Was auf den ersten Blick wie ein praktisches Zusatzfeature wirkt, kann im schlimmsten Fall auch ein Sicherheitsrisiko bedeuten. Denn nicht immer sind die Voraussetzungen ideal, um ein Passwort gefahrenfrei anzeigen zu lassen. [...]
Aufgrund der steigenden Digitalisierung ist es heute nicht mehr unüblich, gleich ein Dutzend verschiedener Konten verwalten zu müssen (oder sogar noch mehr). Ob E-Mail, Social Media oder Online-Shopping, nahezu jeder Dienst verlangt ein eigenes Konto. Das kann bei der Verwaltung im Alltag eine große Herausforderung darstellen, denn jedes Konto sollte nach Möglichkeit mit einem komplexen und einzigartigen Passwort geschützt werden.
Einige Online-Dienste möchten zumindest die Eingabe vereinfachen, indem sie die Funktion „Passwort anzeigen“ anbieten – doch daraus ergeben sich wiederum neue Gefahren. Dieser Artikel erklärt die Funktion und gibt praktische Tipps für höhere Sicherheit im Internet.
Wie funktioniert „Passwort anzeigen“ im Alltag?
Die meisten Online-Dienste erlauben lediglich ein paar Anmeldeversuche, ehe sie die IP-Adresse oder den Zugang zeitweise blockieren. Das soll davor schützen, dass Angreifer hunderte oder gar tausende von Passwörtern durchprobieren können. Einen Nachteil gibt es durch diese Limitierung aber: Benutzer können sich ebenfalls selbst ausschließen.
Um das Risiko einer Fehleingabe zu minimieren, kann man sich deswegen bei vielen Diensten das Passwort anzeigen lassen. Ein kleines Augensymbol neben dem Feld zur Eingabe zeigt diese Option an. Mit einem Klick darauf verwandeln sich die Sternzeichen in Klartext und der Nutzer sieht, ob er das eigene Passwort richtig eingegeben hat oder nicht.
Welche Gefahren ergeben sich daraus?
Was auf den ersten Blick wie ein praktisches Zusatzfeature wirkt, kann aber im schlimmsten Fall auch ein Sicherheitsrisiko bedeuten. Denn nicht immer sind die Voraussetzungen ideal, um das Passwort gefahrenfrei anzeigen zu lassen. Speziell in öffentlichen Umgebungen gilt besondere Vorsicht, ob in Cafés, in Hotellobbys oder sogar im Büro.
Nicht immer ist man nur von Menschen mit den besten Absichten umgeben und diese Funktion erlaubt es einem sehr einfach, das Passwort und somit vielleicht sogar den Zugang zu stehlen. Aber es gibt noch weitere Gefahrenquellen, so zum Beispiel spezielle Schadsoftware, die sich völlig unbemerkt auf einem Computer einnisten kann und den Bildschirm aufzeichnet.
Das Ziel ist dabei eigentlich immer das Gleiche: sensible Daten erbeuten, ob Bankdaten oder Passwörter. Wer also über ein betroffenes Gerät verfügt und die Passwörter anzeigen lässt, stellt diese direkt den Hackern zur Verfügung. Die Funktion sollte aus diesen Gründen immer nur auf abgesicherten Geräten im privaten Umfeld genutzt werden.
Ein starker Passwort-Manager als praktische Alternative
Heute ist es aber gar nicht mal mehr notwendig, sich alle einzigartigen Passwörter selbst merken zu müssen. Ein moderner Passwort-Manager ist nämlich die perfekte Alternative: Das Tool speichert alle Passwörter im verschlüsselten Tresor ab, sodass diese selbst bei einem mit Malware befallenen System nicht einsehbar sind.
Aber der fast noch wichtigere Vorteil ist, dass man sich nur noch ein einziges Master-Passwort merken muss. Den Rest erledigt der Passwort-Manager und stellt für jedes Konto auf Knopfdruck die richtigen Zugangsdaten bereit und füllt sie automatisch in die Eingabefelder ein. Passwörter anzeigen zu lassen ist dann gar nicht mehr nötig.
Weitere Tipps für sichere Passwörter im Alltag
Abgesehen von einem starken Passwort-Manager gibt es noch eine Reihe weiterer Maßnahmen, die heute wichtiger denn je sind. So nutzt beispielsweise jeder Dritte bereits verwendete Passwörter mehrfach und erhöht damit das Sicherheitsrisiko ganz erheblich. Die folgenden Tipps bieten hingegen mehr Schutz:
- Komplexe Passwörter wählen: Lange und zufällige Kombinationen mit Zahlen, Sonderzeichen sowie Klein- und Großbuchstaben sind besonders schwierig zu knacken. An einem solchen Passwort beißt sich sogar die neueste KI die Zähne aus.
- Auf beliebte Begriffe verzichten: Hacker probieren mithilfe von sogenannten Brute-Force-Attacken beliebte Begriffe immer als Erstes aus. „Passwort“, „Geheim“ oder „123456“ sind selbst mit kleinen Änderungen extrem unsicher.
- Passwort niemals wiederverwenden: Aufgrund von Datenlecks landen manchmal Tausende von Passwörtern im Internet. Wer also das gleiche Passwort benutzt, stellt Hackern womöglich Zugriff zu allen seinen Konten bereit.
- Passwort niemals aufschreiben: Die meisten wissen bereits, dass das Passwort am Bildschirm jedem Einbrecher Tür und Tor öffnet. Doch das gilt auch für die lose Textdatei auf dem Computer – ein verschlüsselter Tresor ist besser.
- Bei Verdachtsfall sofort ändern: Zuletzt kann es wichtig sein, im Verdachtsfall sofort das Passwort zu ändern. Auch hier gilt: Es sollte komplett neu sein und keinen Rückschluss vom alten Passwort erlauben. Erst dann gilt es als sicher.
Wer sich an alle diese Tipps hält und einen modernen Passwort-Manager nutzt, kann das Internet sorgenfrei nutzen, ohne Daten- oder Kontoverlust befürchten zu müssen.
* Simon Müller ist Betreiber mehrerer unterschiedlicher Webseiten und macht in seiner Freizeit gerne Sport.

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