Virtuelle Verwaltung 2027 – BRZ vom Rechenamt zur IT-Factory

Der Finanzbeamte als Hologramm, virtuelle Amtshandlungen, Augmented Reality Anwendungen und ein App Store der Verwaltung – das sind Visionen für die österreichische Verwaltungs-IT im Jahr 2027. [...]

Unter dem Motto „Vom Rechenamt zur IT-Factory“ gab die Bundesrechenzentrum GmbH (BRZ) anlässlich ihres 15-Jahres-Jubiläums am 4. Dezember 2012 eine Vorschau auf die zukünftigen Herausforderungen für die IT in der Verwaltung. Experten, Kunden und Partner diskutierten Visionen rund um Ultramobilität, Cloud Computing, Security und Industrialisierung der IT, sowie Social Media und Open Government Data. Ausgezeichnet wurden auch die Gewinner des Ideenwettbewerbs „eGovernment 2027“.
Die IT der Verwaltung hat in den vergangenen 15 Jahren eine dynamische Entwicklung vollzogen und die technischen Möglichkeiten in praktische Anwendungen für Bürger und die Verwaltung umgesetzt. Bei ihrer Ausgliederung aus dem Bund im Jahr 1997 agierte die nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen geführte BRZ GmbH noch als Umsetzer im Sinne einer verlängerten Werkbank der Verwaltung. Heute will sich das Bundesrechenzentrum zur modernen IT-Factory entwicklen, einem IT-Think-Tank und Innovationspartner des Bundes und der IT-Wirtschaft.
Bundesministerin Mag.a Johanna Mikl-Leitner betonte im Rahmen ihres Eröffnungsstatements: „Das Innenministerium hat gemeinsam mit dem BRZ sehr erfolgreiche Projekte umgesetzt. Die Zusammenarbeit steht dabei unter dem Motto ‚Gemeinsam mehr erreichen‘. Das BRZ meistert die Herausforderungen, in gemeinsamer Anstrengung auch mit weniger finanziellen Mitteln mehr Leistung zu erzielen.“
Trotz knapper werdender Budgets läuft die Entwicklung zukunftsorientierter Services im Bundesrechenzentrum auf Hochtouren. „Im Jahr 2027 wird sich die Verwaltung trotz sehr gestresster Budgets die IT-Anwendungen leisten können, die ihre Dienstleistungen optimal unterstützen. Wir setzen dabei auf unsere erfolgreiche „more for less“-Strategie, die für maximale Kosteneffizienz bei gleichzeitiger Steigerung der Servicequalität steht. Die Kunden des BRZ konnten damit allein in den vergangenen vier Jahren mehr als 130 Millionen Euro an IT-Kosten einsparen. Erreicht wurde dies durch Standardisierung, Automatisierung und Konsolidierung der IT. Damit leistet das Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zu einer hochmodernen und kosteneffizienten Verwaltung – von der Österreichs Bürger und die Wirtschaft profitieren“, erklärt DI Roland Jabkowski, Geschäftsführer des BRZ. Wie die technologischen Trends die IT der Verwaltung bis zum Jahr 2027 verändern könnten, das skizzierten die Experten bei Vorträgen und Round Table Diskussionen beim BRZ-Kundenevent.
Im Bereich Mobilität lautet die Zukunftsvision „Ultramobilität“ – der Einsatz von Smartphones oder Tablets immer und überall. Die Miniaturisierung der Technologien und die Effizienz im Energieverbrauch werden dabei an Bedeutung gewinnen. Die damit einhergehende Möglichkeit unterschiedliche Informationsquellen (GPS, Kamera etc.) zu verknüpfen und damit neue, intelligente Lösungen zu schaffen, eröffnet der Verwaltungs-IT in Zukunft innovative Anwendungen. Holographie oder Augmented Reality werden künftig in praktischen Anwendungen nutzbar und es könnte die virtuelle Amtshandlung geben, Bürger-Assistenten versorgen individuell mit situationsbezogenen Informationen. Das BRZ entwickelt sich dabei zu einem App Store der Verwaltung, der schon heute beispielsweise Apps für Zoll oder Glücksspiel bietet.
Im Rahmen des BRZ-Kundenevents wurden die besten Zukunftsideen des Wettbewerbs „eGovernment 2027“ ausgezeichnet. futurezone.at und Donau-Universität Krems suchten Ideen, Konzepte und Visionen für die Verwaltung der Zukunft, für die Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Wirtschaft und Behörden. Mag.a Christine Sumper-Billinger, Geschäftsführerin des BRZ: „Im Haus und gemeinsam mit Partnern erarbeiten unsere Mitarbeiter/innen Innovationen für eine moderne Verwaltung. Das BRZ investiert dabei auch gezielt in Bildungspartnerschaften im technischen Bereich, wie zuletzt beim Ideenwettbewerb ‚eGovernment 2027’. Wir freuen uns über die kreativen Vorschläge und gratulieren den Gewinnern.“ Das siegreiche Projekt „Graz Government Transparency (GGT)“ wurde von der FH Joanneum GmbH eingereicht. GGT ist eine prototypische Applikation, die Bürger/innen und Politik-Interessierten politische Informationen zur Verfügung stellt, wie beispielsweise freigegebene Verwaltungsdaten und Gemeinderatsprotokolle. Ziel ist, das Politikinteresse zu heben und auch den Meinungsaustausch zu fördern.
Der Datenbestand von Open Government Data in Österreich wächst täglich, mit anonymisierten, Behördendaten in eigenen Online-Katalogen. Auch E-Health setzt vermehrt auf elektronische Datenverfügbarkeit und -services wie beispielsweise „Ambient Assisted Living“, Elak oder Gesundheitsdaten am Handy. E-Democracy und Verfahren zur Bürgerbeteiligung beschleunigen sich dank neuer Applikationen nicht nur in Österreich, sondern zunehmend standardisiert auch auf europäischer Ebene. 2027 werden elektronische Medien als Instrumente der Demokratie nicht mehr wegzudenken sein.
Diese wachsenden Datenbestände und Applikationen können dank innovativer Cloud-Services vergleichsweise kostengünstig der Verwaltung sowie den Bürger/innen zur Verfügung gestellt werden. Allerdings gelten hier besonders hohe Sicherheitsanforderungen für ein sensibles Datenmanagement in der öffentlichen Verwaltung. Cloud Computing ist jedenfalls ein zentrales Thema der Zukunft der Verwaltungs-IT. Cloud-Services erlauben, zeitlich und räumlich fast unbegrenzt IT-Services bedarfsgerecht zu beziehen. Österreich nimmt hier mit seinen Pilotprojekten in vielen Bereichen eine europäische Führungsrolle ein.
Im Wettrennen der Forschung nimmt der führende österreichische Wissenschaftler Univ.Prof. Dr. Anton Zeilinger, Vienna Center for Quantum Science and Technology (VCQ) eine internationale Spitzenposition ein. Er zeigte in seiner Keynote die Möglichkeiten und konkreten Funktionsweisen der Quantenphysik im Bereich der Datenübertragung. „Aus wissenschaftlicher Sicht ist die sichere Datenübertragung klar machbar, – sie erfordert allerdings technologisch noch enorme Entwicklungen“, so Zeilinger. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist der Start eines eigenen Quantum Science Sattelite in Zusammenarbeit mit der chinesischen Akademie der Wissenschaft. Die Kooperation und Transparenz der Ergebnisse bei der Weiterentwicklung stehen dabei an oberster Stelle. 

Das entspricht auch dem Zukunftsbild für „30 Jahre“ BRZ, wie DI Roland Jabkowski, MBA ausführt: „Ich sehe das BRZ in Zukunft als Mega-Rechner, eingebettet in ein europaweites Konzert von IT-Servern für die Verwaltung mit dem bestmöglichen Lastabgleich und einer Europa-Cloud-Strategie.“ Dass das Bundesrechenzentrum damit auf dem richtigen Weg ist, beweisen die bereits 2012 erreichten Auszeichnungen EuroCloud Austria Award und EuroCloud Europe Award 2012 für die E-Gov Portal Services.


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Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
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