Schon heute kann man an Vorzeigeprojekten in Europa und Asien beobachten, wie Metropolen effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver sein können. [...]
Ein schönes Beispiel ist die chinesische Stadt Yinchuan mit knapp 2 Millionen Einwohnern. Die Stadt am Oberlauf des Gelben Flusses kennt zwar kaum jemand, beheimatet aber gleich eine Vielzahl an spannenden Projekten: In den Bussen der städtischen Verkehrsgesellschaft ersetzt die Gesichtserkennung den Fahrkartenautomaten. Anstatt in der Hosentasche nach Kleingeld zu suchen, erwerben die Fahrgäste ihr Ticket über Gesichtserkennung, die mit ihrem Bankkonto verbunden ist, was den Einsteigeprozess in der trubeligen Großstadt erheblich beschleunigt hat.
Doch wo liegt der Schlüssel zum Erfolg der intelligenten Stadt Yinchuan? Big Data und eine Cloud-Plattform spielen die entscheidende Rolle für die Transformation der Infrastruktur und der Dienstleistungen der Stadt. Die Big-Data-Cloud-Plattform ist das Herzstück der Smart City Yinchuan und ist Grundlage einer integrierten Datenbank mit Informationen zu Bevölkerung, Gebäuden, Infrastruktur, Wirtschaft sowie räumlichen und geografischen Informationen. Eine speziell entwickelte Anwendungsdatenbank umfasst Verkehr und Transport, Bildungseinrichtungen sowie den städtischen öffentlichen Dienst. Die Daten der beiden Plattformen werden geteilt und abgeglichen, wodurch die Stadt aktiv wichtige Entscheidungen auf Basis der vorliegenden Daten treffen und den Einwohnern unkompliziert und schnell intelligente Dienstleitungen anbieten kann.
Ein Fragezeichen sehe ich noch hinsichtlich der Themen Sicherheit und Datenschutz. Denn positiv gesehen, können die Unmengen an Daten, die in Smart Cities zusammenlaufen in vielfältiger Weise genutzt werden, um beispielsweise Vorbereitungen auf Unwetter zu treffen oder Einsatzkräfte besser zu koordinieren. Ein Missbrauch oder Hack dieser Datenbanken muss in jedem Fall ausgeschlossen werden. Es wäre nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn Unbefugte Zugriff auf die Versorgung durch Wasser oder Strom bzw. die Kraftwerke erhalten und diese manipulieren könnten. Doch auch die Sicherheit der persönlichen Daten der Einwohner muss gewährleistet werden. Gerade wenn es um medizinische Daten in einem Smart Hospital oder die Verknüpfung der Gesichtserkennung mit dem Bankkonto, wie in Yinchuan geht, müssen sich die Anwender absolut sicher sein, dass die Daten zuverlässig gespeichert und vor unbefugtem Zugriff geschützt sind.
Insgesamt sind die asiatischen Länder in diesem Bereich deutlich fortgeschrittener als wir in Europa. Doch auch in den europäischen Ländern gibt es Vorzeigeprojekte, wie beispielsweise in Amsterdam, Barcelona, Kopenhagen oder Wien, die sich allerdings meist auf Teilbereiche beziehen. In Deutschland optimiert z. B. der „Smart Port“ in Hamburg die Waren- und Verkehrsströme mit intelligenter Stellplatzsteuerung für LKW und Auflader und der gezielten Steuerung und Erfassung von Personen und Verkehr in der Umgebung des Hafens mit Hilfe von Ampeln. Gerade in Deutschland scheitern allerdings viele Städte und Gemeinden schon an der Digitalisierung ihrer Daten. Doch genau diese ist die Grundvoraussetzung, um die Daten zu sammeln, zu analysieren und sinnvoll nutzen zu können – und damit der Grundpfeiler einer intelligenten Stadt.
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