Studie von SD Worx: Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen unter 25 zählen zu den Alterskohorten mit der längsten Wochenarbeitszeit. [...]
Besonders jüngere Arbeitnehmer gelten der Idee der Vier-Tage-Woche gegenüber als aufgeschlossen. Doch stimmt das überhaupt – und sind sie damit allein? Diese und weitere Fragen hat SD Worx in einer Studie unter 4.833 Arbeitgeber und 16.011 Arbeitnehmer in 16 europäischen Ländern untersucht.
Das Klischee der faulen Gen Z bestätigt sich in Deutschland nicht
Angehörige der Alterskohorte der in Deutschland berufstätigen Unter-25-Jährigen, die gesammelt zur Gen Z zu zählen sind, gehören laut der Studie tatsächlich entgegen gängiger Klischees zu denjenigen Berufstätigen, die am meisten arbeiten: Insgesamt 78,6 Prozent aller Befragten dieser Gruppe arbeiten mindestens fünf Tage pro Woche, davon 49,1 Prozent exakt fünf Tage. Der letztgenannte Wert ist bei älteren Jahrgängen mit im Schnitt um die 75 Prozent zwar weit höher – aber das liegt daran, dass fast 30 Prozent der Generation U25 sogar an mehr als fünf Tagen in der Woche für die Arbeitgeber tätig ist. Dieser Wert ist unter allen Altersgruppen mit Abstand am höchsten, unter den Älteren tut sich im Schnitt nicht einmal jeder Zehnte, jede Zehnte eine Sechs- oder gar Sieben-Tage-Woche an.
Doch wie viele Tage wollen jüngere Arbeitnehmer in Deutschland tatsächlich arbeiten? 27 Prozent sehen ihr Maximum bei 40 Stunden pro Woche erreicht, 8,3 Prozent erst bei 40 – zusammengezählt, abgesehen von den 40- bis 44-jährigen Befragten, der höchste Wert aller Altersgruppen. Nach der minimalen Arbeitszeit gefragt, geben 21,8 Prozent der Befragten eine gewünschte Mindestarbeitszeit von 40 Stunden pro Woche an – damit sind sie Spitzenreiter.
Deutsche Arbeitgeber sind nicht mehrheitlich abgeneigt
Wie sieht es auf der Seite der Arbeitgeber aus? Eine der Sorgen, die sich häufig in den Medien geäußert findet, bezieht sich auf die Produktivität der Arbeit. Tatsächlich stimmen der Aussage, die Produktivität würde von der Reduzierung der Arbeitszeit profitieren, nur etwas mehr als ein Drittel (35,7 Prozent) der Befragten zu – allerdings weisen sie auch nur 25,1 Prozent ausdrücklich zurück. Mit beiden Werten liegen die deutschen Arbeitgeber unter dem europäischen Durchschnitt (38,6 Prozent positiv gegenüber 21,7 Prozent negativ). Am ehesten können sich Befragte in Spanien der Aussage anschließen (46,9 Prozent), die deutlichste Ablehnung erfährt sie in Belgien (29,7 Prozent).
Zum Vergleich: 69,7 Prozent der deutschen Arbeitnehmer unter 25 gehen davon aus, dass die Produktivität nicht leidet, 27,9 Prozent können es sich zumindest vorstellen – mit zusammengenommen 97,6 Prozent eine überwältigende Mehrheit. Der letztgenannte Gesamtwert fällt dabei übrigens in keiner anderen Altersgruppe unter die Marke von 78 Prozent, die deutlichste Ablehnung der Aussage findet sich unter den über 60-Jährigen mit 21,7 Prozent.
Mit dem Gedanken, eine Vier-Tage-Woche tatsächlich einzuführen, spielten in Deutschland 29,7 Prozent der Arbeitgeber. Auch hiermit liegen sie unter dem europäischen Schnitt von 34,6 Prozent und sehr deutlich hinter Spitzenreiter Kroatien mit 57 Prozent, dem einzigen Land mit einem Wert von über 50 Prozent. Eine Mehrheit an Gegnern der Idee findet sich nur in Belgien mit 51,6 Prozent.
Die Frage nach der Alternative
Ist das 100-80-100-Modell – 100 Prozent Leistung bei 100 Prozent der Bezahlung in 80 Prozent der Zeit – die einzige denkbare Variante? Tatsächlich nicht. 40,2 Prozent der deutschen Befragten unter 25 wären bereit, vier Tage lang zu arbeiten, aber dies dafür 10 Stunden täglich, 35,8 Prozent unter keinen Umständen. Am ablehnendsten äußern sich zu dieser Frage die 55-59-Jährigen mit 32,7 Prozent, die größte Zustimmung äußern die 45-49-Jährigen mit stolzen 52,3 Prozent. Die Generation U25 liegt hier mit ihrem durchschnittlichen Standpunkt also nicht im Extrem.
„Unsere Studie zeigt: Die Vier-Tage-Woche ist bei jüngeren Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen durchaus gefragt, aber das Klischee, dass sie weniger arbeiten wollen als ältere Berufstätige, lässt sich nicht bestätigen“, sagt Tanja Büchsenschütz, People Director bei SD Worx Deutschland. „Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen müssen nicht einmal fürchten, dass die Vier-Tage-Woche auch zwingend eine Reduzierung der Wochenstunden bedeutet, und können also durchaus auf die Leistungsbereitschaft von Neueinsteigern bauen. Das ist eine gute Nachricht – und steht absolut im Einklang mit dem Trend hin zu ‚Fluid HR‘: Hin zu einer besseren Work-Life-Balance und Flexibilität, was es letztlich auch Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen erleichtert, im War on Talent die Oberhand zu behalten.“
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