Die IT-Abteilungen stehen unter Druck: Denn im Cloud Computing-Zeitalter sind Mitbewerber nur einen Mausklick entfernt. Warum sich das als Glücksfall erweisen könnte, haben Experten am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion der APA-E-Business-Community in Wien erklärt. [...]
„Durch die Auslagerung von nicht geschäftskritischen Bereichen werden Ressourcen für die dem Unternehmen wichtigen Bereiche frei“, so Alexander Falchetto von der APA-IT. Die Cloud belebe den Markt. Allerdings sei der Aufwand enorm, auch wenn es vordergründig einfacher aussehe. Man denke an die Koordination der Datenströme oder rechtliche Belange. Der Anspruch an IT-Techniker steige ebenfalls.
Neben agilen Methoden billigt der Experte dem Trend zur Cloud kurzfristig den größten Einfluss zu. Die Themen Social Web, Big Data und Mobile hätten zwar Auswirkungen darauf, wie private und berufliche Anwender mit IT umgehen, würden aber die IT-Organisationen nicht massiv ändern. „Sie sind dafür gut aufgestellt“, so Falchetto.
Allerdings würden die IT-Abteilungen künftig zusätzliche Kompetenzen brauchen, um Innovationen hervorzubringen, so A Min Tjoa von der Technischen Universität (TU) Wien. Grund dafür sei der Trend zur Vernetzung. „Verschiedene Fähigkeiten in einem Team zusammenzuschließen, ist essenziell für den Erfolg“, so der Professor.
Mit der Cloud verliere die Fachabteilung ihr Kerngeschäft, dennoch werde es immer den Bedarf nach zentraler Koordination geben – freilich in einer anderen Form. Weiters sei eine Dezentralisierung von IT-Kompetenzen, dorthin wo Lösungskompetenz gefragt wird, zu erwarten.
Geschäftskritische Systeme werden kaum ausgelagert, Mail-Dienste und Co. hingegen schon, stellte auch Oliver Krizek vom Softwarespezialisten Navax fest. Ein klarer Trend sei, dass die IT-Mannschaften kleiner werden. „Das Schreckgespenst der externen Konkurrenz wird aber überschätzt“, meint der Manager.
Die Cloud sei unter anderem für Firmengründer sehr interessant, da die großen Anfangsinvestitionen wegfallen. Bei großen Unternehmen müsse man sich das differenziert ansehen. Für die Anbieter rechne sich die Cloud tendenziell erst nach drei bis vier Jahren. „Die müssen da jetzt durchtauchen, weil ihnen die Butter auf dem Brot – die Lizenzeinnahmen – fehlt“, so Krizek.
Die Abhängigkeit sei bei der Cloud ein großes Thema für die IT-Abteilungen. Man verliert Einfluss, sagte Peter Stolzlederer vom Systemintegrator NextiraOne. Viele Betriebe seien eher an einem Kompromiss interessiert: Bereiche nicht ganz auslagern, sondern bei sich „fremdbetreuen“ zu lassen. „Selbst steuern ist etwas anderes als selbst betreiben“, erklärte Stolzlederer. (apa)
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