"Vibrative" ist der Prototyp für ein neues Eingabesystem für Smartphones. Dabei werden die Geräte auf eine beliebige ebene Fläche gelegt. Getippt wird dann direkt auf der Oberfläche. [...]
Die Beschleunigungssensoren der Geräte erkennen dabei, wo ein Finger die Unterlage berührt. Am Anfang dient ein Blatt Papier zur Orientierung für die User, erfahrene Schreiber können mit der Zeit aber auf die optische Hilfe verzichten – damit werden auch Projektionen, mit denen andere Systeme arbeiten, überflüssig (siehe etwa „System macht aus jeder Oberfläche Touchscreen“). Derzeit werden die Anschläge aber erst mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit dem richtigen Buchstaben zugeordnet, für einen produktiven Einsatz reicht das nicht aus.
Entwickelt wurde Vibrative vom Schweizer Studenten Florian Kräutli. Der Prototyp läuft auf einem handelsüblichen iPhone, da die Rechenarbeit aber ohnehin auf Server-Seite passiert, wäre eine Anpassung für andere Betriebssysteme kein Problem. „Ich selber arbeite derzeit nicht aktiv an einer Weiterentwicklung von Vibrative. Allerdings habe ich sehr viel Feedback auf die Entwicklung erhalten. Unter anderem haben einige Forschungsgruppen Interesse bekundet. Im Prinzip handelt es sich um Grundlagenforschung. Welches Eingabesystem für Smartphones sich am Ende durchsetzen wird, ist heute nicht vorherzusehen“, erklärt Kräutli gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.
Die derzeitige Genauigkeit könnte laut dem Entwickler noch deutlich gesteigert werden. „80 Prozent Chance, den richtigen Buchstaben am Display zu haben, klingt nach viel, das summiert sich aber über die Wörter. Deshalb sind für einen produktiven Einsatz praktisch 100 Prozent Genauigkeit nötig“, so Kräutli. Die Sensoren der Smartphones haben sich laut dem Studenten in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. „Zudem wird die Genauigkeit aus Energiespargründen künstlich gedrosselt“, so Kräutli. Neben den Vibrationen verwendet Vibrative auch Auto-Vervollständigungs-Algorithmen, um zu erkennen, was ein User schreiben will.
Wird Vibrative auf einer dem System noch nicht bekannten Oberfläche verwendet, muss der Nutzer die virtuelle Tastatur vor Gebrauch kalibrieren, da die Vibrationen sich in verschiedenen Materialien unterschiedlich ausbreiten. Dazu muss der Software mitgeteilt werden, wo sich einige Schlüsselbuchstaben befinden. Daraus errechnet das System dann die Position aller virtuellen Tasten. Neue User brauchen zu Anfang unbedingt ein Blatt Papier, das mit dem Tastatur-Layout bedruckt ist, um die richtigen Tasten zu finden. Kräutli sagt aber, dass Nutzer die Tastatur recht schnell blind verwenden können. (pte)
Be the first to comment