Vernetzung 2.0: „Informationen finden Mitarbeiter“

Unadressiertes Senden, Folger-Strukturen, Mikro- und Instant-Dialoge über "Gefällt mir"-Entscheidungen werden sich zunehmend auch auf die unternehmensinterne Kommunikation ausbreiten. [...]

„Im vernetzten Unternehmen sind die Mitarbeiter jederzeit über den Fortlauf ihrer Angelegenheiten und Projekte informiert. Nicht die Mitarbeiter suchen die Informationen – die Informationen finden die Mitarbeiter“, verdeutlicht Süleyman Arayan, Vorstandschef des Kölner Softwareunternehmens ITyX, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur pressetext.
Aufgrund der Einfachheit der Kommunikation spielt es dem Experten nach keine Rolle mehr, ob eine Information per E-Mail, über soziale Netzwerke oder als Postdokument eingeht: Denn sie wird genau jenen Mitarbeitern verfügbar gemacht, für die sie relevant ist. Der Übergang kann laut Arayan zum vernetzten Unternehmen jedoch nur dann erreicht werden, wenn sich der Fokus von der reinen Informationslogistik verabschiedet und die Inhalte in den Mittelpunkt rückt.
Da ITyX eigenen Angaben nach einen sehr pragmatischen Ansatz der Künstlichen Intelligenz verfolgt, spricht Arayan deshalb von einer „Neuen Künstlichen Intelligenz“: „Sie leistet ihren Beitrag, indem sie das Verhalten der Mitarbeiter bei der Bewertung und Verwertung schriftbasierter Informationen erlernt. Die Neue Künstliche Intelligenz erweitert den klassischen Geschäftsprozess um das Verständnis der Inhalte. So stellen die Verfahren automatisch einen Kontext her zwischen der neuen Information, den beteiligten Mitarbeitern und den bereits vorhandenen Daten.“
Die Machbarkeitsphantasien der KI-Forschung sind dem ITyX-Chef zufolge einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen. „Durch die Leistungssteigerung der Computer ist es inzwischen möglich, mit neuronalen Netzen Funktionen des Gehirns nachzuahmen. Funktionen, für kein Bewusstsein benötigt wird. Als Lernumgebung sind Aufgaben nötig, die von geübten Könnern ebenfalls ohne Bewusstsein erledigt werden können. Etwa die Zuordnung eines freien Textes zu einem Stichwort, wobei der Text dieses Stichwort nicht enthalten muss.“
Diese Systeme würden also keine KI in der klassischen Definition bauen. Vielmehr entstehen laut Arayan vermehrt digitale Strukturen, die denen des Gehirns so ähnlich sind, dass sie, nach Training in geeigneter Umgebung, ähnlich operieren wie ein Gehirn. Ein System der Neuen Künstlichen Intelligenz verstehe also nicht die Texte, dazu wäre Bewusstsein nötig, sondern beschränkt sich auf das Nachahmen des Erkennens. Mit traditionellen technischen Systemen könnten natürliche Vorbilder erst dann genutzt werden, wenn man sie versteht.
Mit innovativen Systemen der Neuen Künstlichen Intelligenz kann nach Arayans Sicht auch Unverstandenes nachgeahmt werden. Sie könnten deshalb in Dimensionen vordringen, die den konventionellen Technologien verschlossen sind. Das sei eine moderne Form der Simulation.
Um Künstliche Intelligenz richtig einzuordnen, schlägt Hans Uszkoreit vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz den alten DDR-Slogan „Überholen ohne einzuholen“ vor: „Das ist der Trick. Wir laufen dem Besten nicht hinterher. Wir überholen ihn, ohne ihn einzuholen. Der Teil mit dem ’nicht einholen‘ hat auch in der DDR prima geklappt. Wenn man den Slogan richtig interpretiert, ist auch was dran. Wir wollen den Menschen übertreffen, ohne ihn auch nur annähernd zu erreichen.“
Dem Fachmann nach können Maschinen Millionen von Dokumente nach komplexen Mustern durchsuchen, ohne dabei einzuschlafen. „Da könnte ich keinen Menschen dransetzen. Die Maschine kann einigermaßen akzentfrei in 20 Sprachen Texte vorlesen oder ist beim Educational Testing Service in der Lage, Tausende Essays in einer Stunde zu bewerten. Beim Schachspielen und Jeopardy ist der Computer besser. Er kann 57 Sprachen leidlich übersetzen. Spannend ist es jetzt, uns Menschen so zu erweitern, dass wir Dinge machen können, die vorher nicht möglich waren“, verdeutlicht Uszkoreit. (pte)

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