Was kann ein „digitales Rezept für Bewegung“ leisten?

Eines ist ganz klar: Wir alle haben uns in Zeiten des Lockdowns und Homeoffice viel zu wenig bewegt, das geht aus vielen Studien hervor, wie auch Sportmediziner Robert Fritz beim 38. virtuellen "Digitalen Salon" Montag abends ausführte. [...]

41 Prozent der österreichischen Bevölkerung: Sie alle könnte man mit dem "digitalen Rezept für Bewegung" erreichen, meint Robert Fritz. (c) Wahlmüller

Die Pandemie verändert das Bewegungsverhalten im Beruf und in der Freizeit nachhaltig. Ist das “digitale Rezept für Bewegung” die Lösung für eine Gesellschaft, die sich zu wenig bewegt?  Eindeutig ja, meint Robert Fritz von der Sportordination Wien. Das „digitale Rezept“ auf Bewegung sollte laut Fritz in die Vorsorgeuntersuchung integriert werden. Rund 41 Prozent der österreichischen Bevölkerung zwischen 19 und 60 Jahren (das sind etwa 5,5, Mio. Menschen) könnte man mit dem „digitalen Rezept für Bewegung“ erreichen, glaubt der Arzt mit oö. Wurzeln – und damit in der Prophylaxe sehr viel erreichen: „Ein regelmäßig trainierender 75-Jähriger ist so leistungsfähig wie ein untrainierter 25-Jähriger“, sagte Fritz und riet damit: Jeder und jede sollte sich unbedingt bewegen, rund 150 Minuten pro Woche mit mittlerer Intensität sollten es mindestens sein, zusätzlich wenn möglich noch zwei Mal pro Woche Muskel- bzw. Krafttraining, so Fritz. Keinesfalls sollten sich Untrainierte am Anfang überfordern, er riet daher auch von Fitness-Apps ab: „Ich kann gar keine empfehlen, sie sind alle nicht für Sport-Einsteiger geeignet.“ Dagegen sei anfangs etwa 30 minütiges zügiges Spazierengehen jeden Tag die richtige Einstiegsdosis.

Fritz beleuchtete die Corona-Krise aus sportlicher Sicht – mit fatalem Urteil: Erstens haben sich die Menschen viel zu wenig bewegt, sogar die Alltagsbewegung – zur Arbeit und wieder nach Hause – sei weggefallen. Zweitens haben die Leute viel zu viel (und meist die falschen Dinge) gegessen. Das zeigen auch zahlreiche Studien. Auch die einzelnen Sportarten haben laut dem Sportmediziner durch den Lockdown einen Totaleinbruch erlebt: Schwimmen und zunächst auch Outdoor Laufen. Anders das Radfahren, es erlebte einen Boom: Radhersteller durften sich freuen, so viele Räder wie heuer wurden noch in keiner Frührjahrssaison verkauft.

Die Folgen mangelnder Bewegung und falscher Ernährung/Übergewicht sind bei den Todesursachen in der Statistik ablesbar: Herz-Kreislauf-Erkrankungen rangieren mit 38,9 Prozent an der Spitze, gefolgt von Krebserkrankungen mit 24,5 Prozent, präsentierte Fritz auch gleich abschreckende Zahlen.

Selbst engagierter Sportler, hob Fritz die Vorzüge des Sich-Bewegens hervor: Physisch und psychisch ist moderater Sport die beste Medizin, der Mensch profitiert von körperlicher Aktivität – das Immunsystem werde gestärkt und das Infektionsrisiko gesenkt. So könne man nicht nur Covid-19, sondern auch allen anderen Infektionen davonlaufen, meint Fritz. Vorausgesetzt man würde den Körper bzw. sich selbst nicht überfordern.

Seine eigene Sportordination war durch den Lockdown massiv beeinträchtig, „vier Wochen lang kamen fast gar keine Leute mehr, erst dann gingen der Betrieb und die Nachfrage wieder langsam los“, so Fritz. Flucht nach vorne, war die Devise. Fritz investierte in eine neue Website, eine neue Ordinations-Software und entwickelte die Idee zum „digitalen Rezept“. „Keine Frage, wir Ärzte müssen noch viel digitaler werden“, so seine Lehre aus der Krise. Den Vortrag zum Nachsehen gibt es hier

Über den Digitalen Salon

Seit 2016 organisiert Urban Innovation, die Innovationsagentur der Stadt Wien, die Veranstaltungsreihe „Digitaler Salon“ in Kooperation mit W24. Damit soll die traditionelle, von weiblichen Gastgeberinnen geprägte Wiener Salonkultur wieder aufleben. Diskutiert werden spannende Fragestellungen rund um digitale Themen und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Als Patinnen bzw. Gastgeberinnen fungieren neben der Stadt Wien/DigitalCity.Wien die Wiener IT-Salonièren Sandra Kolleth (Miele), Isabella Mader (Excellence Institute), Michaela Novak-Chaid (Apple), Tatjana Oppitz (WU Wien), Dorothee Ritz (Microsoft) und Maria Zesch (Magenta Telekom).


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