US-Filmlobby knöpft sich Popcorn Time vor

Die Abschaltung der populären Videostreaming-Plattform "Popcorn Time" geht auf das Konto der US-Film- und Fernsehindustrie. Als die oft auch als das "Netflix der Piraten" bezeichnete Seite vor rund zehn Tagen aus dem Internet verschwand, waren Insider noch von internen Streitereien unter den Entwicklern als Hauptgrund für das Ende des Portals ausgegangen. [...]

Nun hat aber ganz offiziell die Motion Picture Association of America (MPAA), der Verband, der große Produktionsgesellschaften wie Paramount Pictures, Sony Pictures, Walt Disney oder die Universal Studios repräsentiert, die Verantwortung für die Schließung übernommen.

„Plattformen wie Popcorn Time sind illegal und existieren ganz klar aus einem einzigen Grund: um gestohlene Kopien der aktuellsten Kinofilme und Fernsehsendungen zu vertreiben, ohne die Leute, die so hart gearbeitet haben, um sie zu produzieren, in irgendeiner Art und Weise zu entschädigen“, zitiert das Branchenportal „TorrentFreak“ den MPAA-Vorsitzenden Chris Dodd.

Deshalb habe man sich auch entschieden, rechtliche Schritte gegen drei Entwickler aus dem Team der Webseite in Kanada einzuleiten, denen gleich mehrere Copyright-Verstöße vorgeworfen werden. „Wir haben am 16. Oktober eine Unterlassungsklage eingebracht, um Popcorntime.io zu schließen“, unterstreicht Dodd entsprechend medienwirksam.

Doch Popcorn Time ist im Moment nicht das einzige prominente Opfer der Anwälte der US-Film- und Fernsehlobby. Fast gleichzeitig hat es mit „YTS.to“ auch eine der beliebtesten Torrent-Webseiten erwischt. Das Portal, das bereits 2010 gestartet ist und zuletzt bis zu eine Mio. Besucher und sechs Mio. Page Views pro Tag verzeichnet hatte, war vor knapp zwei Wochen offline gegangen. Die Gründe hierfür blieben zunächst unklar.

Auch in diesem Fall hat sich nun die MPAA offiziell dazu bekannt, für das Aus der Seite verantwortlich zu sein. Beinahe zur gleichen Zeit wie die Klage in Kanada hat der Verband nämlich auch in Neuseeland mithilfe einer richterlichen Vollmacht Druck auf den dortigen Betreiber der Torrent-Seite ausgeübt und sogar mit einer Multi-Millionen-Dollar-Klage gedroht. YTS ist seitdem nicht mehr erreichbar und „wird auch nicht zurückkommen“, wie der Betreiber mittlerweile wissen ließ.

Obwohl die Film- und Fernsehindustrie und ihre Vertretung die aktuellen Abschaltungen als klaren Erfolg gegen Online-Piraterie feiert, bleibt bislang noch unklar, ob die Strategie der MPAA auch wirklich aufgeht. Schon das Beispiel „Pirate Bay“ hat schließlich gezeigt, dass Blockaden oft nicht ausreichen, um die illegale Verbreitung von geschütztem Material im Web zu stoppen. Experten sehen in dieser Hinsicht auch bei Popcorn Time eher geringe Erfolgsaussichten. (pte)


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