Webseite erstellen: Darauf kommt es an

Eine Website zu erstellen ist eine lösbare Aufgabe, wenn die Verantwortlichen wissen, worauf zu achten ist. Wir zeigen, wie es geht und wo Fallstricke lauern. [...]

Grundsätzlich gilt: Ein Standard-CMS oder Shopsystem ist in einem Großteil der Fälle die bessere Wahl (c) pixabay.com

Sollen eine Webseite oder ein Onlineshop erstellt werden, gibt es viel zu erledigen und zu entscheiden. Da meistens bereits für die Entwicklung ein Server oder Webspace benötigt wird, ist die Frage nach der Hardware eine der ersten, die es zu beantworten gilt. Allerdings sollte noch vorher ein Konzept erstellt werden, mit dem die Ausrichtung der Webpräsenz festgelegt werden und die Auswahl von Content Management System (CMS) und/oder Shop-Software erfolgen kann. Nur so lässt sich die letztlich benötigte Performance abschätzen.

Ein sinnvoller Ausgangspunkt ist die genaue Zielgruppenanalyse. Wer soll mit der Webseite angesprochen werden? Welche Informationen werden vermittelt, und welche Vorkenntnisse bringen die Besucher bereits mit? Wie groß ist die Zielgruppe und mit welchen Zugriffszahlen ist zu rechnen? Antworten auf diese Fragen helfen das Design, die Inhalte und auch die Bedienung der Webpräsenz praxisnah zu konzipieren. Ebenso lässt sich prognostizieren, wie groß die zu erwartende Serverlast ausfallen wird und welche Bandbreiten benötigt werden.

Besucher-Peaks einkalkulieren

Bei den zu kalkulierenden Zugriffszahlen sind nicht nur Durchschnittswerte, sondern vor allem zu erwartende Besucher-Peaks wichtig, also die Höchstzahl an (gleichzeitigen) Webseiten-Besuchern. Um hier gute Vorhersagen zu treffen, sollten etwa geplante PR- und Werbemaßnahmen in die Überlegungen einbezogen werden. Dass ein Radio- oder TV-Spot punktuell starke Zugriffsspitzen verursachen wird, ist nachvollziehbar. Doch auch virale Social-Media-Kampagnen haben häufig einen temporär starken Effekt, der sich auf die Zahl der Webbesucher deutlich auswirken kann. Wird ein Post beispielsweise von einem populären Partner oder einem Influencer mit zahlreichen Followern geteilt, wird das zu besonders vielen Zugriffen in einer sehr kurzen Zeitspanne führen.

Falls solche Aktionen für die geplante Webpräsenz relevant sind, empfiehlt es sich, möglichst frühzeitig das Gespräch mit dem Server-Provider zu suchen und Lösungen zu erarbeiten. Gerade wenn das Webprojekt noch in der Planungsphase ist, sollten solche Punkte bedacht werden damit von Anfang an keine Performance-Probleme drohen. Damit Sie wissen, welche Punkte sonst noch gleich zu Beginn der Planung wichtig sind, habe ich Ihnen eine Checkliste ausgearbeitet, die Sie am Ende des Artikels downloaden können.

So finden Sie das passende CMS

Ist die Ausrichtung der Webseite definiert, gilt es, die passende Applikation zu finden. Das ist der zweite Erfolgsfaktor. Hier kommen individuelle Eigenentwicklungen in Frage, die aber verhältnismäßig viel Arbeitszeit und hohe Kosten bedeuten. Daher ist es erst einmal sinnvoll, sich möglichst genau zu überlegen, was die Besonderheiten der geplanten Webseite sein sollen.

Grundsätzlich gilt: Ein Standard-CMS oder Shopsystem ist in einem Großteil der Fälle die bessere Wahl. Nahezu jedes der gängigen Systeme lässt sich mit einer Vielzahl an Erweiterungen an die eigenen Anforderungen anpassen. Selbst wenn es für eine spezielle Anforderung kein Plugin gibt, kann ein Entwicklerteam in der Regel an dieser Stelle ansetzen und etwas Eigenes schaffen, ohne zuvor das Rad komplett neu erfinden zu müssen. Auf jeden Fall ist die Programmierung eines individuellen Plugins für ein Standard-CMS fast immer vielwirtschaftlicher, als ein vollständiges Grundsystem selbst zu schreiben.

Egal für welche Software Sie sich in Sachen CMS und Shop-Lösung entscheiden: Alle gängigen Systeme sind bereits auf bestmögliche Performance optimiert. Sie alle müssen dem so genannten PageSpeed-Indikator genügen, der nicht nur ein Qualitätsmerkmal ist, sondern auch mit über Rankings und indirekt auch über Absprungraten entscheidend. Webseiten-Besucher sind in der Regel sehr ungeduldig, je länger eine Webseite braucht, um sich aufzubauen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Gäste vorzeitig abwenden. Je größer der Kreis der Wettbewerber, desto wichtiger ist es, dass die Performance stimmt. Besonders dann, wenn Sie sich mit Ihrem Angebot gegen direkte Konkurrenten durchsetzen wollen, sollten Sie dafür sorgen, dass Ihre Besucher binnen wenigen Sekunden finden, wonach Sie suchen.

Gelingt das nicht, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde seinen Kauf nicht beendet und lieber bei der Konkurrenz zuschlägt. Da Suchmaschinen wie Google darauf achten, ihren Besuchern Webseiten mit einer optimalen Benutzererfahrung zu bieten, beeinflusst der Seitenaufbau das Gesamtranking erheblich. Google priorisiert also Webpräsenzen, die besonders schnell laden. Welchen Wert Google für Ihre Seite ermittelt und zugrunde legt, lässt sich mit einem PageSpeed-Tool zumindest ansatzweise ermitteln. Diesen Wert sollten Sie während der gesamten Entwicklung Ihrer Webseite und auch im laufenden Betrieb im Auge behalten.

CMS-Erweiterungen als Performance-Killer

So gut gängige CMS-Systeme wie DrupalJoomla!, WordPress oder TYPO3 auch sind und so stark sie in ihren Basisinstallationen optimiert sein mögen, so schnell kann die Performance wieder in den Keller gehen. Verantwortlich dafür sind in den meisten Fällen die zahlreichen Plugins, mit denen sich die Basisfunktionalität ausbauen lässt. Viele dieser Erweiterungen stehen untereinander im Wettbewerb, da sie häufig Geld kosten und Umsatz generieren sollen.

Oft sollen sich Plugins nicht nur komfortabel bedienen lassen, sondern auch noch möglichst viele Probleme lösen. Was dann oft erst nach der Installation und Bezahlung auffällt, sind die negativen Auswirkungen auf die Performance. Eine Erweiterung sauber und performant zu programmieren, kostet viel Zeit und zahlt sich für Entwickler nicht immer aus. Die Erweiterung mit schillernden Zusatzfunktionen anzureichern, lohnt sich da schon eher.

Um die benötigten Funktionen zu ermitteln, sollte intensiv recherchiert werden. In meinem Workbook finden Sie hierzu weitere Hinweise. Was Sie aber auf jeden Fall tun sollten:

  • Nehmen Sie Erweiterungen einzeln in Betrieb und behalten Sie nach jeder Installation die PageSpeed im Auge. Kaufen Sie keine Plugins, von denen es keine kostenlose Testversion gibt.
  • Gerade bei den so genannten Webpage-Baukästen ist eine auf Performance optimierte Struktur mitunter entscheidend. Dabei handelt es sich um komplexe Editoren, mit denen Sie ganze Unterseiten layouten und mit zahlreichen Elementen ausstatten können. Hier gibt es Varianten, die die resultierenden Webseiten bei jedem Seitenaufruf assemblieren. Sinnvollere Editoren generieren den resultierenden HTML-Code einmalig und spielen diesen dann beim Seitenaufruf unmittelbar aus. Die Performance-Ersparnis ist an dieser Stelle erheblich.

Ressourcen sparen für die PageSpeed

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für einen schnellen Seitenaufbau ist auch die Größe der eingebundenen Ressourcen. Dabei geht es um unterschiedliche Elemente wie Bilder, Schriften, JavaScript und CSS-Dateien, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das größte Einsparpotenzial bieten allerdings Bilder. Die Wahl des richtigen Grafikformats kann hier entscheidend sein, ebenso eine sinnvolle Auflösung und Komprimierung. Achten Sie unbedingt darauf, den optimalen Mittelweg aus Qualität und Dateigröße zu finden und stellen Sie gegebenenfalls besondere Bilddateien wie zum Beispiel WebP für mobile Endgeräte bereit.

JavaScript-Plugins liegen im Idealfall in einer reduzierten Minified Version vor. Diese Variante ist nicht mehr für einen Menschen lesbar und somit auch nicht für eine Weiterentwicklung geeignet, dafür spart sie aber Bandbreite. Zudem sollten JavaScript-Dateien möglichst im Footer der Webseite eingebunden werden. Ein Webbrowser arbeitet den Quellcode nämlich linear von oben nach unten ab. Alles, was unmittelbar vor den dargestellten Basisinhalten geladen werden muss, bremst den Seitenaufbau aus.

Einen weiteren Performance-Schub versprechen Lazy-Loading-Tools. Wer sein CMS mit einer solchen Erweiterung ausstattet, bewirkt, dass Bilder erst dann geladen werden, wenn sie in den sichtbaren Bereich der dargestellten Webseite rutschen. Eine Maßnahme, die sich besonders auf mobilen Endgeräten wie Smartphones mit vergleichsweise niedriger Bandbreite und langen Scroll-Strecken positiv auswirkt.

Die richtige Hardware für Ihre Webpräsenz

Sind das optimale CMS gefunden, die Wahl geeigneter Plugins abgeschlossen und das Praxisszenario für den Betrieb klar abgesteckt, kann die Frage nach der geeigneten Hardware geklärt werden. Warum dieser Schritt erst jetzt ansteht, dürfte inzwischen klar sein – die Applikation ist entscheidend für die Last, die dem Server letztlich bei jedem einzelnen Seitenaufruf zugemutet wird. Je schlanker die Anwendung ist, desto weniger beansprucht sie den Server.

Die vermutlich kostengünstigste Variante, das klassische Webhosting, mag für viele Anwendungen ausreichend sein. Allerdings muss man sich hier den Server und meistens auch die IP-Adresse mit anderen Webpräsenzen teilen. Verbraucht ein „Webseiten-Nachbar“ übermäßig viele Ressourcen, kann sich das negativ auf die eigene Webseite auswirken. Dasselbe gilt, wenn der Nachbar zum Ziel von Attacken wird oder der gemeinsamen IP-Adresse generell einen schlechten Ruf verschafft.

Sicherer ist man da mit einem eigenen Server. Der kann klassisch als dedizierter Server, also tatsächlich physisch, zur Verfügung stehen. Alternativ lässt sich ein „virtueller Server“ oder Cloud-Server mieten. In diesem Fall wird der einzelne Server via Software simuliert und läuft auf einem Verbund von mehreren Servern. Die Gesamtressourcen werden hier softwareseitig auf zahlreiche virtuelle Systeme verteilt, wobei die Ressourcen jedoch reserviert und somit garantiert werden.

Ein großer Vorteil eines virtuellen Servers zeigt sich in seiner nahezu freien Skalierbarkeit. Werden mehr Ressourcen benötigt, können diese kurzfristig bereitgestellt werden. Ein Server-Umzug oder eine physische Aufrüstung ist nicht nötig. Zudem sind die Kosten für virtuelle Server vergleichsweise günstig. Wer sich dafür entscheidet, kann also mit einer kleinen Konfiguration anfangen und die benötigte Leistung durch entsprechende Upgrades anpassen. Das ist vor allem bei einem angestrebten Wachstum des Webprojekts wichtig. Technisch werden diese sogenannten virtuellen privaten Server (VPS) häufig als so genanntes Business Hosting umgesetzt.

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Mehr Informationen

*Business Hosting-Experte Kay Seegers (Jahrgang 1989) ist 4th Level Care Support-Guide bei DomainFactory in München. Der erfahrene Consultant kommt ursprünglich aus dem Vertrieb und interessiert sich bereits seit Jahren brennend für Plattformen und absatzfördernde Verkaufsstrukturen. Für seinen Arbeitgeber verfasst er regelmäßig Fachbeiträge wie das umfassende Performance-Workbook für Webworker, das dabei hilft, stabile und leistungsfähige Webprojekte zu planen.


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