Wenn Veränderung zum Dauerzustand wird

Mussten wir bislang immer wieder Change- Phasen bewältigen, ist der geforderte Wandel zum gefühlten Dauerzustand geworden - eine Herausforderung für die Führung. [...]

img-1
Permanente Change-Prozesse müssen gemanagt und geführt werden (c) pixabay.com

Bereits um 300 v. Ch. formulierte der taoistische Philosoph Dschuang Dsi „Auf der Welt gibt es nichts, was sich nicht verändert, nichts bleibt ewig so wie es einst war.“ Lange danach sagte der 1952 geborene deutsche Zeithistoriker Michael Richter „Was bleibt, ist die Veränderung; was sich verändert, bleibt“.

Über die Jahrhunderte hinweg scheint nur eines Bestand zu haben: die Veränderung. In solchen Zeiten, offiziell „Übergangsphase“ genannt, aber in Wirklichkeit doch Dauerzustand, braucht es vor allem eines: „richtige Chefs„! Mit „richtig“ ist keinesfalls machtbesessen oder patriarchalisch gemeint. Vielmehr sind echte Vorgesetzte mit all ihren Kompetenzen gefragt – keine Schönwetterchefs. Denn Hand aufs Herz: Wenn die Auftragslage gut und die Mitarbeitercrew motiviert ist, der Teamgeist so richtig zusammenschweißt und jeder weiß, was er zu tun hat, braucht es im Grunde keinen Chef. Allerdings sonnen sich nicht wenige gerade dann im positiven Licht.

Was aber tun in einem „permanenten Change-Prozess“? Dieser muss gemanagt und geführt werden. Das ist an sich schon anspruchsvoll genug, aber es kommt noch eine weitere, erschwerende Komponente hinzu: Auch Vorgesetzte sind von den Unsicherheiten in diesen Zeiten betroffen. Nicht selten zeigt sich gerade jetzt: Es lässt sich gut reden und Flexibilität einfordern bis zu dem Zeitpunkt, an dem man selbst betroffen ist. Jetzt können Führungskräfte zeigen, was sie drauf haben – vorausgesetzt sie haben es drauf! Sofern Führungskräfte den Anspruch haben, auch in Phasen des „Sturmes mit offenem Ausgang“ zu punkten, lohnt es sich, ein paar Eckpunkte zu beherzigen:

Denken Sie in Rollen!

Sie müssen nicht permanent die Führungsrolle einnehmen, sondern dürfen ruhig auch einmal ein Ratsuchender sein. Selbst von der Unsicherheit betroffen, vertrauen Sie sich jemandem an, mit dem Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen sowie sich austauschen können. Hier ist Selbstmanagement gefragt, um Ihre Unsicherheit auf keinen Fall nach außen zu tragen. Denken Sie in Rollen und haben Sie den Mut, unterschiedliche Sichtweisen einzunehmen.

Suchen Sie das Positive!

Nie reagieren Mitarbeiter sensibler auf kleinste Signale als in Zeiten des Wandels. Man beobachtet Sie als Vorgesetzter haarscharf und genau. Sie strahlen genau das aus, was Sie sind. Wenn Sie eine Neustrukturierung mit veränderten Aufgabengebieten präsentieren und selbst nicht daran glauben, können Sie die Worte noch so an das offizielle Wording anlehnen, man wird Ihnen ansehen, dass Sie nicht dahinter stehen. Suchen Sie ganz bewusst das Positive – nicht nur für Ihre Mitarbeiter, sondern ganz besonders auch für Sie selbst.

Geben Sie Sicherheit!

In Veränderungsprozessen müssen viele ihr gewohntes Terrain verlassen. Keiner weiß, ob das was „von oben“ lautstark verkündet und schön geredet wird, auch tatsächlich funktioniert. Die Unsicherheit bei allen Beteiligten ist groß. Als Führungskraft müssen Sie jetzt geben. Das geschieht vor allem nonverbal (siehe 2.) und im Alltag durch kleinste Gesten. Reden Sie von der Zukunft nicht plakativ positiv, sondern zeigen anhand von konkreten Beispielen auf, warum und wie genau alles jetzt und in Zukunft ablaufen wird und vor allem gelingt.

Das Top-Management findet Change cool, sieht die Chancen darin und freut sich auf das Neue. Das ist auch logisch, sie haben diese Entwicklung ja initiiert und sich lange davor gründlich damit beschäftigt, sich mit Beratern ausgetauscht und intensiv darüber diskutiert.

Die Mitarbeiter (und auch die mittlere Führungsebene) sind „nur“ Ausführende, dabei müssten sie vielmehr – und das möglichst schnell – zu Beteiligten werden. Die Königsdisziplin ist also, die Mitarbeiter ins Boot zu holen. Aber auch das gelingt nicht mit Phrasen und „Sie-müssen-Veränderungen-als-Chance-sehen“-Befehlen. Inspiration bietet Maslow: Seine Pyramide zeigt, dass es das Erstrebenswerteste ist, sich selbst zu verwirklichen. Das kommt noch vor dem übergeordneten Ich. Hier können Führungskräfte ansetzen. Indem sie gut überlegen, was sie im Rahmen des Change-Prozesses von den Mitarbeitern gestalten lassen können. Es ist ja nicht so, dass restlos alles vorgegeben ist.

*Stefan Häseli regt als internationaler Speaker dazu an, wirkungsvolle Kommunikation im Alltag mit Spaß zu erleben. Weiterhin ist er Buchautor und bekannt als Ratgeber in Radio- und TV-Sendungen.


Mehr Artikel

img-4
News

Erfolgreiche KI-Projekte beginnen mit einem Readiness-Check

Das KI-Potenzial ist praktisch unerschöpflich. Doch um es richtig zu nutzen und daraus echte Wettbewerbsvorteile zu generieren, muss vorab die Bereitschaft des Unternehmens dafür geklärt werden. Der IT-Dienstleister CGI erklärt, warum der Readiness-Check so wichtig ist, was er genau analysiert und was mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen passiert.​ […]

img-6
Case-Study

Komplexe EDI-Integration in SAP S/4HANA

Der Kärntner Lebensmittelproduzent KARNERTA hat mit Unterstützung von EDITEL eine reibungslose Einbindung von Electronic Data Interchange (EDI) in sein neues SAP S/4HANA-System realisiert. Dabei wurden die Daten von mehr als tausend Kunden während des laufenden Betriebes in die neue IT-Systemlandschaft überführt. […]

img-7
News

Supply Chain bleibt Sorgenkind der Industrie

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in der DACH-Region klagen über Engpässe bei ihren Lieferanten. Weitere Belastungen sind Qualitätsprobleme bei den Lieferanten sowie stark gestiegene Transportkosten, wie die aktuelle Studie „Performance-Treiber 2024“ zeigt. […]

img-10
News

KI als treibende Kraft hinter der Cloud-Strategie

Laut einer aktuellen Red-Hat-Studie stehen Investitionen in die Cloud als Geschäftspriorität für 2025 ganz oben auf der Liste der befragten IT-Manager, wobei KI für 82 Prozent eine treibende Kraft ist und gleichzeitig bei 88 Prozent ein erhebliches Qualifikationsdefizit im Bereich KI besteht. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*