In Österreich wurde 2014 weniger telefoniert und deutlich weniger SMS geschrieben als noch 2013. Dafür ist die mobile Datennutzung explodiert. Ebenfalls gestiegen ist das Preisniveau der Mobilfunktarife, während die Endkundenumsätze im Telekombereich gesunken sind. Zudem sind die Tageszeitungen auf dem besten Weg, hinter die Internet-Nutzung abzurutschen. Das geht aus dem Kommunikationsbericht 2014 hervor, der gemeinsam von der Kommunikationsbehörde KommAustria, der Telekom-Control-Kommission TKK und der Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde RTR erstellt wurde. [...]
Ein häufiger Beschwerdegrund waren auch durchgeführte einseitige Vertrags- und Entgeltänderungen. Deutlich zurückgegangen sind hingegen unlautere Praktiken im Bereich der klassischen Mehrwertdienste. Nur noch insgesamt 136 Beschwerden betrafen entweder Mehrwertnummern oder Mehrwert-SMS, was einem Beschwerdeanteil von 3,5 Prozent entspricht. Von ihrer Kompetenz, mittels Mandatsbescheid Rufnummern wegen missbräuchlicher Verwendung unverzüglich zu sperren, musste die RTR in keinem einzigen Fall Gebrauch machen.
ZU HOHE ROAMINGGEBÜHREN
Im Zuge von Aufsichtsverfahren schritt die RTR unter anderem wegen angebotener und nicht angezeigter mobiler Telekommunikationsdienste, Hürden bei der Rufnummermitnahme, unzureichender Kundeninformationen und in unzulässiger Weise durchgeführter einseitiger Entgeltänderungen ein. Die TKK beanstandete darüber hinaus in einem Fall zu hohe Roaminggebühren für Kroatien, Versäumnisse bei der verpflichtenden Veröffentlichung eines Standardangebots und die Verrechnung eines Entgelts für Papierrechnungen. Da im letztgenannten Fall die rechtswidrige Praxis trotz Aufforderung nicht abgestellt wurde, machte die Regulierungsbehörde erstmals von der Möglichkeit Gebrauch, beim Kartellgericht eine Abschöpfung der unzulässigen Bereicherung zu beantragen. Das Verfahren war bei Berichterstellung noch anhängig.
Ausdrücklich hingewiesen wird im Bericht auch darauf, dass die Frequenzauktion vom September 2013, die einen Erlös von 2 Mrd. Euro brachte, höchstgerichtlich abgesegnet und der Zuteilungsbescheid der TKK bestätigt wurde. Die Regierungsbehörden bekamen vom Verwaltungsgerichtshof demnach in allen kritisierten Punkten Recht.
MEDIENNUTZUNG IN ÖSTERREICH
Was die tägliche Mediennutzung betrifft, konnte das Fernsehen 2014 – im Gegensatz zum Radio – ein Plus von fünf Minuten erzielen. Ganze 174 Minuten verbrachten die Österreicher jeden Tag vor dem Fernsehgerät, wobei laut Bericht ältere Leute mehr als jüngere schauen und der TV-Konsum immer häufiger zu einem „Begleitmedium“ neben anderen Tätigkeiten mit reduzierter Aufmerksamkeit wird.
Die meisten Menschen in Österreich erreicht jedoch nach wie vor das Radio. 81 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren drehten im Jahr 2014 zumindest einmal am Tag am Radioknopf, damit blieb dieser Wert konstant. Allerdings ging die durchschnittliche Hördauer um sechs Minuten auf 189 Minuten pro Tag zurück, seit 2008 wurden damit bereits schon 20 Minuten eingebüßt.
Die Tageszeitungen sind, hält der Trend weiter an, auf dem besten Weg hinter die Internet-Nutzung abzurutschen. Noch gab es 2014 mit je 69 Prozent Tagesreichweite bei der Bevölkerung ab 14 Jahren ein Unentschieden, das Internet holte allerdings von 57 Prozent auf 69 Prozent auf, während die Tageszeitungen von 72 Prozent auf 69 Prozent abrutschten und damit einen historischen Tiefpunkt erreichten. Durchschnittlich verbrachten die Nutzer täglich 83 Minuten im Netz (+ 1 Minute gegenüber 2013), der Zeitung schenkten sie im Schnitt 30 Minuten ihre Zeit.
HERAUSFORDERUNG NETZNEUTRALITÄT
Einen speziellen Fokus legt der Bericht auf das Thema Netzneutralität. Nach Meinung der Regulierungsbehörden könnte es enorme Auswirkungen haben, sollten in Zukunft nicht mehr alle Datenpakete im Internet gleich behandelt werden und bestimmte Datenanwendungen und Dienste eine „Überholspur“ erhalten. Der Wettbewerb zwischen den Anbietern von Inhalten und Applikationen und den Produzenten elektronischer Medien könnten durch Spezialdienste verzerrt werden, warnt die RTR und weist darauf hin, dass sie sich bereits im Mai 2013 in einem Positionspapier für den Erhalt des innovations- und wachstumsfördernden offenen Charakter des Internets ausgesprochen hat. Sie kann sich gegebenenfalls auch einen österreichischen Alleingang zur Absicherung des offenen Internets vorstellen, sollte es auf EU-Ebene in absehbarer Zeit zu keiner einheitlichen Netzneutralitätsregelung kommen.
Eine rasche politische Entscheidung mahnen die Regulierungsbehörden schließlich in Bezug auf die „Digitale Dividende II“ ein. Gemäß den Plänen der EU sollen derzeit dem Rundfunk vorbehaltene Frequenzen aus dem Bereich 700 MHz ab dem Jahr 2020 europaweit für Mobilfunk genutzt werden. Die ehestmögliche Nutzung dieser Frequenzen für mobile Anwendungen könnte einen wesentlichen Beitrag zur Breitbandversorgung der Bevölkerung, insbesondere in ländlichen Gebieten, leisten, heben Elfriede Solé, Vorsitzende der TKK und der PCK, Michael Ogris, Vorsitzender der KommAustria, Alfred Grinschgl, RTR-Geschäftsführer des Fachbereichs Medien, und Johannes Gungl, RTR-Geschäftsführer für den Fachbereich Telekommunikation und Post, im Vorwort des Berichts hervor. (pi/rnf)
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