punktebewertung wurde in Prozent-Werte zwischen 0 und 100 Prozent überführt. Die Punkte wurden wie folgt vergeben: 0 Punkte: keine Information, 1 Punkt: qualitative Information bzw. geringe Abdeckung zum jeweiligen Kriterium, 2 Punkte: messbare Ziele bzw. quantitative Information und Verbesserung in den letzten drei Jahren. Folgende Bewertungskriterien wurden untersucht:

  • Klimaschutz & Umwelt: 1. Qualität der Ziele bzgl. Treibhausgas-Reduktion; 2. Messung der Scope 1, 2, und 3 Emissionen; 3. Emissionsreduktion
  • Soziales & Mitarbeitende: 4. Qualität der Ziele zur eigenen Belegschaft; 5. Ausbildungsbudget/Ausbildungstage pro Mitarbeiter:in; 6. Unfallrate (Anzahl Unfälle/Arbeitsstunden)
  • Governance & Management: 7. ESG-Kriterien in der Management-Vergütung; 8. Frauenquote im Vorstand/Geschäftsführung; 9. Wesentlichkeitsanalyse; 10. EU-Taxonomie Kennzahlen

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