Noch sind nicht alle Snowden-Dokumente ausgewertet. Jeden Tag arbeiteten sich viele Menschen durch die Unterlagen, betont der Journalist Glenn Greenwald. Er widersprach Berichten, dass die britischen Behörden einen Schlüssel für Teile der Dokumente hätten. [...]
Die Geheimdokumente des Informanten Edward Snowden halten laut seinem Vertrauten Glenn Greenwald noch viele Überraschungen bereit. Ein Großteil der wichtigen Unterlagen müsse noch veröffentlicht werden, erklärte der Enthüllungsjournalist des britischen „Guardian“. Zugleich bekräftigte er, dass die Dateien gut geschützt seien. „Alle Dokumente, die wir haben, sind sicher“, schrieb Greenwald am Dienstagabend in einer Fragerunde auf der Online-Plattform Reddit. „Wir haben alles weiterhin unter Kontrolle.“
Greenwalds Lebensgefährte David Miranda war Ende August am Londoner Flughafen Heathrow festgehalten worden, dabei wurden seine elektronischen Geräte konfisziert. Darunter befanden sich auch Datenträger mit Dokumenten, die Miranda zu Greenwald transportieren sollte. Später hieß es, Miranda habe ein Passwort dabeigehabt, mit dem die verschlüsselten Dokumente dekodiert werden könnten. Greenwald widersprach: „Er hat keine Schlüssel weitergegeben, die Zugang zu diesen Unterlagen erlaubt hätten, weil er keine solchen Schlüssel bei sich trug.“
Greenwald räumte ein, dass das Interesse an den Enthüllungen etwas nachgelassen habe. „Es gibt eine Art NSA-Müdigkeit: Das Gefühl, dass keine der Enthüllungen mehr überraschen kann.“ Die Öffentlichkeit habe mittlerweile verstanden, dass der US-Geheimdienst NSA die Privatsphäre weltweit auslöschen wolle.
Auf der ganzen Welt werteten viele Menschen jeden Tag die Unterlagen nach und nach aus, sagte Greenwald. Er zeigte auch Grenzen für die Veröffentlichung der Geheimunterlagen auf: „Ich persönlich würde keine Dokumente veröffentlichen, die anderen Staaten Wege aufzeigen, wie sie ihre Bürger besser ausspionieren können.“ Außerdem würde er keine Namen von Geheimagenten publizieren.
Snowden hatte sich mit seinen Informationen an Greenwald und die Dokumentarfilmerin Laura Poitras gewandt. Seitdem arbeiten die Journalisten eng mit dem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter zusammen. Auf die Frage, warum Greenwald die Dokumente nicht auf einen Schlag publiziert habe, antwortete er: „Es wäre strategisch dumm, das zu tun.“ Die Menschen hätten so viele Informationen auf einmal unmöglich verarbeiten können. Es gebe eine Vereinbarung mit Snowden, die Informationen schrittweise zu veröffentlichen.
Gleichzeitig soll die stückweise Veröffentlichung die Journalisten vor dem Vorwurf schützen, unverantwortlich mit Regierungsdaten umzugehen. Das warf die US-Regierung der Plattform Wikileaks vor, nachdem diese tausende Geheimdepeschen ins Netz gestellt hatte.
*Simon Hülsbömer ist Redakteur der COMPUTERWOCHE.
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