Virtuelle Vernetzung hält in unserem Alltag Einzug

Das Internet der Dinge ist in Teilbereichen in unserem Alltag angekommen. Geräte kommunizieren miteinander und eröffnen neue Möglichkeiten. In Österreich wird dieses Potenzial aber noch zurückhaltend genutzt, so Experten bei einer Podiumsdiskussion der APA-E-Business-Community. [...]

Schon jetzt würden weltweit Milliarden Geräte und Sensoren existieren. Könnten diese miteinander interagieren, seien viele smarte Anwendungen möglich, sagte Schahram Dustdar von der Technischen Universität (TU) Wien. Die TU arbeite beispielsweise an einem Projekt mit, bei dem rund 60.000 Gebäude in Dubai miteinander vernetzt werden – Stichwort „Smart City“. Klimaanlagen, Kameras und Co. würden sich so von einem zentralen „Command Control Center“ aus steuern lassen.

Dazu müssten die physischen Geräte aber zuerst virtualisiert werden. Gekoppelt mit bestehenden Systemen würde daraus ein Machine-to-Machine(M2M)-Ökosystem entstehen. „Die vernetzten Maschinen allein bringen noch nicht den großen Nutzen“, verwies Dustdar auf die notwendige Kombination. Auch Wien habe im Bereich „Smart City“ eine gute Position. „Wenn der politische Wille da ist, kann man hier noch viel erreichen“, sagte der Experte. Er strich auch den gesellschaftlichen Mehrwert für das „Ökosystem Stadt“ hervor.

Dustdar erwartet, dass die Karten für die verschiedenen Player auf diesem Markt neu gemischt werden. Einerseits brauche es eine gewisse Infrastruktur, hier sei die Telekomindustrie gefragt. Andererseits sei er skeptisch, dass diese Branche die anderen Bereiche – wie etwa Software – abdecken könnte.

Die Telcos seien ein wesentlicher Treiber dieses Trends, aber dass sie alle Aspekte von Cloud Computing über Big Data von sich aus tragen können, sei eine falsche Erwartung, stimmte Phat Huynh, Geschäftsführer der Telekom Austria Group M2M, zu. Bei der Infrastruktur gebe es aber kaum Alternativen.

Generell werde beim Internet der Dinge viel vermischt. Das meiste habe wenig Relevanz für die Praxis. M2M sei in vielen Bereichen hingegen keine Zukunftsmusik, sondern Alltag. „Man denke an die Anzeige der Wartezeit bei der Busstation oder das Carsharing-Angebot von car2go“, so Huynh. Derzeit gehe es vor allem um Prozessoptimierung und Kosteneinsparungen.

Wie unterschiedlich die Wahrnehmung der Konsumenten bei Entwicklungen im M2M-Bereich ist, erklärte Huynh am Beispiel Auto: Während Telematik-Anwendungen, durch die Versicherungen anhand des Fahrverhaltens die Prämie anpassen können, skeptisch betrachtet würden, gebe es beim EU-Projekt eines automatischen Notrufs bei einem Unfall weniger Vorbehalte.

Auch hier müsse Bewusstsein geschaffen werden, um gesellschaftliche Normen und Regeln für den Umgang mit Daten zu finden. „Bei vielen Entwicklungen im Bereich Internet der Dinge stellt sich die Frage: Will ich das in meinem Leben? Und habe ich diese Wahl überhaupt noch? Viele Experten verneinen das“, so Huynh.

Es gebe einerseits viele abstrakte Ängste, andererseits würden aber auch die neuen Chancen sehr positiv gesehen, erklärte Gerald Reitmayr von Samsung Österreich. Er sieht Vorteile für Konsumenten durch Personalisierung und für Unternehmen durch „schöne kommerzielle Effekte“. In vielen Bereichen gebe es auch einen gesellschaftlichen Nutzen. „Österreich ist hier aber eher in einer abwartenden Position“, so der Manager. Wichtig sei, „dass die Ängste nicht alles überlagern“.

Ein immer bedeutender Einsatzbereich sei „Smart-TV“. „Die erste App, die da auf den Markt gekommen ist, war von der APA. Inzwischen geht es darum, wer kontrolliert, was auf dem Fernseher abläuft“, so Reitmayr. Es gäbe sicher einen Aufschrei der TV-Sender, wenn die Werbefenster durch einen neuen Marktteilnehmer überdeckt würden. Einerseits entstünden neue Nutzungsmöglichkeiten für die Zuschauer, andererseits könnten die etablierten Anbieter unter „Trittbrettfahrern“ leiden.

An Bedeutung gewinnt auch die Einbindung von mobilen Endgeräten. „Es geht darum, Daten für den Menschen nutzbar zu machen. Damit geht auch einher, dass Services umso nützlicher sind, je mehr sie über den Nutzer wissen“, ergänzte Gerald Binder von der Forschungs- und Entwicklungseinrichtung Evolaris. Jedenfalls zeichne sich derzeit ab, dass Smartphones, etwa in Verbindung mit NFC (Near Field Communication), eine Brückenfunktion einnehmen.

Dies sei als Zwischenschritt zu einer vollautomatischen Verbindung zwischen Maschinen hilfreich und notwendig. „Die technische Infrastruktur kommt garantiert, bei den Anwendungen haben wir die Wahl, hier entscheidet der Konsument“, so Binder. Er sieht Augmented Reality als die visuelle Komponente der Verschmelzung von digitaler und realer Welt – basierend auf der logischen Infrastruktur im Hintergrund.


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