Was 2015 passiert: Die Stimmung in Österreichs IKT-Branche

Der kompletteste Blick auf die Prognosen der heimischen IKT-Branche: Insgesamt 72 Geschäftsführer heimischer IT-Anbieter oder Institutionen haben sich mit einem Beitrag am Jahresausblick von Computerwelt.at beteiligt. Die Mehrheit erwartet ein wirtschaftlich schwieriges Jahr, hofft aber auch auf eine erhöhte Investitionsbereitschaft bei den Kunden. [...]

Georg Obermeier, Geschäftsführer Microsoft Österreich

Auch wenn für die österreichische Wirtschaft 2015 im Allgemeinen ein nur bescheidenes Wachstum von +0,5% prognostiziert wird, hebt sich die IKT-Branche positiv davon ab. IDC rechnet global mit einem Wachstum im IKT Bereich von 3,8% und wir rechnen auch für Österreich mit einem Wachstum in dieser Größenordnung, welches einmal mehr die Rolle der IKT Branche als Motor für das österreichische Wirtschaftswachstum unterstreicht. Der größte Teil dieser Investitionen wird dabei in zwei Wachstumstreiber fließen: Cloud und Mobility dominieren auch 2015 als Top-Themen den Markt. Aber auch mobile Lösungen, soziale Netzwerke und Big-Data-Technologie begleiten uns verstärkt in den kommenden Jahren. Zudem tragen auch verschiedene Brancheninnovationen, wie beispielsweise alternative Zahlungsnetzwerke in der Finanzdienstleistungsbranche, zum Wachstum der Branche bei.

Politische Signale werden bei den Zukunftsinvestitionen unseres Landes gerade im Bildungs- und Gesundheitsbereich benötigt. Microsoft unterstützt beispielsweise seit Jahren die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit der New World of Work bieten wir unseren Mitarbeitern Freiräume zum eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Arbeiten, was nachweislich die Zufriedenheit, Produktivität und auch Gesundheit fördert. Ein Zugang, der von vielen österreichischen Unternehmen gelobt wird, aufgrund fehlender Anreize und Rahmenbedingungen jedoch von den wenigsten umsetzbar ist. Auch im Bildungsbereich bemerken wir, dass Reformen längst überfällig sind. Der IKT-Sektor steht für Veränderungen und Innovationen, wirkt nachhaltig auf alle weiteren Branchen und Marktteilnehmer und ist somit maßgeblicher Wachstumsfaktor für die heimische Wirtschaft. Österreich muss dem schleichenden Abbau von Forschungs- und Entwicklungsleistungen Einhalt gebieten und attraktive Rahmenbedingungen schaffen, damit dem zunehmenden Fachkräftemangel nicht nur in der IKT-Branche, sondern in allen Wirtschaftsbereichen entgegnet wird.“

Informationstechnologie ist die Lebensader der österreichischen Wirtschaft, alle zukünftigen Entwicklungen bauen auf ihr auf. So ist auch die IKT längst nicht mehr als eigene Insel zu sehen, sondern läutet als Querschnittstechnologie einen dramatischen Wandel von Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsprozessen ein. Profiteure im Unternehmensbereich sind in Österreich vor allem Klein- und Mittelbetriebe: Durch IKT-Innovationen profitieren zunehmend auch KMUs von Vorteilen, die bislang häufig nur Großkunden vorbehalten waren. Vor allem durch die weitere Integration der Cloud und neue, innovative Services erwarte ich mir im kommenden Jahr starke Impulse innerhalb der IKT-Branche in Österreich.“

Auch 2015 wird uns die Cloud maßgeblich begleiten. Mobilität bestimmt das tägliche Leben in allen Bereichen und treibt dadurch die Vielfalt an Devices und Cloud Services sowie die zunehmende Vernetzung massiv voran. Mobilität & Cloud sind der Hebel für neue Geschäftsmodelle, die durch das Internet erst möglich werden und die es vorher nicht gab. Daraus ergeben sich neue Wohlfahrtseffekte. Wir werden auch 2015 wieder viele Beispiele erleben, bei denen aus kleinen Startups binnen kürzester Zeit globale Player werden – der Cloud sei Dank. Entscheidend dabei ist auch der Faktor Sicherheit. Das enorme wirtschaftliche Potenzial hinter der Cloud kann nur genutzt werden, wenn das Vertrauen der Wirtschaft und Anwender in die IT wieder hergestellt wird. Daher nimmt das Thema Digital Trust bei Microsoft eine besonders große Rolle ein. Außerdem werden neue Plattformen (insb. Windows 10) und der weitere Siegeszug von Business-Tablets zusätzliche Wachstumstreiber 2015 sein.

Thomas Cermak, Vorstand cellent AG Österreich und frontworx Informationstechnologie AG

Im vergangenen Jahr konnten wir zum vierten Mal in Folge ein deutliches Umsatzwachstum realisieren. Diesen Schwung wollen wir ins Jahr 2015 mitnehmen und – trotz verhaltener Marktprognosen – weiter wachsen. Den Grundstein dafür haben wir bereits gelegt: Wir setzen verstärkt auf Lösungsentwicklung und angewandte Forschung. So geht beispielsweise das EU-Forschungsprojekt FUPOL in die entscheidende, finale Phase. Das Ziel von FUPOL ist es, durch Social Media Intelligence bessere politische Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus haben wir unser Branchen-Know-how für Bauwesen, Finanzdienstleister und die Öffentliche Hand weiter ausgebaut.

Technologische Trends: Der Trend geht in Richtung Einbindung der Menschen und ihrer Bedürfnisse. Mithilfe von Media Monitoring kann die Politik z.B. bei Bauprojekten die Wünsche der Bürger besser berücksichtigen. Aber auch in der Software-Entwicklung rücken die Erwartungen und Bedürfnisse der Benutzer immer stärker in den Mittelpunkt, Stichwort User Experience. Darüber hinaus gewinnt die Integration verschiedener Technologien an Bedeutung. Hier verbinden wir unsere Expertise im Bereich Microsoft/Java mit der SAP-Kompetenz unserer 100%-Tochter frontworx.

Wir haben regelmäßig Bedarf an erfahrenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in unseren Kernkompetenzen Java und .NET-Entwicklung sowie SAP-Beratung. Aber auch im Bereich Requirements Engineering verzeichnen wir eine steigende Nachfrage seitens unserer Kunden. Als IT-Dienstleister sind wir darauf angewiesen, Spezial-Know-how und Nachfrageschwankungen mit Selbständigen abzudecken. Die nach wie vor unklare Einstufung von EPU (Ein-Personen-Unternehmen) führt zu Verunsicherung in der Branche. Hier sollte eine Rechtssicherheit hergestellt werden, ohne die IT-Dienstleister in ihrer Existenz zu bedrohen.

Otto Kitzmüller, Geschäftsführer INFORMATICS

Big Data und Mobilität werden auch 2015 die beherrschenden Themen sein. Als SAP-Dienstleister haben wir zwar eine überaus starke Plattform, die jedoch selbst langsam in die Jahre kommt und sich schnell den wachsenden Anforderungen stellen muss. Neue Benutzererfahrungen und neue Prozesse werden hier auch erfahrene Experten am Markt zu einem Umdenken zwingen. Es gibt also viel zu tun, und vor allem viel zu lernen, insbesondere weil industrielle Prozesse längst nicht mehr im Werk enden, sondern Grenzen überschreiten. Allein die technologischen Sprünge in der Unterhaltungsindustrie und Automotiv werden komplett neue Szenarien und Chancen erzeugen. Die Zeit wird bald kommen, wo unsere Kunden diese Chancen für sich erkennen und nutzen wollen. Wir sind gewappnet.

Erwin Greiml, GF adesso Austria GmbH

Die Applikationsmobilisierung ist voll durchgestartet und hat viele Erwartungen bei Weitem übertroffen. Leider ist dabei viel Stückwerk entstanden. Echte End-to-end-Prozesse sind da oft auf der Strecke geblieben. 2015 einen Sprung auf ein höheres Niveau bringen. Die Integration aller Prozesselemente sowie die intuitive und einfache Usability von Apps werden uns allen das Leben viel leichter machen.

Jochen Borenich, Vorstand der Kapsch BusinessCom

Es dauert immer einige Zeit, bis gehypte Themen auch tatsächlich im Markt ankommen. Im Vorjahr wurde viel über die so genannte Industrie 4.0 diskutiert. Wir gehen davon aus, dass sich heuer viele Unternehmen in Österreich und ganz Europa mit diesem Thema beschäftigen werden. Industrie 4.0 ist nicht nur ein IKT-Thema, sondern eine gute Antwort für produzierende Unternehmen in Europa auf die großen Mitbewerber außerhalb der EU. In Smart Factories wird industrielle Produktion automatisiert beziehungsweise die Fertigung „informatisiert“. So gelingt es, individuelle Produkte oder kleinere Auflagen zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen. IT wird hier nicht mehr nur zur Prozessoptimierung eingesetzt, sondern für gänzlich neue Prozesse. Industrie 4.0 ist daher neben der Querschnittsmaterie der IT-Sicherheit eines unserer Schwerpunktthemen für das Jahr 2015.

Alfons Helmel, Geschäftsführer der Weiterbildungs- und Zertifizierungsakademie incite des WKO-Fachverbandes UBIT

Die IKT-Branche und der Export sollen weiterhin Wachstumstreiber der österreichischen Wirtschaft sein und damit einen Hoffnungsschimmer trotz schwacher Prognosen darstellen. Beide Bereiche haben starke Fundamente und können ihre Zukunftsaktivitäten auf kreative Innovation und fundierte Weiterbildung aufbauen.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*