US-Unis starten E-Learning-Offensive

In den USA haben sich führende Universitäten mit dem E-Learning-Dienstleister Coursera zusammengetan, um einzelne Kurse über das Web auch außerhalb des angestammten akademischen Umfelds anbieten zu können. Insgesamt sollen so mehr als 100 Lehrveranstaltungen kostenfrei verfügbar sein und internationale Studenten anlocken. [...]

„Die Tatsache, dass gleich mehrere angesehene Universitäten Angebote im Programm haben, zeigt, dass das Thema Online-Studium an Relevanz gewinnt“, stellt Josef Weißenböck von der Fachhochschule St. Pölten gegenüber der Nachrichtenagentur Pressetext fest. Im Vergleich zu den USA sei die Entwicklung im deutschsprachigen Raum aber noch nicht so weit fortgeschritten. „Auch die deutschsprachigen Universitäten werden sich durch den globalisierten Markt für Bildungsabschlüsse mittelfristig auf Konkurrenz durch renommierte auswärtige Angebote einstellen müssen. Für kleinere Unis wird es so schwierig werden“, meint Weißenböck.

„Das ist wie ein Tsunami. Der Vorteil dieses Experiments ist derart vielversprechend, dass es aus meiner Sicht nur schwer vorstellbar wäre, dass auch nur irgendeine der wichtigsten Forschungsuniversitäten nicht bei diesem Projekt dabei sein möchte“, zitiert die New York Times Richard A. DeMillo, Leiter des Center for 21st Century Universities am Georgia Institute of Technology. „Die Leute haben ein großes Interesse an diesen Online-Kursen“, bestätigt Molly Corbett Broad, Präsidentin des American Council on Education (ACE).
 
Die enorme Nachfrage lässt sich auch mit konkreten Zahlen belegen: Schon vor der aktuellen Expansion verfügte Coursera eigenen Angaben zufolge über insgesamt 580.000 registrierte Studenten. Bislang standen allerdings lediglich 43 Kurse zur Verfügung, die gemeinsam mit den Partneruniversitäten Michigan, Princeton, Stanford und Pennsylvania angeboten werden. Nun kommt eine ganze Reihe namhafter Bildungseinrichtungen wie etwa das California Institute of Technology oder die John Hopkins University dazu. Durch die Erweiterung erhöht sich die Zahl der angebotenen Vorlesungen auf über 100.

Die von Coursera angebotenen Kurse haben zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber noch einen gewichtigen Haken: Der Nutzer wird am Ende nicht wie auf der Universität mit einem akademischen Grad, sonder lediglich mit einem Beleg über ein „erfolgreiches Abschließen“ belohnt. Aber auch hier zeichnet sich bereits ein Umdenken ab. So hat etwa die University of Washington bereits anklingen lassen, schon im Herbst ein eigenes Credit-System an den Start zu bringen, das auch Online-Studenten zu einem echten Abschluss verhilft.


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