US-Firmen bewerten Standort Österreich schlecht wie nie

Die Stimmung unter US-Unternehmen in Österreich hat sich im Vergleich zum Frühjahr deutlich eingetrübt. Dies belegt das Business-Barometer der Amerikanischen Handelskammer in Zusammenarbeit mit PwC. [...]

Besorgnis erregend sind die Ergebnisse des aktuellen AmCham Business-Barometer (2/2014), einer halbjährlichen Geschäftsklimaerhebung der amerikanischen Handelskammer in Österreich (AmCham Austria) in Zusammenarbeit mit PricewaterhouseCoopers (PwC) Österreich. Für die Erhebung wurden nun bereits zum achten Mal Top-Entscheidungsträger aus über hundert US-Firmen mit Sitz in Österreich (darunter z.B. Microsoft, 3M, Pfizer, HP, IBM oder McDonald’s) zur aktuellen wirtschaftlichen Lage, einer Einschätzung der Lage für das kommende halbe Jahr und den Perspektiven ihres Unternehmens in Österreich und den USA befragt.

Die schlechte Nachricht zuerst: Die Stimmung hat sich gegenüber der letzten Befragung im März dieses Jahres deutlich eingetrübt, und zwar in Österreich deutlich stärker als in den USA. Hier wird das Geschäftsklima nach einer kurzen Erholungsphase nun ebenso schlecht beurteilt wie im Herbst 2011. Zwar bewerten immer noch die Hälfte der Befragten die aktuelle Geschäftslage mit „gut“ doch ist das gegenüber der Befragung vor einem halben Jahr ein deutlicher Rückgang, da antworteten noch 73 Prozent der Befragten mit „gut“.

Dennoch: Trotz der gesunkenen Geschäftserwartungen halten US-Unternehmen in Österreich an ihren Beschäftigungs- und Investitionsplänen im Großen und Ganzen fest. Zwar haben sich auch diese Werte im Vergleich zu letzten Umfrage verschlechtert, doch ein Viertel der Umfrageteilnehmer plant sogar, die Beschäftigung auszubauen und 69 Prozent rechnen mit einer stabilen Beschäftigungsentwicklung. Ähnlich das Bild bei den Investitionen. 90 Prozent der Unternehmen werden in den kommenden 12 Monaten gleichviel oder mehr investieren als im vergangenen Jahr.

STANDORT SO SCHLECHT BEWERTET WIE NOCH NIE
Dass dies jedoch kein Grund ist, sich entspannt zurückzulehnen zeigt der zweite Teil der Umfrage. Hierbei wird die Standortattraktivität Österreichs beurteilt. „Die positiven Ergebnisse in Bezug auf Geschäftsklima, Beschäftigung und Investitionen überraschen, stehen sie doch absolut nicht im Einklang mit der Entwicklung der Standortattraktivität Österreichs“, sagt Daniela Homan, Generalsekretärin von AmCham Austria. Tatsächlich wird der Wirtschaftsstandort Österreich so schlecht bewertet wie noch nie und weist mit einem Saldo von -30 einen historischen Tiefstwert auf, nachdem er vor einem halben Jahr erstmals mit -3 einen negativen Wert angenommen hatte. Zum Vergleich: Beim ersten Business-Barometer im März 2011 stand noch plus 21 für diesen Indikator zu Buche.

Eine höchst dramatische Entwicklung, die Friedrich Rödler, Vizepräsident von AmCham und Aufsichtsratspräsident der Erste Bank, beunruhigt: „Es ist unfassbar, dass dieses deutliche Alarmsignal von politischen Entscheidungsträgern ignoriert wird. Der Trend zeichnet sich ja bereits seit mehr Jahren ab. Auch die neue Regierung hat bislang nicht die dringend erforderlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Standortattraktivität gesetzt.“ Ganz im Gegenteil, auch die Standortpolitik Österreichs wird so schlecht bewertet, wie noch nie seit Erhebungsbeginn. Ungünstig bewertet werden insbesondere die Standortfaktoren Lohnnebenkosten, Besteuerung von Expatriates sowie Unternehmensbesteuerung und Arbeitsmarkt-Regulierung.

THEMA RUSSLAND
In Anbetracht des Ukraine-Konflikts bezogen sich die Zusatzfragen im September 2014 auf die Auswirkungen der EU-Sanktionen gegen Russland sowie auf die Effekte der russischen Gegensanktionen/Importrestriktionen andererseits. Soweit die Unternehmen betroffen sind, erwarten sie eher negative Auswirkungen der Sanktionen. Hinsichtlich der Sanktionen gegen Russland erwarten 36 Prozent der Befragten negative bis sehr negative Effekte auf ihr Unternehmen in Österreich. In Bezug auf die Effekte der russischen Importrestriktionen sind dies 22 Prozent. (pi)


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