Der Verband Österreichischer Software Innovationen (VÖSI) hat eine KI-Landkarte veröffentlicht. Sie listet 100 praktische Anwendungsbeispiele aus diversen Branchen auf und bietet Unternehmen Orientierung für den KI-Einsatz. [...]
Der Verband Österreichischer Software Innovationen (VÖSI) hat heute die erste Version seiner „KI-Landkarte“ für Österreich veröffentlicht. Die Online-Plattform listet zum Start 100 konkrete Anwendungsfälle von Künstlicher Intelligenz (KI) aus heimischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Ziel des Projekts ist es, Transparenz zu schaffen und den praktischen Nutzen von KI-Technologien jenseits verbreiteter Standard-Anwendungen aufzuzeigen.
Die Initiative wurde von der Anfang 2025 gegründeten VÖSI Special Interest Group (SIG) „Künstliche Intelligenz“ unter der Leitung von Verbandspräsidentin Doris Lippert entwickelt. „Es geht darum, konkrete Anwendungsfälle sichtbar zu machen“, erklärt Lippert. Die Landkarte solle Orientierung in einem oft unübersichtlichen Technologiefeld bieten. „KI ist kein Mysterium, sondern ein vielseitiger Werkzeugkoffer aus Technologien, Algorithmen und leistungsstarker Hardware“, so Lippert weiter.
Auswahlkriterien und Technologischer Reifegrad
Für die erste Version der Landkarte wählte das Kernteam der SIG aus über 200 Einreichungen 100 Projekte aus. Ein zentrales Kriterium für die Aufnahme war der Technologische Reifegrad (Technology Readiness Level, TRL), eine Skala zur Bewertung des Entwicklungsstands einer Technologie. Zugelassen wurden Projekte ab TRL 4, was einem im relevanten Umfeld validierten Prototyp oder Piloten entspricht.
Laut VÖSI befinden sich über 80 Prozent der gelisteten Anwendungsfälle bereits im produktiven Einsatz (TRL 8-9). Um die Verbindung zwischen Forschung und Wirtschaft zu stärken, wurden bewusst auch Pilotprojekte aufgenommen, die bereits mit Echtdaten erprobt werden.
Die Use Cases decken ein breites Spektrum ab und sind in zehn Kategorien unterteilt, darunter Bilderkennung, Predictive Maintenance, Generative KI, Prozessoptimierung und Natural Language Processing (NLP). Die Plattform bildet Projekte aus diversen Branchen wie Industrie, Gesundheitswesen, Handel und dem öffentlichen Sektor ab. Zu jedem Anwendungsfall wird ein direkter Ansprechpartner genannt, um den Fachaustausch zu fördern.
Kooperation mit Industrie und Forschung
Die KI-Landkarte entsteht in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft und Wissenschaft. Die Industriellenvereinigung (IV), die im Juni eine eigene „Task Force KI“ gründete, unterstützt das Projekt. Christoph Knogler, CEO der KEBA Group und Co-Vorsitzender der IV-Taskforce, sieht in der Landkarte ein Instrument, um Eintrittsbarrieren zu senken. „Sie veranschaulicht auf praxisnahe Art und Weise, was heimische Unternehmen bereits umgesetzt haben. Sie inspiriert und regt zum Mitmachen an“, so Knogler. Der Schulterschluss zwischen VÖSI und der IV-Taskforce solle den Wissenstransfer beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts stärken.
Auch das AIT Austrian Institute of Technology, Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung, ist mit sieben Projekten vertreten. Scientific Director Andreas Kugi betont die Bedeutung der Verbindung von Technologie und Domänenwissen: „KI entfaltet ihren Wert dort, wo sie konkrete Probleme löst. Entscheidend sind die Verbindung von KI mit Domänenwissen und das Vertrauen in die Lösungen.“
Branchenübergreifender Einsatz von KI
Vertreter aus weiteren Sektoren unterstreichen den Nutzen der Initiative. Florian Tatzer, CIO von ProSiebenSAT.1 PULS4, hebt den Orientierungswert für die Medienbranche hervor: „Für uns als Medienhaus ist das zentral: Wir setzen KI mit klaren Leitlinien gezielt dort ein, wo sie unsere Teams unterstützt – nicht ersetzt.“
Für das Gesundheitswesen betont Julian Hadschieff, CEO der Humanocare Group, das Potenzial zur Qualitätssteigerung in der Versorgung. „Allein aufgrund des demographischen Wandels wird es ohne verantwortungsvollen Einsatz von KI keine qualitätsgesicherte Versorgung der Bevölkerung geben können“, so Hadschieff.
Ausblick und Community-Aufbau
Die nun veröffentlichte Version 1.0 der KI-Landkarte soll kontinuierlich erweitert werden. Unternehmen und Forschungseinrichtungen können weiterhin Projekte zur Aufnahme einreichen. Um den Austausch innerhalb der Fach-Community weiter zu intensivieren, plant der VÖSI zudem am 16. September den Start der Community-Plattform „KI-Players“ an der Technischen Universität Wien.

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