In Amerika haben 85 Prozent aller Unternehmen, die mit Risikokapital unterstützt werden, keine Frauen im Führungsteam - und gar nur 2,7 Prozent dieser Startups haben eine Frau als Geschäftsführerin. [...]
Zu diesem Ergebnis kommen Forscherinnen am Babson College. Auf der anderen Seite sind auch äußerst wenige Frauen (sechs Prozent) in einer Position, in der sie über die Vergabe von Venture Capital entscheiden können.
„Dass Frauen selten Partner bei Venture-Capital-Gesellschaften sind, deckt sich mit meinen Beobachtungen. Aber zumindest in der Frühphase ist meiner Erfahrung nach der Frauen-Anteil in den Startups eigentlich höher“, meint Jürgen Marchart, Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, im Gespräch mit dem Nachrichtenportal pressetext.
Einen Erklärungsansatz für die Problematik liefert Paul Weinberger, Investment Manager bei Gamma Capital und Partner bei i5invest, gegenüber pressetext: „Einerseits werden Technologiefirmen in der Regel von Technikern gegründet – eine Branche, die schon grundsätzlich männerdominiert ist. Andererseits werden Venture-Capital-Firmen oft von ehemals erfolgreichen (und eben zumeist männlichen) Unternehmern gegründet. Darüber hinaus existieren noch zu wenig weibliche Role Models, die Impulse setzen.“
Die Situation im deutschsprachigen Raum gestaltet sich laut Weinberger ähnlich wie in den USA: „Auch bei uns dominieren – bis auf ein paar Ausnahmen – in erster Linie Männer die Szene. Dabei haben Frauen erwiesenermaßen Managementqualitäten, die gerade im Venture-Geschäft männliche Kollegen in der Form nicht mitbringen“, weiß Weinberger. Amerika sei aber dennoch einige Schritte voraus.
Bei der Vergabe des Risikokapitals werden Unternehmensgründerinnen von ihren Geschlechtsgenossinnen deutlich bevorzugt – Partnerinnen bei Venture-Capital-Firmen vergeben mehr als doppelt so häufig Kapital an Führungsteams mit Frauen als an reine Männer-Startups. „Die Zusammensetzung des Teams ist ein wichtiger Faktor bei der Vergabe von Venture Capital. Es muss einen guten Mix an Know-how geben, also dass sich die Unternehmensgründer in ihren Fähigkeiten gut ergänzen. Aber das Geschlecht spielt bei der Vergabe keine Rolle“, klärt Marchart auf, wonach sich die Kapitalgeber eigentlich richten sollten.
Weinberger pflichtet bei: „Eine Firma mit einem weiblichen CEO hat in keiner Weise einen Nachteil im Selektionsprozess. Es gibt einfach viel weniger Frauen im Management von Start-ups.“ Marchart fügt einen weiteren Punkt an, der die Kapitalvergabe beeinflusst: „Es ist wichtig, dass die Ziele von Startup und Investor zusammenpassen – in Bezug auf die Dauer, das Ergebnis und die Höhe der Beteiligung. Und natürlich muss in dieser Partnerschaft auch die Chemie stimmen.“ (pte)
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