Computerspieler, die dem Klischee nach stundenlang in den Monitor starren und von der Welt nichts mitbekommen, sind sogar politisch engagierter als der US-Durchschnitt. Das hat eine Umfrage der Entertainment Software Association (ESA) ergeben. Demnach haben Gamer eine merklich höhere Wahlbeteiligung als die Gesamtbevölkerung und decken ein breites Meinungsspektrum ab. Der Stereotyp des desinteressierten, weltfremden Gamers wird damit deutlich untergraben. [...]
„Bemerkenswert an dieser Studie ist, wie tief im Mainstream unserer Kultur Videospiele mittlerweile verankert sind“, meint Simon Rosenberg, Gründer des Think Tanks NDN. Die politischen Ansichten von Gamern seien so breit gefächert wie das Land selbst. Das scheint die von Ipsos durchgeführte Umfrage zu belegen. Denn je 38 Prozent der Gamer sehen sich als Republikaner beziehungsweise Demokraten. Immerhin 24 Prozent geben an, Unabhängige zu sein. Damit scheinen eine ganze Menge Stimmen noch auf dem Tisch. „100 Mio Gamer werden nächstes Jahr wählen“, betont ESA-CEO Michael D. Gallagher.
In den USA scheinen Gamer zumindest für Wahlen eher aus dem Haus zu gehen als der Schnitt. Denn vier von fünf Spielefans wollen 2016 ihre Stimme abgeben, während es in der Gesamtbevölkerung nur drei von vier sind. Bei der Präsidentenwahl 2012 war die Differenz noch größer. 79 Prozent der Gamer waren damals laut der Umfrage wählen, während nur 69 Prozent der US-Wahlberechtigten den Urnengang mitgemacht haben. Entsprechend wichtig könnte kommendes Jahr werden, ob Kandidaten für Gamer wichtige Themen ansprechen, wozu neben der Wirtschaft beispielsweise die Umwelt zählt.
76 Prozent der Gamer glauben, dass die Menschen für den Klimawandel mitverantwortlich sind. Zwei Drittel der Spielefans sprechen sich ferner für höhere Investitionen in erneuerbare Energien aus. Obwohl sich fast die Hälfte der Gamer als Konservative sehen, sind doch 61 Prozent für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands in den USA. Was die Außenpolitik betrifft, sind die Spielefans ähnlich gespalten wie zwischen den Parteien. 40 Prozent finden, dass das US-Militär so oft wie nötig eingreifen, doch ebenso viele meinen, dass die Außenpolitik auf diplomatische Lösungen abzielen sollte. (pte)
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