Das österreichische Vorzeige-Unternehmen K-Businesscom hat eine klare Vision: "We transform for the better." Welche Auswirkungen diese Strategie auf den Geschäftsalltag hat, zeigt folgendes Interview mit den Vice Presidents System Integration Dr. Mario Johann Brenner und Christian Neuhauser. Ein Blick hinter die Kulissen. [...]
Vor einem Jahr hat K-Businesscom (KBC) ihre neue Strategie etabliert: „We transform for the better“. Das „we“ steht nicht nur für das ausgereifte Digitalisierungs-Knowhow des Unternehmens, sondern umfasst auch Partner aus den unterschiedlichsten Branchen, mit denen KBC gemeinsam Innovationen vorantreiben will. „Transform“ ist im Sinne von „Veränderung“ zu verstehen, wobei diese über die technische Ebene hinausgeht. „Better“ steht für eine nachhaltige Veränderung zum Besseren. Diese definiert KBC mit Hilfe dreier Aspekte: „People – Planet – Profit“: „Wir müssen die Menschen mitnehmen, auf den Planeten achten und natürlich auch ein nachhaltiges Geschäftsmodell besitzen“, so K-Businesscom Vorstand Jochen Borenich im transform!-Interview 2022. Thema des heurigen Gesprächs war die Umsetzung dieser Strategie, ihre Meilensteine und Herausforderungen. Zu diesem Zweck befragte transform! die beiden Vice Presidents System Integration Dr. Mario Johann Brenner und Christian Neuhauser.
Beide IT-Spezialisten sind mehr als 15 Jahre im Unternehmen. „Ich habe IT-Kompetenz in die K-Businesscom gebracht“, sagt Neuhauser, der innerhalb des Bereichs Systemintegration das IT- und Collaborations-Business verantwortet. „Früher hätte man Telefon-Anlagen dazu gesagt. Heute bedeutet Collaboration viel mehr, als miteinander zu telefonieren. Es bedeutet, Daten auszutauschen, miteinander zu arbeiten und einander auch zu sehen. Das heißt, Collaboration hat sich mittlerweile zu einer IT-Applikation entwickelt.“
Mario Johann Brenner ist auf Netzwerktechnik spezialisiert – mit einem starken IT-Security-Schwerpunkt. „Vor 20 Jahren ging es darum, die Burg von außen zu sichern, heute muss das auch im Inneren passieren – Stichwort Zero Trust. Es gilt also, jede Verbindung grundsätzlich als nicht vertrauenswürdig einzustufen. Ein weiterer meiner Schwerpunkte ist die Digital Factory, wo es darum geht, heimische Produktionsstätte sicherer zu machen und zu analysieren, wo es Angriffsvektoren auch in der OT-Umgebung gibt. Ziel ist es, den ›Grand Canyon‹ zwischen IT und OT zu schließen beziehungsweise Brücken zu bauen“, so Brenner.
Der Trend, dass alle Bereiche der IT und darüber hinaus zusammenwachsen, zeigt sich bei K-Businesscom nicht nur auf technologischer Ebene, sondern auch organisatorisch bis hin zum sich wandelnden Geschäftsmodell. Neuhauser: „Bei uns spielt der End-to-End-Gedanke eine immer wichtigere Rolle. Immer mehr Kunden fragen nicht nur an, ob wir sie bei Themen wie Beratung und Implementierung begleiten können. Sie bestehen auf den kompletten End-to-End-Prozess, beginnend beim Consulting, Umsetzung bis hin zur Betriebsführung.“
Der Hintergrund dieses Wandels ist die Tatsache, dass Unternehmen aufgrund der Komplexität immer weniger in der Lage sind, Knowhow im eigenen Betrieb aufzubauen und es für die Problemlösung einzusetzen. „Es ist seit Jahrzehnten unsere Aufgabe, Technologie für unsere Kunden nutzbar zu machen“, sagt Christian Neuhauser. „Das spiegelt sich sehr gut beim Thema Cloud wider. Es gibt bei uns kein typisches Cloud Center of Excellence, das man in sehr vielen Unternehmen findet, die ihre Cloud-Strategien zentral quasi im Glasturm entwickeln. Bei uns ist Cloud in allen Technologiebereichen verankert – sei es Netzwerktechnik oder IT-Security. Cloud ist aus unserer Sicht ein Werkzeug, um dem Thema Komplexität zu begegnen. So geben wir unseren Kunden idealerweise ein Lösungsszenario, das mit Cloud wesentlich besser funktioniert als in der alten On-Premise-Welt.“
Beschleunigter Transformationsprozess
Das Thema Transformation sehen die beiden Manager derzeit vor allem in der Zentralisierung, und das auch im Zusammenhang mit der Cloud. „Vor Jahrzehnten war es noch so, dass wir die Produkte unserer Hersteller eingekauft, hingestellt, in Betrieb genommen und bestenfalls dahinter After Sales-Services verkauft haben. So merken wir jetzt, dass die Kunden transformieren und das Nutzungsverhalten ändern – Stichwort ›Pay per Use‹. Das bedeutet, dass die Marge aus der Handelsware für uns automatisch weniger wichtig wird. Das muss so sein, da auch die Hersteller ein Stück weit in den Handelswarenmarkt eindringen. Unsere Antwort auf diese Entwicklung ist, dass wir nicht nur die Produkte unserer Hersteller wie beispielsweise Microsoft, Cisco und HPe positionieren, sondern auch eigene Services bauen und diese den Kunden offerieren“, sagt Neuhauser. Mario Johann Brenner ergänzt: „Das KBC Cyber Defense Center ist ein typisches Beispiel. Es besteht einerseits aus den klassischen Produkten unserer Security-Partner. Andererseits reichern wir diese mit eigenen Services und Dienstleistungen an. Unser Backup-Portfolio geht in dieselbe Richtung. Wir transformieren vom System- hin zum Service-Integrator.“
Eigener Marketplace
Die eben beschriebenen Aspekte wie Cloud und Services münden in eine zentrale Strategie, und zwar jener der Plattform-Ökonomie, die im B2C-Bereich schon lange zum Consumer-Alltag gehört und nun auch in der B2B-Welt Fuß gefasst hat. KBC realisiert diesen Ansatz auf mehreren Ebenen. „Einerseits nutzen und bespielen wir die B2B-Plattformen unserer Hersteller, wo es keine Zwischenhändler gibt, sondern nur Erzeuger und Endkunden, die auf einer Plattform eines Dritten zusammenfinden“, so Neuhauser. „Das heißt: Wir hosten mehr und mehr unsere eigenen Produkte auf den Plattformen unserer Hersteller. Auf der anderen Seite bauen wir unsere eigene Plattform, denn wir wollen unseren Kunden die Möglichkeit geben, neben dem menschengeführten Verkaufsprozess auch das digitale Pendant zu nutzen – es ist ein eigener Marketplace.“
Gelebte Kreislaufwirtschaft
Eine weitere Realisierung des Plattform-Gedankens findet sich im Umfeld der Kreislaufwirtschaft. „In einem ersten Schritt geht es darum, wie man einen Kreislauf auf einer Plattform abbilden kann, um aus dem Thema einen Nutzen zu ziehen“, sagt Brenner. „Hier docken viele Firmen an, die die Daten verwenden können, um ihr Geschäft schneller und effektiver zu machen und bei Themen wie etwa Nachhaltigkeit zu interagieren.“ Neuhauser: „Die Kreislaufwirtschaft bedingt die Zusammenarbeit unterschiedlicher, aber auch gleicher Akteure. Es gibt hier Projekte, bei denen Marktbegleiter nicht versuchen, sich gegenseitig auszustechen, sondern gemeinsame Ziele verfolgen. Themen wie Kreislaufwirtschaft, Fachkräftemangel und Supply Chain zwingen uns, Hand in Hand am Markt zu agieren. Und das ist eine gute Entwicklung.“
Stichwort „Big Quit“
„Würden wir uns alleine auf das aktuelle Ausbildungssystem in Österreich verlassen, könnten wir den Mangel unmöglich abdecken. Daher bilden wir eigene IT-Fachkräfte aus – Lehrlinge oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im zweiten oder dritten Ausbildungsweg. Das Thema des Fachkräftemangels ist für uns mehr Chance als Risiko, weil die Positionierung unseres Unternehmens dafür sorgt, dass wir mehr Zulauf von IT-Fachkräften haben als der österreichische Markt“, so Christian Neuhauser. „Wir können gerade auch junge Menschen gewinnen, weil für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter anderem die Möglichkeit besteht, zwischen unterschiedlichsten Themen zu switchen. Abwechslung ist besonders für High Potentials ein wichtiges Kriterium. Dazu kommt, dass wir das Umweltmanagementsystem am 30. Juni 2021 zertifiziert haben. Damit vermitteln wir unsere Werte, wo es nicht nur um die IT, sondern auch um soziale Positionen geht“, ergänzt Mario Johann Brenner.
Energieeffizienz wird bei KBC generell groß geschrieben – auch weil sie sich zu einem wesentlichen Treiber der Digitalisierung entwickelt hat. Denn wo immer man messen kann und dadurch Daten gewinnt, können Unternehmen Prozesse optimieren und damit Energie einsparen.
Die Vice Presidents sind sich bewusst, dass es K-Businesscom deutlich leichter hat, IT-Spezialisten und -Spezialistinnen anzuwerben und zu halten, als andere Unternehmen etwa in der Industrie oder im Tourismus. Dieser Umstand birgt gleichzeitig für KBC eine sehr große Geschäftschance. Aufgrund des massiven Fachkräftemangels quer durch alle Branchen ist die Nachfrage nach Services sehr groß – Tendenz massiv steigend.
Cyber Defence Center
Ein weiteres Wachstumsfeld von KBC, das zudem den Plattform-Gedanken lebt, indem es unter anderem mit CERT in ganz Europa interagiert, ist IT-Security. „Es gibt zwei Arten von Unternehmen: Jene, die bereits angegriffen worden sind, und jene, die es noch nicht sind“, sagt Brenner. „Erstere wissen, was auf dem Spiel steht, bei zweiteren braucht es umfassende Beratungsleistung. Auf Wunsch führen wir Penetrationstests durch, auf deren Basis Maßnahmen abgeleitet werden. Das heißt, dass sich auch die IT-Security zu einem End-to-End-Prozess entwickelt, der nicht bei der Infrastruktur stehenbleibt, sondern sich über Informationssicherheit und allgemeine Fragen der Sicherheit erstreckt. Immer wichtiger ist es, dass Unternehmen für alle Security-Aspekte einen Ansprechpartner haben.“
Laut Brenner hat das KBC Cyber Defense Center in den vergangenen Jahren zahlreiche Ausschreibungen gewonnen. Ein wichtiger Aspekt des SOC ist, dass seine Security-Leistungen lokal gestellt werden. Das gilt für Österreich, aber auch für Deutschland die Schweiz, Rumänien und Tschechien, wo K-Businesscom verstärkt Fuß fasst.
Schon die wenigen Beispiele zeigen, dass sich K-Businesscom auf einer spannenden Reise vom klassischen System- zum zukunftsweisenden Service-Integrator befindet. Unverändert bleiben die strategischen Säulen People, Planet, Profit sowie Technology. Was einem Wandel unterworfen ist, sind die Treiber. Derzeit sind dies Cloud Transformation, Digital ICT Services Economy, Cybersecurity, Fachkräftemangel, Kostenexplosion etwa im Energie-Bereich und neue rechtliche Rahmenbedingungen. KBC ist so aufgestellt, dass sie bei keinem der Themen um eine Antwort verlegen ist.
Der Artikel erschien in der ITWelt.at-Sonderausgabe transform! 01/2023.
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