Weltweit zwei Milliarden potenzielle Cyber-Opfer

Tatverdächtige sind mehrheitlich zwischen 25 und 40 Jahren alt, und sie haben mehr als zwei Milliarden potenzielle Opfer zur Verfügung. Denn so viele Internetanschlüsse gibt es mittlerweile weltweit. Allein in Österreich sind es 6,1 Millionen. Das geht aus dem Cybercrime-Report des Bundeskriminalamts (BK) hervor. [...]

Die Herausforderung für die Ermittler formulierte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner so: „Wir müssen schneller als die Täter werden.“ Im Vorjahr gab es 5.112 Anzeigen wegen Cyberdelikten, abgesehen von 2009, als zwei Serien mit insgesamt mehr als 6.200 Einzeltaten geklärt wurden, die bisher höchste Zahl. 43,7 Prozent der 2011 angezeigten Cybertaten wurden geklärt, ein Rückgang gegenüber 2010 um rund fünf Prozent.
Das Innenministerium führt dies auf die Professionalisierung der Tätergruppen und, damit einhergehend, die schwierige Ermittlungsarbeit zurück. 46 Prozent der ausgeforschten Verdächtigen waren 25 bis 40 Jahre alt, 28 Prozent unter 25 und 26 Prozent über 40. Mehr als die Hälfte der Täter waren Inländer. Rund 18 Prozent der Verdächtigen kamen aus Deutschland, weitere 6,2 Prozent stammten aus Rumänien. Größere Tätergruppen stellten noch die Türkei (1,8 Prozent), Russland (1,4) und Ungarn (1,3). 17,2 Prozent der Ausgeforschten stammten aus anderen Nationen.
Kopfzerbrechen bereitet den Ermittlern unter anderem die hohe Zahl der Jugendlichen unter den potenziellen Opfern: Nur zwei Prozent der Neun- bis 16-Jährigen nutzen das Internet laut einer repräsentativen Studie vom Forschungsverbund EU Kids Online zuhause nicht. 48 Prozent haben einen WWW-Zugang im Kinderzimmer, 53 Prozent sind mit Smartphones oder normalen Handys online. 62 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben ein Profil in einem sozialen Netzwerk wie Facebook.
Dementsprechend warnte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (V) Kinder und Jugendliche vor einem allzu sorglosen Umgang mit dem Internet und persönlichen Daten: „Das Internet vergisst nichts. Es dokumentiert dauerhaft und öffentlich. Vielen Userinnen und Usern sind diese Konsequenzen nur leider oft nicht bewusst. Hier wollen wir Bewusstsein schärfen, informieren und aufklären, besonders die Jugendlichen, die sich viel im Netz bewegen.“ Das Innenministerium initiierte nicht zuletzt deshalb das Projekt „Click und Check“, bei dem Kriminalpräventionsbeamte Schüler den richtigen Umgang mit dem Internet lehren. 13.200 Jugendliche wurden auf diese Weise im Vorjahr erreicht.
Ein Großteil der Cyberdelikte waren Betrügereien. Diese Sparte stieg von 2010 auf 2011 um rund 36 Prozent auf 2.033 Anzeigen. Klassisch ist in diesem Bereich der Bestellbetrug, bei dem die Täter bei Internet-Versandhäusern Waren ordern ohne sie zu bezahlen. Umgekehrt verkaufen Täter vorgeblich Waren, die zwar bezahlt, aber nie geliefert werden.
Bei der Kinderpornografie gab es einen Anstieg von 315 Anzeigen 2010 auf 502 im Vorjahr. Die Zahl der Websites ging laut Bundeskriminalamt zurück, stattdessen wurde das Material verstärkt in geschlossenen Foren und Chats getauscht. Daher gebe es auch weniger private Hinweise bei der Meldestelle des Bundeskriminalamts. Auch „peer-to-peer“-Dienste werden bei den Kinderporno-Tätern immer gefragter: Hier werden die Materialien nicht mehr über einen zentralen Anbieter bezogen.
Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Cyberkriminalität war für das Innenministerium die Errichtung des Kompetenzzentrums C4. Dazu gebe es das europäische Cybercrimezentrum bei Europol. „Die Täter im grenzenlosen Internet können auch nur gemeinsam über die Staatsgrenzen hinaus nachhaltig und effizient bekämpft werden“, sagte Mikl-Leitner.


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