Weniger Gespräche und SMS, dafür höhere Tarife

In Österreich wurde 2014 weniger telefoniert und deutlich weniger SMS geschrieben als noch 2013. Dafür ist die mobile Datennutzung explodiert. Ebenfalls gestiegen ist das Preisniveau der Mobilfunktarife, während die Endkundenumsätze im Telekombereich gesunken sind. Zudem sind die Tageszeitungen auf dem besten Weg, hinter die Internet-Nutzung abzurutschen. Das geht aus dem Kommunikationsbericht 2014 hervor, der gemeinsam von der Kommunikationsbehörde KommAustria, der Telekom-Control-Kommission TKK und der Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde RTR erstellt wurde. [...]

Der Kommunikationsbericht 2014, der auf der Website der RTR als PDF zum Download bereitsteht und neben den regulatorischen Aktivitäten im Telekombereich auch die Sparten Rundfunk  und Post, Marktentwicklungen, Mediennutzung, die Vergabe von Förderungen, Fortschritte bei der Rundfunk-Digitalisierung, Beschwerden über überhöhte Handyrechnungen und Werbeerlöse enthält, wurde vor kurzem von Kanzleramtsminister Josef Ostermayer dem Nationalrat vorgelegt.

Konkret wurden laut dem Bericht 2014 21,81 Milliarden Gesprächsminuten im Mobilfunkbereich und 3,58 Milliarden im Festnetz verzeichnet. Das ist ein Minus von 3,1 Prozent bzw. 7,3 Prozent gegenüber 2013. Auch die Zahl der SMS ist erheblich – von 5,91 Milliarden auf 4,45 Milliarden – gesunken. 2012 hatten die Österreicher sogar noch 7,75 Milliarden SMS verschickt. Die Autoren des Berichts führen die Entwicklung auf die weitere Verbreitung von E-Mail- und Instant-Messaging-Diensten wie WhatsAPP oder iMessage zurück. Geringfügig zurückgegangen ist auch die Zahl der Mobilfunkteilnehmer und der Festnetzanschlüsse, insgesamt waren 2014 12,95 Millionen SIM-Karten aktiviert und 2,54 Millionen Telefone österreichweit ans Festnetz angeschlossen.

Eine Zäsur im österreichischen Mobilfunkmarkt hat den Regulierungsbehörden zufolge die vor rund zweieinhalb Jahren erfolgte Fusion von Hutchison und Orange gebracht. Während die Mobilfunktarife bis zum Jahr 2013 durch den intensiven Wettbewerb auf heimischem Boden kontinuierlich sanken, ist seither eine Preissteigerung zu beobachten, die sich auch 2014 fortsetzte. Vor allem die monatlichen Grundentgelte stiegen deutlich. Das alles ist im Vorfeld der Fusion bereits befürchtet worden und nun belegbar auch eingetreten. Gleichzeitig ist eine zunehmende Datenzentriertheit bei den Tarifen festzustellen. Verlierer sind demnach vor allem jene, die wenig telefonieren und kaum oder keine Daten downloaden. Sie müssen laut Mobilfunkpreisindex der RTR mit fast 50 Prozent höheren Kosten rechnen als noch Anfang 2011. Auch die Aktivierungsgebühren schnellten vielfach in die Höhe, was die Wechselbarrieren für Kunden erheblich erhöht hat. Noch nicht das Preisniveau von 2011 haben die Werte für High-User und Power-User erreicht, aber auch sie waren 2013 mit signifikanten Preisanstiegen konfrontiert.

DATENDOWNLOAD EXPLODIERT

Trotz des Aufwärtstrends bei den Mobilfunktarifen gingen die Endkundenumsätze im Telekombereich im Vorjahr weiter zurück, allerdings nur noch um 0,4 Prozent (2013: minus 4,3 Prozent). Zurückzuführen ist das laut Bericht auf geringere Umsätze im Festnetzbereich und bei Mietleitungen. 62,8 Prozent der Umsätze wurden im Mobilfunkbereich, 21,7 Prozent im stationären Breitbandbereich und 14,7 Prozent im Festnetzbereich verzeichnet. Der Rest entfiel auf Mietleitungen. Nahezu explodiert ist in den letzten Jahren der Datenup- und -download im Mobilfunkbereich. 2014 wurden bereits 165.950 Terabyte transferiert. Zum Vergleich: 2008 waren es nur 8.584 Terabyte gewesen, 2013 zumindest schon 110.730.

Beim Marktanteil der Mobilfunknetzbetreiber hat nach wie vor A1 Telekom die Nase vorne (42 Prozent). T-Mobile konnte Ende 2014 30 Prozent der Mobilfunkteilnehmer für sich verbuchen, Hutchison 28 Prozent. Auch im Festnetz führt A1 Telekom mit deutlichem Abstand vor Tele2, COLT und UPC.

MEHR KUNDENBESCHWERDEN

Einen deutlichen Sprung nach oben machten die Kundenbeschwerden bei der von der RTR eingerichteten Telekom-Schlichtungsstelle. Nach zweijährigem Rückgang stieg die Zahl der Schlichtungsverfahren wieder an, und zwar von 2.859 im Jahr 2013 auf 3.879 im Jahr 2014. Vor allem Contentdienste, die per Klick am Smartphone aktiviert und bezahlt werden können, sorgen regelmäßig für böse Überraschungen beim Erhalt der Telefonrechnung. Viele der betroffenen Beschwerdeführer bestreiten, die angebotenen Dienste, z.B. Gewinnspiele oder Videodownloads, bestellt zu haben. Die RTR hält es für ein Problem, dass Contentdienste im Gegensatz zu klassischen Mehrwertdiensten nicht reguliert sind, also etwa wie bei Abodiensten nach jeweils 10 Euro keine neuerliche Zustimmung des Nutzers erforderlich ist. Sie urgiert daher eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes.


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